Gemeinderat,
56. Sitzung vom 24.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 104
nicht der Fall. Sie müssen genauso wie, glaube ich, alle hier verstanden haben, worum es mir geht. Es geht mir selbstverständlich darum, dass ich mir Sorgen mache, dass sehr viel Geld – das sind ja 10 Millionen EUR an Steuergeldern – für die so genannte Peter-Sellars-Schiene verwendet wird.
Selbstverständlich werden jetzt irgendwelche neuseeländischen,
kambodschanischen oder afrikanischen Regisseure weder das Mozartbild noch
Mozart noch Mozarts Werk zerstören können, da mache ich mir überhaupt keine
Sorgen, aber im Sinne der Kontrolle interessiert mich schon, wie Gelder
veranschlagt werden oder wie Gelder dann verbraucht werden. Das Ganze wird ja
über die Wiener Festwochen GmbH abgewickelt, und dort wurde im April dieses
Jahres ein Aufsichtsrat mit dem ehemaligen SPÖ-Kulturminister und
Kontrollbankchef Scholten installiert.
Meine Frage an Sie ist jetzt – denn es ist natürlich
interessant, was dort erarbeitet wird und was gearbeitet wird –: Denken Sie
daran, die Ergebnisse des Aufsichtsrates zum Beispiel in Form von
Quartalsberichten vorzulegen, damit auch diese Kontrolle durch den Gemeinderat
gewährleistet ist? Denn die Stadt Wien ist ja die alleinige Gesellschafterin,
und Sie sind verantwortlich oder Sie stehen als Stadtrat und als Person für den
Gesellschafter.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Die Frage hat nicht un-mittelbar mit dem Gegensand zu
tun.
GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Die Frage war, ob der Herr Stadtrat die
Ergebnisse des Aufsichtsrates zum Beispiel in Form von Vierteljahresberichten
oder in einer anderer Form, vielleicht auch in Berichten im Kulturausschuss,
vortragen wird.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin! Nachdem
das ein Aufsichtsrat nach dem GmbH-Gesetz ist, gelten für diesen Aufsichtsrat selbstverständlich
die Regeln des GmbH-Gesetzes. Dementsprechend sind die Berichte auch dort
einzusehen, wo sie hinkommen.
Wenn Sie aber mit Ihrer Frage sozusagen die Wiener
Festwochen oder mich verdächtigen, dass wir irgendwas vertuschen wollen, kann ich
Sie beruhigen. Wir wollen gar nichts vertuschen, es gibt auch nichts zu
vertuschen, und diese Berichte sind selbstverständlich wie auch alle anderen
Quartalsberichte von GmbHs so einzusehen, wie es das Gesetz vorsieht, und damit
ist den Ansprüchen Genüge getan.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke, Herr Stadtrat.
Damit ist die 2. Anfrage beendet.
Wir kommen zur 3. Anfrage (FSP - 02430-2005/0001 - KSP/GM).
Sie wurde von GRin Reischl auch an den Herrn amtsführenden Stadtrat für Kultur
und Wissenschaft gestellt: Welche Zwischenbilanz gibt es aus kultureller
Sicht zu den Aktivitäten der Stadt Wien im Rahmen des Gedenkjahres 2005 zu
ziehen?
– Bitte.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin! Sie fragen
mich über eine Zwischenbilanz aus kultureller Sicht zu den Aktivitäten der
Stadt Wien im Rahmen des Gedenkjahres 2005.
Ich kann Ihnen dazu mitteilen, dass das Gedenk- und
Jubiläumsjahr 2005 zur Zeit in verschiedensten Formen seinen Niederschlag
findet. Bei den Aktivitäten, die von der Stadt Wien initiiert wurden und die in
den letzten Wochen und Monaten stattfanden und noch immer stattfinden, war es
nicht die Absicht, bloß ein Jubel- und Feierjahr zu veranstalten. Ziel war es
vielmehr, einerseits mit Stolz auf die Entwicklungen, die die Stadt Wien in den
letzten 50 Jahren genommen hat, zurückzuschauen und sich andererseits
selbstkritisch mit der Geschichte in all ihren Schattierung auseinander zu
setzen.
Gefördert und unterstützt wird von Seiten der Stadt
Wien eine ganze Bandbreite an Ausstellungen, Symposien, Fachveranstaltungen und
Publikationen. Vieles davon wurde bereits im Frühjahr einer breiten
Öffentlichkeit zugänglich gemacht, und die Resonanz in den Medien war auch
durchaus beachtlich.
Gemeinsam mit Bund und privaten Sponsoren unterstützt
die Stadt Wien die große Staatsvertragsausstellung "Das neue
Österreich" zur Geschichte der Gründung und der Entwicklung der Zweiten
Republik, die vor wenigen Tagen im Belvedere eröffnet wurde. In dieser
bedeutenden Ausstellung wird mehr als nur eine Rückschau auf historische
Ereignisse gehalten. Hier wird sehr erfolgreich der Versuch unternommen, den
Weg Österreichs von Anfang bis zum Ende des 20. Jahrhunderts
nachzuzeichnen. Dass die österreichische Identität, die hier neben der
offiziellen und staatspolitischen Geschichtsschreibung im Mittelpunkt steht,
sehr eng mit Kunst und Kultur verwoben war und ist, wird an der hervorragend
kuratierten "Kunstspur" von Gustav Klimt bis Elke Krystufek deutlich.
Die Museen der Stadt Wien begehen das Jubiläumsjahr
mit einem mehrteiligen Ausstellungszyklus. Und weil ich heute hier sehr viele
junge Gäste im Gemeinderat sehe, die ich auch herzlich begrüße, möchte ich sie
auch nachdrücklich einladen, die Museen der Stadt Wien zu besuchen. Es gibt
dort hervorragende Ausstellungen, die die Zeit nach 1945 behandeln. Von Jänner
bis April – das ist zwar leider schon vorbei – war am Karlsplatz eine
Ausstellung über John F Kennedy und den historischen Gipfel mit Nikita
Chrustschow in Wien im Jahr 1961 zu sehen. Am 12. Mai wurde als Beitrag
des Wien Museums zum Jubiläumsjahr 2005 eine Ausstellung eröffnet, die den
Alltag der Menschen in Wien in den Nach-kriegsjahrzehnten in den Mittelpunkt
rückt.
Die Ausstellung heißt "Die Sinalco-Epoche"
und beschäftigt sich am Beispiel des Essens und Trinkens mit der
Neuorientierung der Konsumpraktiken und Konsumbedeutungen nach 1945. Der
Besucherandrang der letzten 14 Tage spricht dabei ebenso für sich wie
jener der Ausstellung über John F Kennedy.
Ein besonderes Anliegen im Rahmen einer kritischen
Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus ist die ständige
Ausstellung des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes. Seit
ihrer Gestaltung im Jahre 1978 unverändert geblieben, stellt
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