Gemeinderat,
55. Sitzung vom 28.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 85
man macht die Vermarktbarkeit nicht zum inhaltlichen Kriterium. Das heißt, es leistet sich hier die Stadt Wien 320 000 EUR und das ist bitte mehr und mit geringerer Breitenwirkung als bei dem zuvor beschlossenen Akt, wo es um die Sportförderung ging. Es leistet sich hier die Stadt Wien um 320 000 EUR, und das schon zum zweiten Mal, eine Subvention für jemanden, der seine eigenen Ideen selbst verwirklichen möchte.
Das kann durchaus jedermanns Recht sein, seine
eigenen Ideen verwirklichen zu wollen, soll auch so sein in einer offenen Gesellschaft,
aber wenn es immer davon abhängig ist, das man gleichzeitig von der Stadt Wien
eine ordentliche Subvention bekommt, fürchte ich, werden wir uns das irgendwann
nicht mehr leisten können, abgesehen davon, dass es alles andere als
demokratisch ist, das so durchzuziehen.
Es wird Sie daher nicht wundern, wenn wir, so wie in
der Vergangenheit, die Zustimmung verwehren. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Laura Rudas. Ich
erteile es ihr.
GRin Laura Rudas
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtag und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Zu den Steuergeldern, Herr RUDOLPH: In erster Linie
zahlen wir Steuerzahler im Moment leider sehr viel für den Klub der
Freiheitlichen und den Klub des BZW. Das finde ich echt tragisch! (Beifall
bei Teilen der SPÖ.)
Wir reden heute über ein tatsächlich kritisches,
freies und unabhängiges Radioprojekt. Kritisch sollten Sie es einfach einmal
anhören und nicht, kaum geht die Kritik in Ihre Richtung, in Hysterie
verfallen! Nehmen Sie junge Menschen, die Ihnen gegenüber kritisch sind, einmal
ernst, hören Sie Ihnen zu und vielleicht können Sie daraus etwas lernen! Aber
Sie sollten nicht jeder Kritikerin und jedem Kritiker sofort den Geldhahn
zudrehen! Das ist eine komische Art der Politik! Dann dürfen Sie sich auch
nicht wundern, wenn junge Menschen einmal darauf pfeifen! (Beifall bei der
SPÖ.)
Frei ist das Radioprojekt eben deshalb, weil es von Steuergeldern
bezahlt wird. Genau deshalb müssen sie nicht alle zwei Minuten sagen, wie gut
Coca Cola schmeckt oder wie toll ein anderes Produkt ist. Noch freier als ein
aus Steuergeldern bezahltes Radioprojekt kann etwas gar nicht sein. Sie haben
ja auch Jus studiert und das müssten Sie im ersten Semester in Volkswirtschaft
auch gelernt haben. Das haben sie in Jus.
Es handelt sich um ein unabhängiges Radioprojekt. Den
vielen freien Initiativen die Unabhängigkeit abzusprechen, da verletzten Sie
nicht mich und ich glaube, Sie verletzten auch nicht den StR Ellensohn, denn
unser Job als Politiker und Politikerin ist, dass wir das schon aushalten, aber
Sie unterstellten den Initiativen etwas, was wirklich unverschämt ist und was
diese mit ihrer vielen Arbeit nicht verdient haben! (Beifall bei der SPÖ.)
Die Freien Lokalen Nichtkommerziellen Radioprojekte
bieten Artikulationsmöglichkeiten, Frauen, Jugendlichen, ethnischen
Minderheiten, Migrantinnen, Migranten, Kindern, also all jenen, die eher selten
bis gar nicht die Möglichkeit haben, im ORF vorzukommen. Das ist gut und das
ist richtig. Die Stadt Wien wird das auch weiterhin unterstützen.
All jenen, die so gerne das Wort
"Demokratie" verwenden und das tun in letzter Zeit alle Parteien sehr
häufig und vermehrt: Demokratie heißt eben auch, allen Menschen die Möglichkeit
zu geben, ihre Interessen in der Öffentlichkeit zu artikulieren. Das heißt, auf
den Punkt gebracht, wir brauchen eine offene Medienlandschaft! (Beifall bei
der SPÖ.)
Zum Schluss, ich halte mich ganz kurz, nur noch ein
Satz. (Beifall bei GR Kurth-Bodo Blind.) - Schon wieder! Das macht Sie ganz nervös, wenn junge Menschen
reden, überhaupt wenn es junge Frauen sind. Das ist mir schon öfters
aufgefallen, aber sie müssen lernen, damit zu leben. (GR Kurth-Bodo Blind: Ich habe nur applaudiert, weil Sie gesagt haben:
"Zum Schluss"!)
Zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: Ich bin
sofort bei Ihnen, dass sie mehr bezahlt bekommen. Sie können ja mit Ihren
Bundeskollegen reden, damit sie uns die Bundesförderungen wieder aufrecht
machen. Aber im Moment haben sie sie gestrichen. (GR Kurth-Bodo Blind: Was sollen sie aufrecht machen?)
Zum Schluss: Eine offene partizipative Gesellschaft
sollte gerade uns Politikerinnen und Politikern sehr wichtig sein, also bitte
ich Sie, den Antrag zu unterstützen! (Beifall bei der SPÖ. - GR Kurth-Bodo
Blind: Der Satz, dass der Bund etwas aufrecht machen soll, war aber nicht
Deutsch!)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu
einer zweiten Wortmeldung erteile ich Herrn StR Ellensohn das Wort. Er hat noch
10 Minuten. (GR Harry Kopietz: Ist Blind jetzt blau oder nicht? Nichts
Genaues weiß man nicht!)
StR David Ellensohn: Herr Vorsitzender!
Damen und Herren!
Drei kleine Punkte: Ich hätte jetzt eines machen
können, eine tatsächliche Berichtigung - dann müsste ich mich noch einmal zum
Wort melden - zu Herrn Aigner. Die GRÜNEN haben nicht im Bundesrat und auch
nicht anderswo den Herrn Gudenus abgebucht. Also das ist schlicht falsch.
Zweitens, und das ist eigentlich auch eine
tatsächliche Berichtigung: Herr Aigner sagt, Inserate nehmen keinen Einfluss
auf die Blattgestaltung oder auf die Radiogestaltung. Das ist spätestens
Publizistik erstes Semester - es tut mir Leid, dass ich das fast lehrerhaft
sagen muss, ich bin nämlich keiner, und ich neige nicht dazu -: Inserate nehmen
keinen Einfluss. Das ist schlicht Nonsens. (GR Dr Wolfgang Aigner:
...Subventionsgeber...!)
Die "AZ" in Wien ist
unter anderem nicht daran gescheitert, dass sie zu wenige LeserInnen gehabt
hat. In der Schweiz gibt es Tageszeitungen mit einem geringeren Leser-,
Leserinnenstock, die von Inseraten gelebt haben. Die
"Arbeiterzeitung" in Österreich ist schlicht und einfach von der
Werbewirtschaft zu einem guten Teil, sagen wir einmal, übersehen worden, um ein
freundliches Wort zu verwenden. Das macht es eben schwierig,
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