Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 116
haben immer wieder diese Zerstörungswut der Kulturpolitiker
angeprangert, angefangen vom Zubetonieren der von Fischer von Erlach erbauten
Hofstallungen oder der Verunstaltung der Albertina mit dem unglaublichen
"Soravia-Wing" oder dass man die historischen Kandelaber einfach
herausreißt und durch Betonpfeiler ersetzt. Da muss man dann immer froh sein,
dass es kultivierte Persönlichkeiten in Wien gibt, die da nicht mitmachen. Wenn
man sich zum Beispiel anschaut, wie das Palais Lichtenstein revitalisiert
wurde, dann muss man wirklich froh sein, weil dort gibt es keine Rolltreppe,
die in die Flanken hineinfährt und dort gibt es kein Tankstellendach, das die
Silhouette zerstört, dort gibt es auch keine Bullaugen, die die Fassade
zerstören, sondern das wurde ganz einfach so revitalisiert, wie es ursprünglich
vom Architekten gedacht war und das finden wir richtig. Aber ich muss schon
sagen, dass nicht die Sozialdemokraten allein die großen Zerstörer sind,
sondern auch die ÖVP hat sich da sehr viel geleistet. Wenn ich an Busek und
Gehrer denke, die sich immer über den Denkmalschutz hinweggesetzt haben, ist es
durchaus auch angebracht, hier einmal die Bundesregierung und die vergangenen
Regierungen zu rügen.
Aus diesem Grunde wende ich mich jetzt auch an Sie,
Herr Stadtrat. Auch jetzt könnten Sie sagen: „Frau Unterreiner, das ist jetzt
nicht in meinem unmittelbaren Zuständigkeitsbereich.", weil ich habe einen
Antrag vorbereitet, dass Sie sich dafür einsetzen mögen, dass Sie das
Hofkammerarchiv in der Johannesgasse retten helfen. Da müsste ich Ihnen Recht
geben, wenn Sie mir das vorwerfen. Auf der anderen Seite ist es von großem Interesse
für die Stadt Wien, dass solche Dinge ganz einfach nicht geschehen dürfen, weil
da hat nämlich Bundeskanzler Schlüssel einfach eine Weisung gegeben, dass
dieses Hofkammerarchiv aufgelöst wird. Genauso gut kann er die Nationalbibliothek
oder die Schatzkammer oder das Kunsthistorische Museum auflösen. Es ist absolut
nicht gerechtfertigt, noch steht es unter Denkmalschutz. Aber wir haben schon
die Erfahrung gemacht, dass der Denkmalschutz oft auch aus anderweitigen Interessen
aufgehoben wird. Deswegen habe ich einen Antrag gestellt, dass Sie, Herr
Stadtrat, sich dafür einsetzen und auch Gespräche führen, dass dieses
Hofkammerarchiv nicht abgerissen wird, weil wir dürfen nicht vergessen, es ist
dort auch noch das “Grillparzerzimmer“ erhalten, also es ist durchaus im
Interesse der Kulturstadt Wien, dass das erhalten bleibt.
Ein weiterer Antrag beschäftigt sich mit Kulturgut.
Auch hier ist eigentlich der Bund zuständig und auch hier fordere ich die
Sozialdemokraten auf, dass sie etwas unternehmen. Wir sind nämlich der Meinung,
dass das eine sehr innovative Idee ist, die ich bringe. Es handelt sich da auch
wieder um ein Kulturgut aus der Zeit 2000 Jahre vor Christus, aber es ist
ein ganz großartiger Fund, der damals von österreichischen Archäologen und von
Gelehrten 1840 entdeckt wurde. Das ist das Heroon von Trysa, eine der
besterhaltenen Tempelanlagen, ein Grabmal eines mythischen Heros, mühselig mit
eigenem Straßenbau, nachdem Verhandlungen mit den türkischen Behörden geführt
werden... (GRin Mag Marie Ringler: Warum
machen die das nicht selbst?)
Frau Ringler, ich gebe Ihnen völlig Recht. Warum
macht das der Seipel nicht? Mein Vorwurf gilt in dieser Hinsicht Seipel und
selbstverständlich der Bundesregierung. Ich sage nur, als Idee, als Vision,
dass man das anpeilt, da kann durchaus auch die Stadt Wien initiativ werden. (GR Ernst Woller: Das ist Ihre
Bundesregierung!) Warum kann man das nicht einbringen? (GR Ernst Woller:
Das ist aber schon eure Bundesregierung!) - Nein, wir sind nicht in der Bundesregierung, wir sind Oppositionspartei.
Die Blauen sind nicht mehr in der Bundesregierung. Wir können durchaus diese
Dinge anprangern und anregen. Ich möchte noch einmal sagen, das ist nicht ein
Zurückblicken in die Vergangenheit, sondern es ist oft die Vergangenheit die
Zukunft. Denken wir an das Pergamonmuseum. (GRin
Dr Monika Vana: Das ist hier der falsche Ort!) - Sie sind auch eine
begeisterte Anhängerin von Kulturgut, ich weiß das, Frau Dr Vana! Immer wenn
ich mit Ihnen in einer Stadt bin, sind Sie eine der Ersten, die in ein Museum
laufen. Ich glaube, Sie können das schätzen, wenn man anregt, dass man so ein
Heroon bewahrt und es nicht in irgendeiner Besenkammer in einem der großen
Museen in Wien ganz einfach versteckt. Das ist eine Kulturschande und es würde
natürlich dem Interesse der Stadt Wien entsprechen, wenn man ein dafür wirklich
geeignetes Gebäude schafft.
Wir haben da einen Vorschlag und haben gemeint, es
wäre interessant, wenn man den Theseustempel als Eingangsbereich nimmt und dort
ein geeignetes Gebäude für dieses Heroon baut. Ich glaube, das wäre zusätzlich
ein großes attraktives Museum in Wien. Da ist der Antrag auch, dass Sie, Herr
Stadtrat, mit den zuständigen Stellen Verhandlungen mit dem Ziel, eben dieses
Heroon von Trysa vorzustellen, führen. Ich meine, man kann so etwas auch bei
einer Rechnungsabschlussdebatte bringen, weil es kann durchaus sein, dass das
15 Jahre diskutiert wird, so ähnlich wie mein Figarohaus, und letztendlich
wird das hoffentlich auch einmal umgesetzt. (Beifall bei der FPÖ.)
Das Megabeispiel für Verschleierung wurde von meiner
Vorrednerin schon genannt, die Vereinigen Bühnen. Es ist unglaublich, dieser
große Tanker liegt dicht abgeschottet im sicheren Subventionshafen der Wiener
Kulturpolitik, kriegt noch dazu seit vielen Jahren das meiste Geld. Wir haben
das schon immer angeprangert, haben immer die Geldflüsse an die Vereinigten
Bühnen abgelehnt, immer darauf hingewiesen, dass das ein großer
Unterhaltungskonzern sei und dass man Überlegungen anstellen möge, dass man das
zumindest zum Teil auch privatwirtschaftlich führen kann. Wir haben natürlich
auch immer wieder gesagt, dass hier Transparenz notwendig sein muss.
Sie werden sich jetzt fragen, weshalb ich diesen Antrag
wieder einbringe. Es ist nicht das erste Mal, aber man muss immer wieder
Anläufe nehmen, dass Quartalsberichte gefordert sind und dass das notwendig
ist, um das betriebliche Controlling zu gewährleisten, dass
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