Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 104 von 136
Rechtsmaterien nachzuvollziehen, ist höchst, höchst anspruchsvoll und ich bin mir sicher, dass es eine viel zu große Zahl von Österreicherinnen und Österreichern gibt, die damit, so sie sich überhaupt mit dem Themenbereich beschäftigt haben, vor großen Herausforderungen stehen. Aber das ist ja nicht das Problem.
Behörden handeln im Sozialhilfebereich angesichts der
komplexen Rechtslage für Nichtjuristen oft mehr kaum nachvollziehbar. Der Bericht
der Volksanwaltschaft, des hochgelobten Volksanwalts Dr Peter Kostelka, von
StRin Brauner als die Instanz schlechthin zitiert oder dargestellt, schreibt:
„Seitens der Magistratsdirektion wurde dieser Standpunkt, der hier dann
schlussendlich eingenommen wurde, letztendlich akzeptiert. Der
Volksanwaltschaft wurde auch zugesichert, dass Frau K in diesem Zusammenhang
keine Repressalien seitens des Sozialamtes wegen der einstweiligen
Nichtrückzahlung der empfangenen Sozialhilfeleistungen zu befürchten habe."
Jetzt steht hier Repressalien unter Gänsefüßchen, das
sage ich schon der guten Ordnung halber dazu. Aber Repressalien ist eine
Zusammenfügung, eine Kurzfassung für eine grundsätzliche Problematik, auf die
hier die Volksanwaltschaft aufmerksam macht. Weil sich jemand an die
Volksanwaltschaft gewendet hat, hat er offensichtlich Sorge, dass ihm in
weiterer Folge vom Sozialamt Nachteil erwachsen wird. Alleine die Tatsache,
dass man der Überzeugung ist, dass das so ist, stellt Ihnen für Ihre Politik
der Menschlichkeit, der Humanität ein denkbar schlechtes Zeugnis aus. Das
sollten Sie sich hinter den Spiegel stecken, dieses Zitat des Volksanwaltes Dr
Peter Kostelka, seines Zeichens ebenfalls Sozialdemokrat. (GR Heinz Hufnagl:
Das ist ein Einzelfall mit subjektiver Wahrnehmung! Das müssen Sie fairerweise
auch dazu sagen!) Es ist ein Bericht aus der Volksanwaltschaft, der hier
vorliegt. Und nachdem (GR Heinz Hufnagl: Ein Einzelfall!), Herr Kollege
Hufnagl, (GR Heinz Hufnagl: Das ist ein Einzelfall! Das ist ein Einzelfall!)
nachdem es ja so ist, dass der Volksanwalt Kostelka vorhin von Frau StRin
Brauner gerade als die moralische Instanz hingestellt wurde (GR Dr Herbert
Madejski: Das ist ja das Schöne! Das ist ja das Schöne!), werden Sie sich
doch jetzt nicht hier herstellen wollen und meinen, dass das jetzt nur ein
Einzelfall ist und jetzt gelte das dann doch auf einmal nicht! Gut.
Gehen wir vielleicht auf eine andere politische
Initiative, die man der Frau Stadträtin durchaus zuschreiben kann, die Novelle
des Kinder- und Jugendschutzgesetzes, auch längst überfällig und über weite
Strecken durchaus d´accord. Es ist auch in Ordnung, Frau Stadträtin, dass Sie
sich dieser Initiative angenommen haben. Allerdings hat sie eine entscheidende
Schwachstelle: Stichwort Alkopops. Das Verbot der Alkoholausschank, des
Verkaufs von Alkohol an unter 16-Jährige fehlt. Sie haben sich hier konsequent
der Forderung verweigert, dies ins Gesetz zu nehmen, weil Sie immer gesagt
haben: Na ja, wenn das nicht im Gleichklang mit dem Burgenland und mit
Niederösterreich passiert, wird das keine Wirkung haben. Also das ist für eine
Sozialdemokratische Partei, so wie ich sie kennen gelernt habe, eine interessante
Haltung, dass man anstelle zu sagen, dass dort, wo wir sind, der Fortschritt
ist und vorangeht und versucht, Themen zu setzen, zu sagen: Nein, ich muss erst
auf die anderen Bundesländer warten, denn erst wenn die etwas machen, dann
trau’ ich mich auch drüber. Die Niederösterreicher haben sich da um diese Position
nichts gepfiffen. Die haben hier sehr klar und deutlich Position bezogen und
haben gesagt: Alkoholverkauf an unter 16-Jährige, das soll nicht sein, das darf
nicht sein.
Es war für mich sehr interessant und Frau StRin
Brauner wird heute hier von mir vielleicht übermäßig zitiert, aber das war
heute von ihr schon ein sehr starkes Statement für die Alkoholprävention, gegen
den Verkauf von Alkohol an unter 16-Jährige. Herr GR Vettermann schaut so
skeptisch. Lesen Sie es im Protokoll nach, wenn Sie nicht herinnen waren. (GR
Heinz Vettermann: Ich habe es ja gehört!) Das war eine unglaublich starke
Aussage der Frau StRin Brauner gegen den Konsum von Alkohol von unter
16-Jährigen und ich meine, wenn Sie es auch bislang der Opposition nicht
zugestanden haben, dass sie hier in dieser Frage selbstverständlich wieder
Recht hat, vielleicht gibt es jetzt innerhalb der Sozialdemokratie doch einen
Sinneswandel. (GR Heinz Hufnagl: Also der Ring Freiheitlicher Jugend wird im
nächsten Wahlkampf kein Bier für Jugendliche ausschenken? Ist das richtig?)
Na ja, also der Ring Freiheitlicher Jugend wird das wahrscheinlich genauso
halten wie das die Sozialdemokratische Jugend oder die Sozialistische Jugend
halten wird, Herr GR Hufnagl. (GR Godwin Schuster: Es wird kein Bier
ausgeschenkt? Ist das richtig?)
Meine Herren, vielleicht könnten Sie sich zum Wort
melden und dann handeln Sie das hier vom Rednerpult ab.
Andere politische Baustellen, Frau Stadträtin, sind
hier heute schon durch zahlreiche Anträge besprochen worden:
Schulraumsanierung, Bäderkonzept, die Geschichte mit dem Prater, die zu keinem
Ende kommt, Familienförderungsgesetz. Apropos Familienförderungsgesetz, da wird
Kollege STEFAN sich auch noch zum Wort melden.
Abschließend
noch ein Thema, das mir wichtig ist, dass es nicht untergeht. Das hat auch so
eine gewisse, fast möchte ich sagen, elegante Provokation, Frau Stadträtin. Es
gibt hier eine Aussendung vom 21. Juni: „Wien setzt neue Bildungsstandards
im Vorschulalter". Und dann werden Sie mit folgender Aussage zitiert:
„Nachdem trotz der schlechten PISA-Ergebnisse keine Konsequenzen im
frühkindlichen Bildungsbereich gezogen wurden, sehe ich die Wiener Initiative
als Pionierarbeit für ganz Österreich." Na ja, es gibt schon noch eine
Kompetenzverteilung in der Bundesverfassung und da ist es halt so, dass der
frühkindliche Bildungsbereich - Kinderbetreuung in den Kindergärten, so ist es
wahrscheinlich für die meisten besser zu verstehen - schon eine Angelegenheit
ist, die nicht auf Bundesebene ist, sondern die voll und ganz in Ihren Zuständigkeitsbereich
fällt. Aber es
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