Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 116
Abschluss beantworten, nämlich mit: Nein danke, so
nicht. (Beifall beim BZW.)
Vorsitzender Dr Herbert Madejski:
Zum Wort gemeldet ist Herr GR Blind.
GR Kurth-Bodo Blind (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Diese Rede, die ich jetzt halte, könnte ich getrost
zu jedem Kapitel des Rechnungsabschlusses 2004 halten, denn in jeder
Geschäftsgruppe gab es bis zur letzten Ausschusssitzung -zig Anträge mit
Hunderttausenden von Euro unter dem Titel oder Deckmantel “Information und
Öffentlichkeitsarbeit“.
Zum Beispiel haben wir am 13.6. noch unter
Punkt 41 im Umweltausschuss 359 000 EUR und unter Punkt 42
100 000 EUR für Öffentlichkeitsarbeit beschlossen. Wir von den
Freiheitlichen haben dieses selbstverständlich abgelehnt.
In Wirklichkeit dienen diese Beträge dazu, die
Meinungsmacher durch das gewaltige Inseratenvolumen gefügig zu machen. Kein
Medium zumindest im Osten Österreichs kann es sich leisten, objektiv zu
berichten oder gar die Meinung der FPÖ darzustellen. Bitte, das gilt durchaus
auch für andere Oppositionsgruppen. Aber wenn dann doch der eine oder andere
Skandal in der Abendausgabe auf der Titelzeile erscheint, ist er in der
Morgenausgabe zumeist abgeschwächt oder ganz verschwunden. Es ist den
Meinungsmachern und Meinungsbildern ganz klar, dass zu jedem freiheitlichen
Pressedienst oder zu jeder freiheitlichen Pressekonferenz die Stellungnahme der
amtsführenden Stadträtin einzuholen ist. Vice versa schaut es natürlich ganz
anders aus. Öffentliche Beschimpfungen durch den Beamten Dipl Ing Bachl
werden hingenommen und führen keineswegs zu einem Disziplinarverfahren. Ich
frage Sie gerne, Frau Stadtrat, haben Sie schon ein dementsprechendes
Disziplinarverfahren gegen diesen Beamten eingeleitet?
Ich habe es nämlich gewagt, die Vergabepraxis beim
Radweg am Wienfluss als Vergabeskandal festzumachen. Denn während wir am
12.4.2005 im Ausschuss noch über das Wie debattiert haben, waren hunderte Meter
des Radweges schon fix und fertig betoniert. Ich habe dann in der Zeitung - es
handelte sich, wie gesagt, um ein Exklusivinterview -, gemeint, die SPÖ mit
ihrer absoluten Mehrheit hat den Gemeinderat in der Praxis ausgeschaltet. Die
Antwort des Beamten, wenn es ein hoher Politiker wäre, dann nimmt man das gerne
hin, Dipl Ing Bachl in der Zeitung: „Vollkommener Blödsinn, heißt es dazu
vom Gruppenleiter Baudirektion Dipl Ing Hans Bachl.“ Ich kann die
Zeitung gerne nachbringen. Das Problem besteht darin, dass der politische
Gegner, hier die Freiheitlichen, ohne Gefahr eines Disziplinarverfahrens fertig
gemacht werden darf. Im Ausschuss darauf angesprochen, leugnet er jeglichen
Zusammenhang mit meiner Person, obwohl es sich um ein Exklusivinterview
gehandelt hat.
Bei meiner Pressekonferenz vom 15.6.05 habe ich
daher ein zwingendes Inhaltsprotokoll für die Ausschüsse des Gemeinderats
gefordert. Derzeit sind laut Geschäftsordnung des Gemeinderats nur Minimaldaten
notwendig und zwar: Datum, Ort, Zeit, Teilnehmer und sogar, ob nur einstimmig
abgestimmt wurde oder mehrstimmig abgestimmt wurde. Die Geschäftsordnung für die
Bezirksvertretungssitzungen sind da viel weitgehender und weitreichender. Dort
werden Mitteilungen des Vorstehers zu den Anfragen und deren Beantwortung,
Informationen über die Beantwortung von Anträgen und die Debattenredner
protokolliert. In den Bezirksvertretungen wird sogar protokolliert, ob von
derselben Fraktion der eine so und der andere anders abgestimmt hat. Wir werden
daher im Sinne von mehr Demokratie im nächsten Gemeinderat einen
dementsprechenden Antrag einbringen.
Warum sind diese Änderungen wichtig? Wir haben es ja
gesehen, wie mein grüner Vorredner in der Vergangenheit sehr viele Punkte - das
ist natürlich die vorhergehende Stadträtin gewesen, Frau StRin Kossina - hier
vorgetragen hat und sich die neue Stadträtin natürlich an diese Dinge nicht
erinnern kann. Aber würden sie in einem Protokoll sein, dann würde diese
Arbeitshilfe auch der Stadträtin sehr dienlich sein, um das Versprochene ihrer
Vorgängerin dann auch erfüllen zu können.
Wir werden daher im Sinne von mehr Demokratie und Effizienz
im nächsten Gemeinderat einen dementsprechenden Antrag einbringen.
Wie gesagt, die Vergesslichkeit der derzeitigen
Umweltstadträtin Sima ist genauso groß wie die ihrer Vorgängerin und macht ein
vernünftiges Arbeiten im Ausschuss unmöglich. Die zwingende Führung eines
Inhaltsprotokolls, wie es sogar in vielen Ausschüssen auf Bezirksebene üblich
ist, ist deswegen notwendig, da sich die Vergesslichkeit in letzter Zeit
gehäuft hat. Dazu einige Beispiele, wenn man sagt, das stimmt alles nicht. Das
ist klar, wenn man alles vergisst, kann man sich ja auch nicht erinnern, dass
man etwas vergessen hat. Das ist schon logisch.
Erstens: Seit 7. September 2004 warten wir
auf die Präsentation der Hochwassersteuerung des Wienflusses. Damit hängt auch
dieser etwas unglücklich konzipierte Radweg zusammen. Wie gesagt, Sie haben uns
seit 7. September diese Hochwassersteuerung des Öfteren versprochen, aber
bis heute leider nicht eingehalten.
Zweitens: Im Ausschuss hat Frau StRin Sima gemeint,
dass sich der Holztransport - den haben wir heute eh schon öfter gehört - zum
Biomassekraftwerk Simmering per Bahn oder Schiff nicht auszahlt. Das sind
170 000 Jahrestonnen, das sind 6 200 LKW-Fuhren und das
zahlt sich nicht aus, dass man das auf die Bahn oder auf das Schiff umlegt. In
der Fragestunde am 24.5.2005 habe ich das Frau StRin Sima vorgehalten, Sie hat
nur ungläubig den Kopf geschüttelt. Das hat sie, wie gesagt, bei meinem grünen
Vorredner auf Vorhaltungen ebenso getan. Daher, was wäre so ein
Inhaltsprotokoll für eine große Stütze, auch für die Frau Stadtrat.
Detto die Feinstaubproblematik. Im Ausschuss habe ich
angeregt, die so genannten Laubblasegeräte seitens der Gemeinde Wien nicht mehr
einzusetzen. Sicher, die Laubblasegeräte werden das Feinstaubproblem in Wien
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