Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 116
Wir ersparen uns zum Beispiel auch die Folgen einer
Jahrhundertflut, weil vor 36 Jahren die Donauinsel gebaut worden ist, ein
wunderschönes Naherholungsgebiet, auch ein großartiger Hochwasserschutz, nicht,
wie damals die ÖVP gesagt hat, ein Zeichen dafür, dass die Stadt krank sei. (GR
Johannes Prochaska: Das war die Spaghettiinsel!) - Ja genau, das war die
Spaghettiinsel, wo überhaupt keine Leute drauf sein werden. Es sind 200 000
pro Tag an einem schönen Tag.
Aber ich möchte mich da jetzt nicht irritieren
lassen. Ich möchte nämlich zwei wirklich spannende, auch aktuelle Beispiele für
das Thema "Hochtechnologie, Intelligenz, Vorausschauendsein und
Geldsparen" in der Umweltpolitik von meinem Lieblingsbereich bringen,
nämlich der Kanalisation:
Das eine Beispiel ist die Kanalnetzsteuerung. Es ist
nämlich so, wenn es in Wien arg regnet, dann funktioniert das Kanalnetz zum
Teil auf Aquaterspeicher und nach dem Abklingen des Regens wird das dann alles
in der Hauptkläranlage gereinigt. Dass das geht, erfordert 40 Computer,
die zu einem Großrechner zusammengeschlossen sind, der alle Daten verarbeitet,
über Regensensoren, über Pumpwerke, über das Kanalnetz, über Regenprognosen.
Elektrische Verschlussorgane heben sich, senken sich, die Sachen werden
gepumpt, das heißt, durch Glasfaserringe verbunden. Das ist nicht nur eine
technische Spielerei, sondern diese Sache spart uns zum Beispiel den Bau von
Überlaufbecken und damit der Stadt 50 Millionen EUR.
Das andere Beispiel ist das hier schon oft
diskutierte, nur in einem falschen Zusammenhang, Vorhaben, Datenleitungen im
Kanal zu legen, Spezialroboter tändeln seit sieben Jahren im Wiener Kanalnetz
herum und legen Glasfaserleitungen. Mittlerweile sind in 15 Prozent aller
Kanäle in Wien Glasfaserleitungen installiert. Das ist eine insofern
beachtliche Zahl, wenn man sich anschaut, dass in einem 1 000-Meter-Abstand
zu diesen Glasfaserleitungen 80 Prozent der Wiener Bevölkerung versorgt
werden könnten. Die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit
Hochleistungsnetzen ist somit in ganz greifbare Nähe gerückt und im
Zusammenhang mit dem Pimperlthema Broadband-Förderung des Bundes eine wirklich
spannende Sache für die Zukunft.
Ganz kurz, ähnlich wie die Geschichte mit der
Enklave, das Thema "Luft": Ich wundere mich immer wieder, wie
unterschiedlich man die Welt sehen kann. Frau Reinberger hat gesagt, im Prinzip
ist nichts passiert. Immerhin hatten wir Ende 2002 einen Stand minus
3 Prozent der CO2-Ausstöße. Das ist eine Zahl, die man sehen
kann, wie man will. Spannend ist es, wenn man Zahlen vergleicht: In Wien ist
der CO2-Ausstoß 4 Tonnen pro Kopf, in Österreich ist der CO2-Ausstoß
zum Beispiel 8,6 Tonnen pro Kopf, in Deutschland ist der CO2-Ausstoß
zum Beispiel 10,6 Tonnen pro Kopf. Das ist eine anschauliche
Vergleichsziffer und zeigt den Erfolg der vielen Maßnahmen, angefangen von
Effizienzsteigerung der Kraftwerke, erneuerbarer Energienützung, wir haben die
beste Solarförderung in ganz Österreich und wir haben nicht irgendeine
schlechte Förderung der erneuerbaren Energie (GR Mag Christoph Chorherr: Und wir haben die wenigsten
Solarkraftwerke!), zum Beispiel auch der Bau des Trinkwasserkraftwerks
Mauer, das angedacht worden ist, der öffentliche Modal-Split, öffentlicher
Verkehr wird gefördert, Radwege werden gebaut.
Und es bringt uns, und jetzt
komme ich zu dem zweiten Punkt, der heute angesprochen ist, beim Feinstaub in
eine ganz andere Position als die, wo andere Bundesländer jetzt wegstarten
müssen. Wir müssen nämlich, und das Beispiel ist schon gekommen, beim Hausbrand
nicht mehr dagegen ankämpfen. Wir haben a) das Problem gar nicht.
Es ist b) nicht unbedingt ein lokales Problem, was
der Vergleich mit Illmitz zeigt, wo ungefähr die gleichen Werte bei der
Messstation aufscheinen wie in Wien. Trotzdem, das, was man in Wien tun kann,
das tun wir. Beispiele: Winterdienst, neue forcierte Straßenreinigung, die
ganze Busflotte fährt mit Flüssiggas, wir haben einen Emissionskataster, die
urbane Luftinitiative und so weiter.
Dass das alles nicht einfach nichts ist, zeigen wie
immer, auch wenn man es sich nicht gern anschaut, Vergleiche. Ich habe da zum
Beispiel den Linzer Städtevergleich 2003. Darauf sind viele Balken. Hinter
Wien sind darauf zum Beispiel Millionenstädte wie Mailand, Kopenhagen, München,
Brüssel, Warschau und Madrid, aber zum Beispiel auch Graz, Klagenfurt, Linz und
St Pölten.
Jetzt aber zum wichtigsten Thema und dem Grund, warum
hier diese Schachtel steht. Es ist mir auch deshalb wichtig, weil es hier kaum
besprochen wird, das Thema "Umweltbildung". Die Aussage vom Kollegen
Parzer zum Thema "Kids Town" und dass die Stadt dort zwei Stationen
betreibt, mit der MA 48 und mit der MA 30, dass er das zwar gut
findet, aber für arg hält, dass das die Umwelt zahlt, zeigt eigentlich, wessen
Geistes er ist. Bester Umweltschutz verfehlt nämlich die Wirkung, wenn man
nicht in die Köpfe der Leute hineinkommt und wenn er nicht gelebt wird. Bester
Umweltschutz muss vermittelt werden und das ist ein Grund, warum Umweltbildung
sehr wohl Teil der Umweltpolitik und ein ganz wesentlicher Teil ist. (Beifall bei der SPÖ.)
Zum Anschauen, wir haben es auch alle in den
Postfächern gehabt, aber falls es irgendwie richtig getrennt im Papiermüll
gelandet ist: Es gibt das "EULE"-Programm. Darin sind alle Maßnahmen,
welche die Umweltabteilung der Stadt Wien zum Thema "Umweltbildung"
anbietet, vom Müllkasper bis zur Kinderbaustelle Wientalkanal, Filme, Vorträge,
Cobenzl, man kann es im Büro drüben einfach holen, bis zum Beispiel Material
für Kindergärten und Schulen.
Weil ich den Eindruck habe, das
ist nicht so ganz durchgedrungen, habe ich ein Beispiel mit. (Der Redner zeigt die zum Rednerpult
mitgenommene Schachtel und deren Inhalt her, der zum Beispiel aus
Miniaturmistkübeln für verschiedene Abfälle besteht.) Das ist so eine
Geschichte, die an Volksschulen zum Thema "Umweltbildung" geschickt
wird. Da gibt es ganz unterschiedliche Materialien zum Thema der Mülltrennung.
Es gibt zum
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