Gemeinderat,
55. Sitzung vom 28.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 85
ein Weg, um den uns viele, die woanders voll zahlen müssen, obwohl sie sozial schwach sind, entsprechend beneiden.
Kollege Strobl, du weißt, dass wir gerade jetzt,
gerade heuer die Kampagne für das letzte Kindergartenjahr haben und dass wir
hier nicht schauen, ob Berufstätigkeit vorliegt oder nicht. Diese Kampagne
richtet sich an alle Wienerinnen und Wiener, aber in besonderer Weise auch an
die, die sozusagen eine andere Muttersprache mitbringen. Wir gehen da mit
verschiedenen Sprachen in die Vereine. Also das alles läuft, sodass die
Forderungen eigentlich auch hier schon erfüllt sind. Wir haben
Qualitätsstandards, wir haben zusätzliche muttersprachliche Betreuung in den
Kindergärten.
Wenn man sagt, die Kinder brauchen den Kindergarten:
Ja, genau, sie brauchen ihn, und wir in Wien haben ihn auch, aber als einziges
Bundesland. Wir haben über 65 000 Plätze. Wir haben übrigens
71 Prozent aller Krippenplätze und 47 Prozent aller Hortplätze von
ganz Österreich. Und wenn man sagt, das wäre eine vorschulische Einrichtung, so
haben wir auch die. Also wir haben vorher etwas und wir haben nachher die
entsprechenden Angebote. Bei uns gibt es diese Kinderbetreuungsangebote, die
eben auch von den Eltern gefordert werden und die wir sicherstellen können.
Auch die Versorgung mit dem Mittagessen ist am besten, weil wir nämlich die
meisten Ganztagsplätze anbieten. Bei uns kann man eben wirklich arbeiten und
daneben das Kind guten Gewissens in den Kindergarten geben.
Mich überrascht, dass der Kollege Stefan in seiner populistischen Wut da
die ÖVP überholt und gleich den Familienzuschuss abschaffen will. Denn das
Drittel, das nichts zahlt, bekommt ja trotzdem den Familienzuschuss. Denen das
Geld wegzunehmen und dann sozusagen mit der Gießkanne wieder zu verteilen, wird
die Betroffenen wirklich nicht freuen.
Sie sollten sich auch einmal die Öffnungszeiten
anschauen. Wir sind das einzige Bundesland, in dem es auch entsprechend längere
Öffnungszeiten gibt in den Kindergärten, wo es gebraucht wird; und das für ganz
Wien. Wir haben sogar eine Zweidrittelzeit eingeführt. Aber das alles wissen
Sie ja, Sie fordern es eigentlich wider besseren Wissens. Und die von Ihnen
zitierte Alleinerzieherin, die kann in Wien sicher sein, dass sie eine
qualitativ hochwertige Betreuung für ihr Kind bekommt.
Zu Vorarlberg, wo es vielleicht eine Spur billiger
wäre für die, die voll zahlen, muss man sagen, das ist zwar um eine Spur
günstiger, aber dafür bekommen sie keinen Platz, denn dort gibt es nichts. Also
würdest du einen Ganztagsplatz finden, könntest du es um eine Spur billiger
haben. Aber diese Argumentation mit dem billiger, billiger richtet sich ja nur
an das Drittel, das wirklich den Vollbeitrag zahlt. Alle anderen werden ja von
der ÖVP-Kampagne jetzt gar nicht einmal gestreift. Aber ist ja auch okay.
Wahrscheinlich sind das auch die, bei denen Sie hoffen, vielleicht irgendein
Wählerreservoir zu haben. (Zwischenruf von GR Walter Strobl.) Doch,
doch, doch. Genau das ist es. Dieses Drittel zahlt den vollen Betrag, die könnten
es vielleicht ein bisschen billiger bekommen, aber die durchschauen das doch
auch. Glauben Sie, das ist nicht durchschaubar? Also dieser Populismus der ÖVP,
der wird, muss ich ehrlich sagen, ins Leere laufen, denn der ist durchschaubar.
Wir haben ja auch genaue Umfragen. Wir haben uns ja
erkundigt: Sind die Eltern zufrieden oder nicht? Und die Wienerinnen und
Wiener, die Eltern in Wien sind eigentlich im Höchstausmaß zufrieden. Wir haben
sehr, sehr gute Noten, sehr gute Bewertungen. Daher können wir sagen, wir sind
stolz darauf, dass in Wien das bestausgebaute System der Kinderbetreuung in
Österreich existiert. So soll es bleiben, aller populistischen Polemik zum
Trotz. – Vielen Dank. (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste zu Wort gemeldet ist
Frau GRin Trammer. – Bitte sehr.
GRin Heike Trammer (Bündnis Zukunft Wien – die
Stadtpartei): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Überteuerte Kindergartenplätze in Wien – eine
unendliche Geschichte. Die Kosten für die Kindergartenplätze sind seit Jahren
unerträglich hoch, das wissen wir. Wir haben stapelweise Anträge, Anfragen
gestellt, Reden dazu gehalten. Wenn ich diesen Stoß in Zentimetern ausdrücken
würde, ich würde sagen, es kommt ein Meter Papier zustande. Die SPÖ hat das
natürlich immer negiert, das ist auch klar, denn Sie verteidigen natürlich Ihre
nicht so gute Politik in diesem Bereich.
Wir müssen etwas ändern, denn bis jetzt hat sich gar
nichts getan. Im Gegenteil! Wir müssen uns in Wien etwas überlegen, und das
BZW, das Bündnis Zukunft Wien, hat sich etwas überlegt, und die SPÖ muss
handeln.
Die Gemeinde Wien erspart sich beim Karenzgeld für
Beamtinnen und Beamte 4 Millionen EUR im Jahr durch das
Kinderbetreuungsgeld, und wir vom BZW wollen, dass dieses Geld den Familien in
Wien auch zugute kommt. Wenn Wien es schon nicht schafft, kostenlose
Kindergartenplätze vom dritten bis zum sechsten Lebensjahr zur Verfügung zu
stellen, sondern lieber Strompreise, Gaspreise, Müllabfuhr und Ähnliches erhöht
und den Familien somit das Geld aus der Tasche zieht, dann appellieren wir vom
BZW an das soziale Gewissen der SPÖ, so sie noch eines hat, und wollen, dass
zumindest auch über kostenlose Halbtageskindergartenplätze für Kinder vom dritten
bis zum sechsten Lebensjahr nachgedacht wird, und zwar mit begleitenden
Deutschkursen für alle Kinder. Es kann auch den österreichischen Kindern nicht
schaden. (Beifall beim BZW.)
Wir fordern zusätzlich einen
vermehrten Einsatz von Tagesmüttern mit Ausbildung, flexible Öffnungszeiten,
die es ja in den Kindertagesheimen noch immer nicht gibt (GRin Martina LUDWIG: Was?), und wir fordern Begleitdienste für
Kinder zum Beispiel zum Hort oder zum Musikunterricht oder zum
Nachmittagssport; vor allem für die Alleinerzieherinnen und Alleinerzieher in
Wien.
Zum anderen brauchen wir ein
Umdenken in der Wirtschaft. Die Stadt Wien ist aufgefordert, diejenigen Wiener
Betriebe finanziell zu unterstützen, die
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