Gemeinderat,
56. Sitzung vom 24.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 104
geht es jetzt nicht um die
Frage, wer als erster den Gedanken hatte oder nicht. Ich freue mich auch, wenn
andere gute Ideen haben oder wenn wir gemeinsam gute Ideen haben.
Ein anderes weniger, wie soll ich sagen, die Medien
begeisterndes Sportereignis der letzten Wochen in Wien hat mich persönlich
etwas mehr betrübt, nämlich die Eröffnung oder Wiedereröffnung der
Frühjahrssaison an der Alten Donau, die Sie üblicherweise mit dem Kommerzialrat
Nettig gemeinsam in einem Elektroboot oder einem Tretboot oder was auch immer
begangen haben, heuer mit der neuen Wirtschaftskammerpräsidentin. Ein
sportlicher Wettkampf, zwei Rudervierer gegeneinander. Leider hat die Stadt
Wien verloren gegen die Wiener Wirtschaftskammer, obwohl es ja früher einen
bedeutenden Ruderverein gegeben hat, die STAW an der Alten Donau. Mich würde
interessieren, Herr Bürgermeister, was werden Sie tun, damit, sollte so ein
Wettkampf im nächsten Jahr wieder stattfinden, die Stadt Wien nicht gegen die
Wirtschaftskammer verliert?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Ja, Herr Klubobmann, diesen Schmerz teilen wir, ich hätte jetzt fast gesagt
auch. Ich glaube nicht, dass das eine Garantie dafür wäre, dass wir dann im
Rudern gewinnen würden, sondern ich denke, dass es vernünftig wäre, dass man
sich Besatzungen rechtzeitig anschaut.
Ich erinnere mich an ein anderes Sportereignis, das
wir in Prag gehabt haben. Es war eigentlich ausgemacht, dass eine Auswahl von
Politikern aus Wien und aus Prag gegeneinander spielen. Als ich gehört habe,
dass dort Herr Stadtverordneter Tobias und Herr Stadtverordneter Panenka in der
tschechischen Mannschaft spielen, habe ich natürlich schon auch Herrn GR
Kaltenbrunner und Herrn GR Hasil gebeten, in der Wiener Mannschaft zu spielen,
was am Ende des Tages dazu geführt hat, dass wir 6:3 gewonnen haben. Ich denke,
dass das ein halbwegs gutes Modell ist, mit dem wir in Zukunft dann auch beim
Rudern entsprechend reüssieren könnten. Ich kenne Ihre sportlichen Fähigkeiten
in diesem Genre nicht, aber ich kenne meine, die sind erbärmlich, und ich werde
mich daher da raushalten. (Heiterkeit.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke,
Herr Bürgermeister.
Wir kommen zur letzten Zusatzfrage, die wieder von
Herrn Dr Aigner gestellt wird.
GR Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr
geehrter Herr Bürgermeister! Ich glaube nicht, dass wir uns für die Art der
Fragestellung rechtfertigen müssen. Ich glaube, beim guten Ruf auch als
Sportstadt ist es so, wie es überall im Leben ist, dass ein guter Ruf recht
schwer aufgebaut ist und dass man gerade bei sportlichen Großereignissen nicht
so oft die Möglichkeit bekommt zu glänzen. Ich darf da den "KURIER"
zitieren, wo es heißt: Auch Österreichs guter Ruf als Gastgeberland droht
davonzuschwimmen. Und den Schweizern kann es nicht verübelt werden, wenn sie das
Wettschwitzen besonders kritisch verfolgen. Zum einen sind sie Partner der
Fußball-EM 08 und zum anderen hatten sie gerade bei der Vergabe der
Eishockey-WM den Kürzeren gezogen. Ich glaube, mit dem guten Ruf sollte man
nicht so leichtfertig umgehen.
Daher meine letzte Zusatzfrage: Wie können Sie es
sich erklären, dass im heute wahrscheinlich zu beschließenden
Stadtentwicklungsplan über sportliche Großstätten nicht ein einziger Satz
drinsteht mit Ausnahme des In-Aussicht-Stellens einer Sportanlage in Rothneusiedl?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. –
Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Also zunächst einmal: Sie haben sich die Antwort ja ohnehin selbst gegeben, nämlich
die Schweizer sind uns bei dem Zuschlag der Organisation der A-Gruppen-Weltmeisterschaft
unterlegen. Daher verstehe ich die Häme durchaus, das ist ja gar keine Frage.
Es kommt ein zweiter, ehrlich gesagt viel unangenehmerer
Aspekt dazu, dass im Gegensatz zu den rund 35 Plätzen für Journalisten und
für ihre journalistische Arbeit, also ausgestattet mit Internetanschluss und
allen notwendigen Möglichkeiten bei der Kurzbahn-Europameisterschaft in der
Stadthalle, diesmal – und ich sage noch einmal, nicht von der Stadt Wien
organisiert – lediglich neun zur Verfügung gestanden sind, und das bei der
A-Gruppen-Eishockeyweltmeisterschaft. Man kann sich also vorstellen: So
lieblich und freundlich konnte die Stadt Wien gar nicht sein. Wir haben im
letzten Augenblick auch noch einen gesellschaftlichen Großevent durchgeführt
für die akkreditierten Journalisten. Das waren wieder wir, das war die Stadt,
die das gemacht hat, um das Ganze ein bisschen gutzumachen. Aber wenn bei einem
internationalen sportlichen Großereignis lediglich neun Plätze für Journalisten
und ihre Arbeit zur Verfügung gestellt werden, dann kann man sich halt auch
vorstellen, dass dort nicht gerade die Welle gemacht wird. Das verstehe ich und
kann ich nachvollziehen dabei.
Also so gesehen denke ich, dass
diese Auffassung, die ich jetzt mehrmals auch wiederholt habe, ohne uns wird es
solche sportlichen Großveranstaltungen nicht mehr geben, eine wesentliche dabei
ist. Und mir ist es im Prinzip auch wichtig, denn Sie haben schon Recht: Ein
guter Ruf ist schnell verspielt. Das ist richtig, und da muss man aufpassen,
weil da nützt weder Lobhudelei noch kleinliche Kritik, sondern der Punkt ist
dabei, dass man zur Kenntnis nimmt, was es auch an Fehlern hier gegeben hat,
dass man solche Ereignisse evaluiert, so wie wir das bei anderen sportlichen
Großereignissen, von der Ruderweltmeisterschaft über Fußballereignisse,
Schwimmen, Kurzbahn-EM und Ähnlichem, auch getan haben und daraus die
Konsequenzen zieht. Die Konsequenzen sind: Wir werden solche Ereignisse von der
Stadt her organisieren oder sie finden nicht statt, und zum Zweiten werden wir
zusätzliche Einrichtungen schaffen wie diese Mehrzweckhalle nach und neben dem
entsprechenden Ertüchtigen der Wiener Stadthalle, sodass wir in Zukunft für
Sport, Kultur und für den
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