Gemeinderat,
56. Sitzung vom 24.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 104
Stadtentwicklungsplänen gelesen haben, die diesem vorausgegangen sind. Und was wir uns auch erwarten, ist die Frage, wie wir mit dem Erbe in dieser Stadt, mit dem kulturellen Erbe in dieser Stadt, umgehen. Es ist wichtig, dass wir uns in die Zukunft entwickeln, es ist wichtig, dass hier Modernes geschieht, aber das muss doch im Einklang mit dem geschehen, was wir hier in dieser Stadt als Erbe vorfinden und das ist ja auch Teil des Tourismuserfolgs von Wien.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, es gibt Punkte
hier in dieser Stadt, an denen man das so deutlich sieht, wie wurscht es
offensichtlich den Verantwortlichen in dieser Stadt ist, wie diese Stadt
aussieht.
Eines der bedenklichsten Beispiele, ich würde fast
sagen, Mahnmal dafür ist die Situation der Sofiensäle. Die Sofiensäle sind vor
fast vier Jahren abgebrannt, und sie verfallen von Winter zu Winter. Es hat
zwar einen Wettbewerb von Herrn StR Schicker gegeben, aber mehr als den
Wettbewerb hat es auch nicht gegeben. Da gibt es niemanden, trotz anderer
Beteuerungen auch des Herrn Bürgermeisters in Anfragebeantwortungen - lesen Sie
diese nach, sie sind zwei, drei Jahre alt -, dass er mit dem Eigentümer
spricht, dass hier Investoren gesucht werden. Das alles geschieht nicht, meine
sehr geehrten Damen und Herren, und das wäre so dringend notwendig, denn es ist
letztlich eine Peinlichkeit für diese Stadt, wie diese Brandruine hier
herumsteht. (Beifall bei der ÖVP.)
Mein Kollege Fritz Aichinger und ich stellen daher
folgenden Beschlussantrag:
„Der Bürgermeister der Bundeshauptstadt Wien wird
aufgefordert, folgende Schritte zu setzen:
1. Aufnahme von Gesprächen mit dem Eigentümer über
die Rettung der Sofiensäle,
2. aufbauend auf diesen Gesprächen, die Aufstellung
umfassender Fassadenschutzeinrichtungen zwecks Schonung der verbliebenen Bausubstanz,
3. Erarbeitung und Umsetzung eines mit zeitlichen,
organisatorischen und finanziellen Details versehenen Konzepts für die
Renovierung und nachhaltige Nutzung der Sofiensäle."
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hier herrscht
Handlungsbedarf, daher bringen wir diesen Antrag auch zur sofortigen
Abstimmung. Sie werden damit zum Ausdruck bringen, ob Ihnen das wurscht ist, ob
diese Ruine weiter so dastehen soll - oder ob hier endlich gehandelt wird. (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Vor uns liegt ein riesiges Konvolut mit vielen Darstellungen, Analysen
und Ähnlichem. Was wir brauchen, sind konkrete Überlegungen für diese Stadt.
Was wir brauchen, ist vor allem eine Umsetzungsstrategie. Diese vermissen wir.
Diesem vorliegenden
Stadtentwicklungsplan kann die Österreichische Volkspartei nicht zustimmen. (Beifall
bei der ÖVP. – GR Christian Oxonitsch: Aber nur, weil die Sofiensäle nicht...!)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Herr Kollege Madejski. Ich erteile es ihm.
GR Dr Herbert Madejski (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Ich möchte das, was ich auch in meiner schriftlichen
Stellungnahme zum Stadtentwicklungsplan für die Freiheitlichen geschrieben
habe, einmal wiederholen: Dass dieser Stadtentwicklungsplan vom Inhalt her von
jenen, die ihn gemacht haben, die ihn geschrieben haben, die ihn erarbeitet
haben, mit Akribie zusammengestellt wurde. Er ist zumindest einmal etwas, woran
man sich anhalten kann und wo man einmal nachschauen kann: Was plant eigentlich
die Stadt Wien? - Ausgehend vom Masterplan Verkehr, vom Strategieplan und vom
Stadt-entwicklungsplan - das kann man schön auflegen - kann man nachsehen: Was
plant sie? Welche Projekte gibt es? Und man kann natürlich in den nächsten
Jahren auch sehr schön verfolgen: Hat sie etwas durchgesetzt? Hat sich etwas
geändert oder nicht? Aus dieser Sicht ist der Stadtentwicklungsplan ganz sicher
eine wertvolle Hilfestellung für uns hier im Gemeinderat. Man kann immer sehr
schön verfolgen: Wie geht es weiter? Ist etwas passiert oder ist nichts
passiert?
Allerdings hätten es sich
die daran arbeitenden Beamten der verschiedensten Dienststellen ein bisschen
leichter machen können oder es wäre leichter für sie gewesen, wenn die
Stadtregierung in den letzten 20 bis 25 Jahren ihren Aufgaben nachgekommen
wäre, wenn sie keine Fehlplanungen gemacht hätte, wenn es ihrerseits keine
Versäumnisse und kein Stillhalten gegeben hätte. Dann wäre einiges schon
passiert, was jetzt wieder im Stadtentwicklungsplan drinnen steht, und das
Ganze wäre statt 305 vielleicht nur 150 Seiten dick geworden und hätte die
tatsächlichen Erfordernisse für die Zukunft enthalten. Alles oder sehr vieles -
die Hälfte - von dem, was da drinnen steht, basiert ja eigentlich nur auf
Versäumnissen der vergangenen Stadtregierungen, möchte ich festhalten -
nicht einer, sondern der letzten drei, vier, maximal fünf Stadtregierungen, und
da hat es immerhin verschiedenste Planungsstadträte und Verkehrsstadträte der
SPÖ, aber auch der ÖVP gegeben.
Sehen wir uns zum Beispiel
die U-Bahnen oder den öffentlichen Verkehr – U-Bahn, S-Bahn – an, und dann den
motorisierten Individualverkehr und die Garagenprojekte - ruhender Verkehr.
Nur im kurzen: Bei der
U-Bahn lagen die Versäumnisse ganz sicher darin, dass man nicht zeitgerecht
erkannt hat, erstens einmal prinzipiell, dass man sie in Wien braucht. Aber das
ist ein alter Hut, das wissen wir ohnedies schon. Das ist gegessen. An dem
leiden wir heute noch, aber schuld daran war sicherlich die damals, vor vielen,
vielen Jahren, regierende SPÖ und der verantwortliche damalige
Planungsstadtrat.
Aber es ist trotzdem auch in den
Jahren, in denen man die U-Bahn schon geplant und gebaut hat, nicht an die
Frage gedacht worden: Wohin wollen wir die U-Bahn entwickeln? Wozu brauchen wir
die U-Bahn? Und so sind wir zum Beispiel bei der U1 durchaus sehr, sehr spät
dran, sie nach Süden, Richtung Rothneusiedl, zu verlängern. Es steht sogar im
Stadtentwicklungsplan drinnen, dass man es dort nicht mehr schaffen wird, den
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