Gemeinderat,
55. Sitzung vom 28.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 85
Doch die Menschen wollen das nicht.
Die wollen Wien, weil es an der schönen blauen Donau liegt und am grünen
Wienerwald, und ich weiß nicht, was uns alles an farbigen Dingen einfällt, um
diese Stadt zu qualifizieren. Aber was die Menschen in den Außenbezirken
jedenfalls nicht wollen, ist, dass man Ihnen diese Grünräume wegnimmt. Deswegen
sind sie dort hingezogen. – Wollen Sie was sagen, Herr Stadtrat? Ich hab ein
bisschen Zeit, ich kann auf einen Zwischenruf eingehen. (Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Rot ist die beste Farbe!) Rot
ist die beste Farbe? Mir fällt jetzt nicht gleich was ein, Entschuldigung. (GR Johann Driemer: Das glaube ich auch!)
Kollege Driemer, zu Ihnen komme ich
noch. Bau-Holz-Gewerkschaft immer dabei, wenn es ums Zubetonieren geht. Sie
bekommen noch Ihren eigenen Satz. Kollege Driemer, Sie haben wirklich Glück,
Sie melden sich zu einem Zeitpunkt, wo ich auf meinem Redekonzept Driemer
stehen habe. Das war echte Intuition. Ja, genau so ist es, Kollege Driemer. Es
sind halt nicht mehr die 70er und 80er Jahre, wo die Gewerkschaft Bau-Holz –
oder wie immer sie jetzt heißt – aufmarschiert und sagt: Jetzt wird wieder
etwas gebaut, Hainburg oder sonst irgendwas, wir betonieren alles zu, weil wir
einen Bedarf haben.
Die Zeiten sind vorbei. Die Menschen
wollen das nicht. Ihr habt es noch nicht zur Kenntnis genommen, ihr glaubt, ihr
könnt mit Allmacht drüberfahren, aber sie werden euch die Antwort geben. Und
die Sozialdemokraten, die dort wohnen, genau dort in der Legohaus-Siedlung –
ich kenne die alle – oder in der Nordrandsiedlung, sind unglücklich. Die sagen,
was machen die mit uns, unser eigener Bezirksvorsteher versteht uns nicht,
unsere Gemeinderätin, die dort wohnt, versteht uns nicht. Es versteht uns gar
keiner mehr in der Sozialdemokratie. Wir wollen das nicht. Wir wollen nicht,
dass die Allißengründe, unser unmittelbarer Erholungsraum rund um diese
Liegenschaften, zubetoniert wird. Aber das ist euch wurscht. Das ist wurscht,
weil Bau-Holz oder wer auch immer sagt: Drüberfahren, B232, her mit dem
Asphalt, Grünraum brauchen wir keinen. Und das ist das Problem der
Sozialdemokratie in Wien und insbesondere in Floridsdorf, wie man an diesem
Beispiel sieht.
Und nördlich davon scheint
halt noch Raum zu sein für den Herrn Stadtrat. Da glaubt er, er kann sich noch
ausbreiten und die Sozialdemokratie, der Bezirksvorsteher-Stellvertreter, ein
lieber Mensch, läuft fast täglich dort an meinem Haus vorbei. Wir winken uns
freundlich, grüßen uns zu. Und was sagt er über dieses Feld dort? Er sagt, das
ist eine G’stätten, die kann man ruhig zubetonieren. Ich weiß nur nicht, warum,
wenn er gern selber auf einer G’stätten läuft. Es wird irgendeinen Grund haben,
warum er gerne auf dieser G’stätten läuft, und dann im gleichen Atemzug sagt,
aber zubetoniert gehört es trotzdem. Und was der Barnet sagt, stimmt nicht. Es
gibt keine Menschen, die dort einen Grün- und Ruheraum haben. Dort gibt es
niemanden, der Rad fährt, es gibt keine Kinder, die Drachen steigen lassen, da
gibt es niemanden, der spazieren geht, da gibt es keine Läufer. Stimmt alles
nicht, was ich sage. Und er selber läuft dort fast jeden Tag bei dieser Wiese
vorbei, die er dann im Pressedienst als G’stätten bezeichnet.
