Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 116
Ich möchte mich da zunächst einmal an die Fakten
halten.
Da die Frage gestellt wurde: Wie sieht man diese vier
Jahre, und wie stellt man sich der Frage, ob die vier Jahre besser waren als
die davor?, nehme ich gerne das einschlägige empirische Datenmaterial zur Hand
und kann ohne Übertreibung behaupten, dass Kunst und Kultur in dieser Stadt
noch nie so angesehen waren wie in diesen letzten Jahren. Wir haben Untersuchungen
angestellt - und das war nicht ein Sample von 50 oder 500 oder 400, sondern von
8 000 Personen, also doch eine ziemlich repräsentative Untersuchung
-, und da schneidet von allen Gebieten - und die Kolleginnen und Kollegen des
Stadtsenats mögen mir das verzeihen - die Kultur am besten ab. Die höchsten
Identifikationsraten in dieser Stadt sind mit der Kultur vorhanden, und zwar
nicht nur von den Menschen, die hier leben, sondern auch von denen, die hierher
kommen. Das zeigt die Identifikation mit der Kultur, die Identifikation mit und
die hohe Zustimmung zum Kulturangebot in dieser Stadt und die Zufriedenheit mit
dem Kulturangebot in dieser Stadt.
Also offensichtlich kann die Kulturpolitik nicht ganz
so schlecht sein, wenn wir Zustimmungsraten von weit über 80 Prozent
haben. Das könnten sich andere Bereiche oder andere Politiken, insbesondere
auch in der Bundespolitik, nur wünschen.
Meine Damen und Herren! Ich glaube auch, dass wir
anhand von Fakten nachweisen können, dass wir in der Kulturpolitik sowohl
gegenüber den Vorjahren als auch gegenüber der Bundespolitik ganz andere
Akzente setzen. Und wenn wir hier im Gemeinderat - wofür ich sehr bin - eine
kulturpolitische Debatte abhalten, dann meine ich, dass wir – so wichtig die
Details sind - auch die Vergleiche anstellen sollten und sehen sollten, in
welchem Umfeld Kulturpolitik hier stattfindet und wie sie sich auch nachhaltig
von dem unterscheidet, was vorher war, aber auch von dem, was andernorts, beispielsweise
auf dem Ballhausplatz, als Kulturpolitik gemacht wird.
Wir haben in den letzten vier Jahren einer Klientel-
und Cliquenpolitik im Bereich der Kultur nachhaltige Strukturreformen
entgegengesetzt. Nachhaltige Strukturreformen gegen eine Klientel- und
Cliquenpolitik, wie sie vorher geherrscht hat, deren Hauptaugenmerk darauf
gerichtet war, möglichst verschiedene Interessen zu befrieden - und nicht,
Dinge in die Hand zu nehmen, neu zu gestalten und für die Zukunft zu gestalten.
Und: Wir machen eine Politik, die auf einer qualitativen Expansion beruht, und
nicht eine ängstliche Reduktion, so wie das von Seiten des Bundes gemacht wird.
- Also nachweislich zwei große Unterscheidungen gegenüber dem, was früher war,
und gegenüber dem, was Bundespolitik ist.
Lassen Sie mich einige Beispiele nennen: Jahrelang
wurde über die Stiftung der Josefstadt diskutiert. Wir haben sie jetzt
durchgesetzt, umgesetzt - gegen nachhaltige Obstruktionspolitik von Seiten des
Bundes, der dort unser Partner ist, wie in einigen anderen Bereichen in Wien
auch. Jahrelang wurde über eine Stiftung der Josefstadt diskutiert - jetzt gibt
es sie, und es ist die Josefstadt nachhaltig gesichert, und dieses Haus kann
einer guten Zukunft entgegen gehen.
Jahrelang wurde über eine Neupositionierung der
Wiener Musiktheaterlandschaft diskutiert. Jahrelang wurde über ein Opernhaus im
Theater an der Wien diskutiert. Was hat man da nicht alles für Untersuchungen
angestellt, was hat man nicht alles für Debatten darüber geführt! - Jetzt wird es
umgesetzt! Auch hier verstehe ich die Opposition, dass sie natürlich kein Wort
über das Theater an der Wien gesagt hat und dass das eigentlich große Vorhaben,
was die Kulturpolitik anbelangt, heute nicht thematisiert wurde. Das verstehe
ich, denn während andere große Städte Opernhäuser oder große Musiktheater
schließen, öffnet Wien Theater! Wien öffnet Theater: Große, mittlere, kleine. (GRin
Mag Heidemarie Unterreiner: Das Theater an der Wien war schon einmal offen!) -
Auch das ein nachhaltiger, massiver Unterschied zu anderen Kulturpolitiken.
Jahrelang, meine Damen und Herren, wurde über eine
Restrukturierung, über eine Neugestaltung der Wiener Symphoniker, unser großes
städtisches Orchester, diskutiert - viel diskutiert, lange diskutiert. - Wir
haben es gemacht: Die Wiener Symphoniker sind Hausorchester des Theaters an der
Wien. Wir haben ihnen eine neue Struktur gegeben.
Weil von den Kolleginnen und Kollegen der Opposition
immer wieder die mangelnde Transparenz der Vereinigten Bühnen angesprochen wurde,
darf ich dazu feststellen: Na ja, so sehr kann Sie das ja gar nicht
interessieren, denn wenn es dazu eigens anberaumte Ausschüsse, wenn es die
parlamentarischen, gemeinderätlichen Möglichkeiten gibt, wo man genau die
Fragen, die Sie vermeintlich oder tatsächlich so interessieren, anberaumt, sind
Sie einfach nicht dort! - Also ich kann wohl nur annehmen, dass Sie dieses
Interesse nur vorgeben, heucheln, spielen, denn wenn es Sie tatsächlich
interessierte, dann bitte stellen Sie die Fragen in den Ausschüssen, kommen Sie
hin - und glänzen Sie dort nicht durch Abwesenheit!
Im Übrigen, Kollege Salcher: Willkommen im
21. Jahrhundert, im Jahr 2005! Also diese Rede, die Sie da heute
gehalten haben, habe ich schon im Jahr 2001 bei meinen ersten
Sitzungstagen hier gehört. Welunschek ist mittlerweile, glaube ich, seit vier
Jahren nicht mehr Chef dort, und die Josefstadt hat mittlerweile drei oder vier
weitere Entwicklungen genommen. Sagen Sie Ihren Redenschreiberinnen und
Redenschreibern - oder vielleicht tun Sie es ja auch selbst -, ein etwas
aktuellerer Bezug würde uns hier freuen. Und im Übrigen: Das
Seligsprechungsverfahren wurde heute für Papst Wojtyla eingeleitet, und nicht
für Peter Marboe. Auch das vielleicht nur als kurzer Hinweis. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.) - Aber
ich weiß, es wird Sie auch so freuen. Es ist auch gut so.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Jahrelang wurde
über eine Reform der Off-Theater-Szene in Wien diskutiert. Was hatte man nicht
für gute Ratschläge! Man meinte, man müsste etwas tun, aber eigentlich hat man
sich dann auch wieder nicht getraut. - Wir machen sie! Wir machen sie
gemeinsam, wofür ich sehr dankbar bin.
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