Gemeinderat,
56. Sitzung vom 24.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 81 von 104
die Medien bringen würden, weil ich einfach der Meinung bin, es wird uns alle treffen so wie wir da sitzen. Wir werden alle irgendwann einmal pflegebedürftig werden. Wir wünschen es uns alle nicht. Ich persönlich wünsche mir, irgendwann in der Früh nicht mehr aufzuwachen. Nur, das wünschen wir uns alle, so wird es nur nicht sein.
Wir haben selbst Eltern, wir haben zum Beispiel
Großeltern, die teilweise in Wohnhäusern leben, wo es keinen Aufzug gibt. Diese
Menschen können wir nicht zu Hause betreuen, wenn sie nach einem Schlaganfall
oder an sonst etwas erkranken. So toll unsere Medizin ist, aber in der Pflege
gibt es eben nur die Betreuung durch Menschen, durch Pflegepersonen, die uns
betreuen, die uns liebevoll streicheln, die uns füttern, und das wird vom
Personal alleine nicht machbar sein. Das wird nur mit Ehrenamtlichen machbar
sein.
Und daher wirklich, ich bitte inständig, gerade die
GRÜNEN, gerade Frau Dr Pilz, die vom Frieden reden - ich glaube, Friede
ist nicht nur die Abwesenheit von Krieg, sondern Friede ist für mich
Geborgenheit, Zuwendung und all die Dinge, die wir brauchen, um ein
Wohlfühlgefühl zu erleben und das müssen wir auch den älteren, alten,
pflegebedürftigen Menschen bieten. Deswegen hätte ich einfach die Bitte:
Versuchen wir gerade auf diesem Sektor nicht mit Artikeln wie "An
Erbrochenem erstickt" an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich weiß schon, das
war nicht Ihre Diktion, das ist die Diktion der Medien, denn das verkauft sich
leichter. Die Medien können aber nur so etwas schreiben, wenn sie diese
Unterlagen bekommen.
Ganz am Schluss möchte ich natürlich schon sagen,
dass die Frau Stadträtin und die Sozialdemokratie für diesen Zustand - jetzt
natürlich politisch – verantwortlich sind. Das ist keine Frage. Es werden aber
auch die Ressourcen immer knapper und ich habe hier schon ein paar Mal ersucht:
Überlegen wir doch, wo wir einsparen können. Ein paar Jahre Subventionen einfrieren
und die Mittel, die der Bürgermeister versprochen hat, die Pflegemilliarde,
aufstellen und raschest, zügigst umbauen, umgestalten, den extramuralen Bereich
ausbauen - das ist ganz, ganz etwas Wichtiges. Betreute Wohnformen. Ich meine,
gerade die Firma ARWAG ist so interessiert, die baut zum Beispiel jede
Wohnhausanlage so, dass betreutes Wohnen möglich ist. Ich habe mit dem
Mag Hauberl geredet. Er sagt, das wird fast nicht angenommen, weil es die
Leute nicht wissen! Das heißt, wir sind alle aufgefordert, das breite Spektrum
hinauszutragen und zu propagieren.
Wie gesagt, meine Forderung oder meine Bitte an die
Frau Stadträtin ist: Frieren wir einmal eine Zeit lang bei den Subventionen
ziemliche Summen ein. Ich bin sicher, dass wir dafür Verständnis gewinnen.
Setzen wir das alles ein, dass endlich diese Pflegemilliarde kommt, die
versprochen wurde!
Zum Schluss möchte ich Ihnen ein Interview vom Bgm
Häupl vom 5. November 2004 vorlesen. Die Überschrift war: "Freude
über Wiens guten Ruf. Schmerz wegen der Ereignisse in Lainz." Da wurde er
gefragt, wo es in den letzten Jahren die größten Probleme gab. Bgm Häupl: „Was
besonders schmerzt, sind Ereignisse wie jene im Pflegeheim Lainz. Es schmerzt
deshalb, weil es den Umgang mit pflegebedürftigen, alten Menschen in der Stadt
signalisiert.“ Das ist ein ganz ein wichtiger Satz und an diesen Satz möchte
ich Sie erinnern!
Sie allein haben mit der Absoluten die einzige
Möglichkeit, diese Pflegemilliarde aufzustellen, dass wir einfach die Mittel
haben, um die Dinge umzusetzen. Aber die Ehrenamtlichkeit, die kostet gar
nichts. Nehmen Sie Ihren Apparat, den Sie haben, den PID und versuchen Sie,
Menschen zu gewinnen, dass sie in die Pflegeeinrichtungen gehen und einfach, sage
ich jetzt, eine Stunde Freude schenken! Das kostet gar nichts. Und dann könnten
wir auch erreichen, dass wir alle miteinander mit dem Alter, mit der
Pflegebedürftigkeit – und das betrifft ja nicht nur Ältere, pflegebedürftig
werden können auch Jüngere, viel Jüngere, durch die Autounfälle, Motorrad und
so weiter - einfach anders umgehen.
Und Ihnen, Herr Dr Vogt, möchte ich ganz, ganz
herzlich für diesen Bericht danken. Ich würde Ihnen – und jetzt nicht als
Person - wünschen, dass es irgendwann zu einer Lösung kommt und der
Pflegeombudsmann gesetzlich verankert wird und dass man Kompetenzen des
Patientenanwalts zurücknimmt! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Deutsch.
GR Christian Deutsch (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Nachdem bereits gestern im Wiener Landtag im Rahmen
der Diskussion über die Novellierung des Wiener Krankenanstaltengesetzes auf
den heutigen Fall der behaupteten Pflegemissstände in der KURSANA Residenz Wien
Tivoli eingegangen wurde, möchte ich zu Beginn grundsätzlich feststellen, damit
es in der weiteren Diskussion dann keine Missverständnisse oder
Fehlinterpretationen gibt, dass Mängel dort, wo sie festgestellt werden,
selbstverständlich abzustellen sind, dass jedem Vorwurf nachzugehen ist und
diese Mängel auch zu beheben sind. Das ist jene Vorgangsweise, wie sie auch
praktiziert wird und wie wir sie auch im konkreten Fall nachvollziehen können.
Aber dort, wo es sich um gerichtlich strafbare Tatbestände handelt, ist
selbstverständlich der jeweilige Sachverhalt der Staatsanwaltschaft zu
übermitteln, die bei Feststellung beziehungsweise Bestätigung der Vorwürfe dann
unabhängige Gerichte zu befassen hat, die dann darüber befinden werden, welche
strafrechtlichen Konsequenzen sich daraus ergeben. Aber zuvor sind, wie gesagt,
die Vorwürfe zu überprüfen, zu untersuchen und zu verifizieren, ob sie
tatsächlich auch haltbar sind. Meines Wissens gibt es dieses gesicherte Wissen
in dieser Form noch nicht, insbesondere was strafrechtliche Tatbestände
betrifft. Daher glaube ich, ist diesen Untersuchungen auch nicht vorzugreifen.
Es
ist aber auf der anderen Seite völlig absurd - und ich konnte gestern auch
bereits darauf eingehen -, einen beispielhaften Verlauf einer behördlichen
Kontrolle, aber auch die Tätigkeit einer Pflegeombudsstelle kritisieren zu
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