Also ich sage ehrlich, für
mich ist es keine G’stätten, für mich ist es jener Grün- und Ruheraum, den die
Bewohner der Nordrandsiedlung, der Legohaus-Siedlung an der Gerasdorfer Straße
und in den Allißengründen gerne haben. Aber sie werden sie nicht mehr lange
haben, weil ihr vorhabt, sie zuzubetonieren, weil euch nichts Besseres
einfällt.
Nur, in dieser Straße gibt es noch mehrere Probleme.
Da gibt es das Problem, dass auf der einen Seite der Grundeigentümer gar nicht
die Stadt Wien ist, sondern Gerasdorf. Die Umlandgemeinde Gerasdorf sagt – zur
Zeit zumindest noch –, wir wollen das gar nicht, wir wollen dort gar nicht
entlang der Mauer des Stammersdorfer Friedhofs eine B232, wir wollen die gar
nicht ausgebaut haben. Wir sind der Meinung, dass wir ausreichend Straßen
haben. Wir haben diese Gegend dort in Gerasdorf absichtlich mit einer
30-km/h-Zone belegt, weil wir eben nicht wollen, dass dort zu viel Verkehr
durchrollt. Und den Verkehr dort braucht auch keiner. Es gibt die Ruthnergasse
hinunter zur Thayagasse – ausreichend. Es gibt die Gerasdorfer Straße, neu
ausgebaut – ausreichend. Es gibt das alles. Kein Mensch kann erklären, warum
aus verkehrstechnischen Gründen die B232 notwendig ist. Das Argument ist, dass
man dann nicht so leicht zu dem neugeschaffenen, am anderen Ende von
Stammersdorf liegenden Merkur oder sonst wo einkaufen fahren kann, dass man
dazu 5 Minuten länger braucht. Ich höre dieses Argument immer von einigen
Sozialdemokraten im Bezirk. Es ist so lachhaft, deswegen eine Straße zu
errichten, wirklich lachhaft. Jeder, der dorthin einkaufen fahren will, schafft
es mit dem Auto. Es kostet ihn 2,5 Minuten in eine Fahrtrichtung mehr,
wenn die B232 nicht gebaut wird, und deswegen versteht es niemand.
Und
es gäbe auch noch Alternativen in der Entwicklung dort. An der Siemensstraße
gibt es genügend brachliegende Gründe von Industrieanlagen, die nicht mehr
verwendet werden. Im Gaswerk ist ein ausreichendes Areal, das nicht mehr
gebraucht wird, wo man andere Liegenschaften hineinbauen könnte. Nur, da wäre
der Grund teurer. Da würde die Stadt Wien und insbesondere der Wiener
Wirtschaftsförderungsfonds nichts verdienen. Denn die Grundstücke in der
Allißengasse oder in den Allißengründen gehören dem WWFF, und dann lässt sich
ein bisschen daran verdienen. Wenn man aber von Siemens, vom Gaswerk oder sonst
irgendjemandem die leerstehenden Liegenschaften kaufen müsste, um sie für neue
Ansiedlungen zu verwenden, wo wirklich ausreichend Platz wäre, dann wäre der
Verdienst der Stadt Wien nicht so groß, und das ist das Problem. Es geht in
Wahrheit ums Geld und nicht um die Bedürfnisse der Menschen, die dort wohnen.
Und daher bin ich auch dem Herbert Madejski – er ist leider nicht da – dankbar
für die Dringliche, die er heute eingebracht hat. (GR Ing Gunther Wolfram:
Er ist Vorsitzender!) Ah, dort ist er! Herbert, entschuldige, bitte. – Ich
sage, Herbert, diese Dringliche ist eine vernünftige Sache. Genau diese Frage
der
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