Gemeinderat,
55. Sitzung vom 28.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 82 von 85
Vertrauen darauf, dass der Kinder- und
Jugendbuchpreis der Stadt nicht völlig in die Unsittlichkeit abgleitet. (Beifall
beim BZW.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke.
Als Nächster zu Wort gemeldet ist der Herr GR Mag
STEFAN. Ich erteile es ihm.
GR Mag Harald STEFAN
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ja, wir haben schon mehrere Fraktionen, aber oft die
gleiche Meinung. Ich hätte mir vielleicht eine Zitrone mitnehmen sollen, damit
man den Unterschied erkennt (GR Godwin Schuster: Im Grunde unterscheidet
euch eh nichts!), weil ich habe genau dasselbe zu sagen, was Herr Dr Serles
gerade mitgeteilt hat. Vielleicht hätte er sich früher in die Kulturdebatte
einschalten können.
Es ist tatsächlich sehr unerfreulich, oder sagen wir
einmal, es ist sehr eigenartig. Jetzt haben sich hier, wie uns gesagt wurde,
Experten zusammengefunden, um endlich, was offenbar schon lange notwendig war,
die Richtlinien für die Vergabe des Kinder- und Jugendbuchpreises der Stadt
Wien zu ändern. Und wie gerade auch zitiert wurde, hat es also umwerfende
Änderungen gegeben, und eine davon ist, dass die Bücher nicht mehr nach dem
sittlichen und ästhetischen Empfinden im positiven Sinn bewertet werden sollen.
Ich kann mir schon vorstellen, dass man sagt, gut, sittlich ist nicht mehr das
Wort, das man heutzutage so ständig im Mund führt. Wenn man also eine neue
Formulierung wählen würde, dann würde man das vielleicht nicht hineinbringen.
Aber wenn man es bewusst herausnimmt, dann hat es eine Symbolwirkung. Man kann
ja nicht behaupten, dass man hier nicht wertet. Natürlich wertet man auch mit
dem Ausdruck ästhetisch, natürlich wertet eine Jury an sich und sie muss sich
ihre Grundlagen geben. Und "sittliche Werte" sind tatsächlich nicht
nur in der Rechtsordnung, sondern auch sonst noch eine ganz klare Richtlinie.
Und das einfach so herauszustreichen, ist, wie schon festgestellt, eine sehr
eigenartige Art, wie man eine Bewertung im Nachhinein umstellt.
Ich kann nur sagen, man müsste auch so einen
Vorschlag nicht unkritisch übernehmen. Die Stadtverwaltung hätte ja sagen
können, alles schön und gut, drei der vier Punkte sind sinnvoll, aber den
vierten, den wollen wir nicht ändern, da hat sich die Jury vergriffen. Leider wurde
das unkritisch übernommen, zum Antrag erhoben, und weil wir das nicht richtig
finden, lehnen wir es ab. (Beifall bei
der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke.
Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist
geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort.
Berichterstatter GR Dr Michael LUDWIG: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Der Grund, der Hauptgrund, warum die Richtlinien für
die Vergabe des Kinder- und Jugendpreises der Stadt Wien geändert worden sind,
sind in einem Punkt zu finden, der jetzt von den beiden Vorrednern nicht
angesprochen worden ist. Es ist im Wesentlichen darum gegangen, die Fristen
anders zu strukturieren, damit die Verleihung nicht so wie bis jetzt am
30. August, sondern bereits vorher, am 31. Mai, vorgenommen wird.
Der Hintergrund ist, dass man die Verleihung des
Kinder- und Jugendbuchpreises so gestalten wollte, damit sie auch für das
Weihnachtsprogramm noch attraktiv ist. Das war, wenn man so will, der unmittelbare
Hintergrund, warum die Richtlinien überhaupt überarbeitet worden sind. Es hat
sich eine zehnköpfige Jury gefunden, die sich aus hochrangigen Expertinnen und
Experten aus dem Bereich der Kinder- und Jugendliteratur zusammengesetzt hat,
unter anderem die Frau Mag Karin Haller vom Institut für Kinderliteratur und
Leseforschung oder die Frau Inge Cevela von der Studien- und Beratungsstelle
der Erzdiözese Wien und viele andere mehr, die überlegt haben, welche
Möglichkeiten es noch gibt, wenn man schon die Richtlinien überarbeitet, sie
auch zu modernisieren beziehungsweise den Gegebenheiten der Gegenwart
anzupassen.
Man hat dann unter anderem das Wort
"sittliches" nicht deshalb gestrichen, weil man, wie Sie gemeint haben,
unsittliche Kinder- und Jugendliteratur fördern möchte, sondern weil es dem
heutigen Sprachgebrauch nicht mehr entspricht, weil man auch bei der Vergabe
von Literatur für Erwachsene diese Begriffe nicht mehr verwendet.
Ich möchte aber darauf verweisen, dass es bei den
Richtlinien für die Vergabe des Kinder- und Jugendbuchpreises dennoch so ist,
dass, und ich zitiere hier aus dem Punkt 2, den auch der Kollege Serles
zitiert hat, die Kinder- und Jugendbuchpreise der Stadt Wien Büchern zuerkannt
werden sollen, die in ihrer geistigen Konzeption und künstlerischen Gestaltung
dem Auffassungsvermögen der Kinder entsprechen, und dann wird fortgesetzt. Ich
erwähne das nur deshalb, um zu zeigen, dass sich die Richtlinien sehr wohl der
Kinder- und Jugendliteratur so annähern, dass auch auf die Bedürfnisse der
Kinder und Jugendlichen eingegangen wird. Und von daher, denke ich, sind diese
Veränderungen, die jetzt vorliegen für die Vergabe der Kinder- und
Jugendbuchpreise, der Zeit angepasst und auf Grund der Empfehlung einer sehr
kompetenten Jury zusammengestellt worden.
Ich empfehle deshalb die Zustimmung zum vorliegenden
Akt.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke.
Wir kommen jetzt zur Abstimmung. Wer für die Post 36
ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist mehrstimmig, mit den Stimmen
der SPÖ, des BZÖ und der GRÜNEN angenommen.
Es gelangt nunmehr die Post 38 der Tagesordnung zur
Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Verein Wiener Stadtfeste.
Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Dr LUDWIG,
die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Dr Michael LUDWIG: Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Akt.
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Ich eröffne die
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