Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 116
Meine Damen und Herren!
Unabhängig von der Aufforderung oder der Idee des
Kollegen Chorherr hätte ich mich sowieso dazu entschlossen, mich einigermaßen
kurz zu halten. Ich werde auch versuchen, einen Rahmen von ungefähr
10 Minuten einzuhalten.
Wie schon manche meiner Vorredner möchte natürlich
auch ich mich heute mit einer kurzen Leistungsbilanz der Ära Schicker
beschäftigen und habe mir gedacht, ich mache das - da es so viel ist, dass ich
fast stundenlang reden müsste, wenn ich könnte - stichwortartig, und habe mir
als Leitfaden das Abc hergenommen. (GR Dr Herbert Madejski: Das habe ich
auch schon einmal gemacht!) Wir haben tatsächlich, bis auf eine einzige
Ausnahme, für jeden Buchstaben des Abc einen passenden Punkt oder mehrere aus
der Ära Schicker gefunden.
A wie zum Beispiel Flugfeld Aspern: Das fängt gleich
einmal mit einem großen Brocken an. Wir wissen alle, dort wird gerade das Pferd
von der falschen Seite her aufgezäumt. Wir beginnen in der Planung mit viel zu
viel Wohnbau und nicht mit Betriebsansiedelung - ein ganz schwerer Schnitzer
des Planungsressorts!
B wie etwa Brachmühle: Ein besonderes Gustostückerl
aus der Planungspraxis der letzten Jahre, meine Damen und Herren! Bis heute
weiß eigentlich keiner, wie diese Widmung - abgesehen davon, dass wir sie hier
beschlossen haben - und wieso sie zustande gekommen ist. Das einzige, was wir
wissen, ist, dass es in dieser Stadt einstweilen außerrathäusliche
Widmungsspezialisten gibt. Einer von ihnen war bei der Brachmühle tätig, und
wir werden ihm demnächst auch bei anderen Großprojekten der Stadt Wien
begegnen. Wir werden uns sicher sehr intensiv mit ihm auseinander setzen. Es
gibt jedenfalls Leute in der Stadt, die bringen Widmungen zusammen, da glaubt
man gar nicht, dass es so etwas gibt.
Unter B finden wir aber auch den Bahnhof Wien-Mitte,
ebenfalls ein absoluter Leckerbissen, meine Damen und Herren. Jetzt haben wir
das zweite Mal gewidmet und den Zeitungen entnehmen wir, dass noch immer nicht
sicher ist, ob dort gebaut wird oder nicht. Möglicherweise wird jetzt nur das
bestehende Gebäude behübscht, aber angeblich gibt es ja bis Ende Juni eine
Entscheidung. Wir von der Wiener ÖVP haben hier schon öfter vorgetragen, dass
wir befürchten, dass dort trotz der Maßwidmung für die Investoren wieder nichts
passieren wird.
C wie Creative Industries: Ein ganz wichtiger Zweig,
auf den sich die Stadt Wien viel mehr stützen sollte. Es gibt noch immer keinen
Standort, keinen Cluster.
D wie Denkmalschutz: Meine Damen und Herren, da sage
ich nur, es würde auch zu S wie Sofiensäle passen. Da brauche ich gar nichts
weiter auszuführen.
E wie Eurogate: Das hätte ich natürlich auch unter A
wie Aspanggründe aufführen können. Das Projekt dieses neuen Stadtteils im
Zentrum Wiens liegt mehr oder weniger auf Eis. Wir werden ja sehen, wie es dort
mit der Realisierung weitergeht.
E aber auch wie EKZ: Darüber haben wir hier schon des
Öfteren gesprochen, und wir werden in wenigen Tagen, übermorgen, ein weiteres
Beispiel für ein großes und sinnloses Einkaufszentrum erörtern. Obwohl wir seit
Jahren immer wieder darauf hinweisen, dass sich die Stadt Wien und das
Planungsressort endlich einmal damit beschäftigen sollten, wo denn überhaupt in
dieser Stadt sinnvollerweise noch Einkaufszentren gebaut werden, ist es bisher
nicht dazu gekommen.
Ich bringe daher gemeinsam mit Kollegen Gerstl heute
einen Antrag ein, der da lautet:
„Die Stadt Wien wird dazu aufgefordert, ein
Einkaufszentrenkonzept zu erstellen, das genau festlegt, ob und in welchem
Ausmaß die Schaffung von Einkaufszentren vorzunehmen ist.
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung."
(Beifall bei der ÖVP.)
F wie Flak-Türme - auch nicht viel weitergegangen,
wie wir wissen, meine Damen und Herren - oder F wie FIAT-Gründe: Auch dort
haben wir geradezu hellseherisch Recht behalten, nämlich einerseits, dass
dieses Projekt in die Gesamtplanungen rund um Schönbrunn, in eine mögliche
Untertunnelung und in die Vorplatzgestaltung hätte mit einbezogen werden
müssen, und auch in der Hinsicht, dass wir gesagt haben: Wir werden ja einmal
sehen, ob dort trotz einer weiteren Maßwidmung von den Investoren her etwas
weitergeht. Bis heute ist nichts geschehen. Na gut, das kennen wir ja schon.
G wie Geschäftsstraßensterben: Dagegen ist im Ressort
Schicker kaum etwas unternommen worden, sondern ganz im Gegenteil, durch die
vielen geplanten EKZ wurde es wesentlich beschleunigt.
H wie Hochhauskonzept: Auch ein besonderer
Meilenstein, eigentlich gleich zu Beginn der Ära Schicker. Ich habe damals hier
an dieser Stelle gesagt, das wird ein Hochhaus-Verhinderungskonzept, und wie
wir wissen, ist außer einem gescheiterten Projekt, auf das ich bei K noch zu
sprechen komme, im Hochhausbau in den letzten Jahren tatsächlich so gut wie
nichts weitergegangen. Es war also wirklich das von uns vermutete
Hochhaus-Verhinderungskonzept.
I wie Initiativen zum Klimaschutz: Hier erklärt sich
der Stadtrat in Anfragebeantwortungen immer wieder für un-zuständig und
verweist auf andere Ressorts.
J wie - seien wir hier ein bisschen kreativ -
Janusköpfigkeit bei der Behandlung der Bauern: Auf der einen Seite wird von der
Stadtregierung und auch vom Herrn Bürgermeister die Landwirtschaft immer als
besonders wichtig eingestuft, auf der anderen Seite wird sie dann durch
Umwidmungen schlechter gestellt, nämlich vor allem - ich möchte es jetzt nicht
im Detail erklären, wir haben es ja schon oft genug diskutiert - durch die
Umwidmungen von L auf SwwL, die eine ganz gravierende Behinderung der Wiener
Landwirtschaft darstellen.
Dazu bringe ich, ebenfalls gemeinsam mit den Kollegen
Gerstl und Klucsarits, einen Antrag ein, der da lautet:
„Der zuständige Stadtrat für Stadtentwicklung und
Verkehr wird aufgefordert, die Praxis, bei den Flächenwidmungen
landwirtschaftliche Flächen mit einer SwwL- statt mit einer L-Widmung zu
versehen, zu stoppen.
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