Gemeinderat,
55. Sitzung vom 28.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 85
werden die Parkplätze nach dem Gestaltungskonzept der Architekten wegfallen. Wir sind gerade in Gesprächen auch mit den Bezirken - es sind ja der 1. und der 8. Bezirk durch die Überlappungslösung in der Parkraumbewirtschaftung betroffen - darüber, ob der Vorschlag des Parlaments von den beiden Bezirken akzeptiert werden kann, dass es in der Stadiongasse weiterhin reservierte Parkplätze für das Parlament gibt.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich danke. - Somit ist die 4. Anfrage
beantwortet.
Wir kommen zur 5. Anfrage (FSP - 01978-2005/0002 - KBZ/GM). Sie
wurde von Herrn Dr Serles an den Herrn Bürgermeister gerichtet: Wer
finanziert die Büroinfrastruktur und die Tätigkeit des
Außenwirtschaftsbeauftragten der Stadt Wien, Kommerzialrat Walter Nettig?
Ich bitte um Beantwortung.
Bgm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrter Herr Gemeinderat!
Ich glaube, ich gehe mit einiger Berechtigung davon
aus, dass meine Beantwortung Ihrer Frage Sie nicht allzu sehr überraschen wird.
Ich bedauere gleichzeitig auch, dass ich Ihnen mit keinen Neuigkeiten aufwarten
kann. Denn ich darf zunächst in Erinnerung rufen, dass schon mit dem Beschluss
des Stadtsenats vom November 1996, erneuert dann 2001, Herr Präsident Nettig
dem Stadtsenat als Außenwirtschaftsbeauftragter des Bürgermeisters zugezogen
wurde, natürlich ohne Stimmrecht. Nach seinem Ausscheiden aus der Funktion als
Präsident der Wiener Wirtschaftskammer hat er sich bereit erklärt, diese
Funktion weiter auszuüben, dies auch im Einvernehmen mit der Wiener
Wirtschaftskammer.
Die Stadt Wien stellt dafür die entsprechende
Büroinfrastruktur zur Verfügung. Mit Beschluss des Gemeinderatsausschusses für
Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung vom 2. Dezember 2004 wurde der
Abschluss des Mietvertrages genehmigt, und mit Beschluss des
Gemeinderatsausschusses für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke
vom 13. April 2005 die Kosten für die Büroinfrastruktur. Sohin ist klar,
wer für diese Kosten - auch auf der Basis welcher Beschlüsse - aufkommt.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. - Die 1. Zusatzfrage: Herr GR Dr
Serles, bitte.
GR Dr Wilfried Serles
(Bündnis Zukunft Wien - die Stadtpartei):
Herzlichen Dank, Herr Bürgermeister, für die Beantwortung dieser Frage! In
der Tat haben Sie - und Sie haben zu Recht darauf hingewiesen - dem Gemeinderat
jetzt Dinge gesagt, die aus den Ausschüssen bekannt waren.
Eine Neuigkeit im Zusammenhang mit dem
Außenwirtschaftsbeauftragten der Stadt hat für mich Herr VBgm Rieder im letzten
Finanzausschuss enthüllt. Ich stand nämlich bisher immer unter dem Eindruck,
dass der Außenwirtschaftsbeauftragte der Stadt seine Tätigkeit zum Nutzen der
Stadt gegen Ersatz der Kosten, aber ohne Entlohnung durchführt, und habe zu
meinem großen Erstaunen im letzten Finanzausschuss gehört, dass es im
Zusammenhang mit der Tätigkeit des Herrn Dr Nettig tatsächlich eine Form von
Entlohnung gibt, die ihm die Stadt gewährt, nicht unmittelbar die Stadt, aber
offen-sichtlich der Wiener Wirtschaftsförderungsfonds. Es existiert
offensichtlich ein Vertrag zwischen Herrn Dr Nettig und dem Wiener
Wirtschaftsförderungsfonds, auf dessen Basis Herr Dr Nettig, für welche
Tätigkeit auch immer, ein Entgelt erhält.
Es würde mich interessieren, Herr Bürgermeister: Für
welche Tätigkeit erhält Herr Dr Nettig vom Wirtschaftsförderungsfonds ein
Gehalt, ein Entgelt, ein Honorar, und wie hoch ist dieses?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrter Herr Gemeinderat!
Zunächst bin ich Ihnen dankbar für den Hinweis, dass
ich offensichtlich etwas verabsäumt habe, nämlich Herrn Präsidenten Nettig zur
Promotion zu gratulieren, was ich, sobald ich das verifiziert habe, auch gerne
nachhole. (Heiterkeit.) Das ist mir bisher entgangen.
Aber es ist mir in der Tat bekannt, dass es einen
Konsulentenvertrag zwischen der Wiener Wirtschaftskammer, dem Wiener
Wirtschaftsförderungsfonds und Herrn Präsidenten Nettig gibt. Der kann aber
nicht - und ich sehe mich dazu auch gar nicht in der Lage - Gegenstand der
Fragestunde hier im Gemeinderat sein. Ich entnehme lediglich verschiedenen
Pressemeldungen, dass Herr Präsident Nettig erklärt hat, er bezieht aus
keinerlei Titel irgendein Einkommen; sehr wohl Kostenersatz, aber nicht
irgendein Einkommen. Ich kann das weder verifizieren noch falsifizieren. Ich
kann Ihnen nur für die Stadt bestätigen, er bezieht seitens der Stadt Wien kein
Einkommen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. - Die nächste Zusatzfrage: Frau Dr Vana.
GRin Dr Monika Vana
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrter Herr Bürgermeister!
Ich habe im Zusammenhang mit
dem Außenwirtschaftsbeauftragten eine Frage im Rahmen von Wien als europäischem
Forschungsstandort. Und zwar: Welche Konsequenzen sind daraus vorgesehen, dass
sich die Firma Baxter nun doch nicht im Rahmen des Biotechnologiestandortes in
Wien ansiedeln wird? Es geht ja da nicht nur ums Prestige, es geht auch um
Arbeitsplätze. Es wurden seit 1997 immerhin über 130 Millionen EUR in
diesen Biotechnologie-Cluster investiert. Ist das jetzt nicht ein herber
Rückschlag?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Ich bin Ihnen dankbar dafür, dass Sie mir einmal mehr ermöglichen, darauf
hinzuweisen, dass es sich hier nicht um einen herben Rückschlag und auch nicht
um vergeudetes Geld handelt. Denn dieser Biotechnologiestandort in der
Muthgasse wird auf jeden Fall gemacht. Was man dazu heute im Regelfall braucht,
ist die Kooperation von Universitätsinstituten, außeruniversitären
Forschungseinrichtungen und einer Forschungseinrichtung aus einem Großbetrieb.
Das ist etwa in der Bohrgasse Boehringer, aber natürlich auch als
außeruniversitäre Forschungseinrichtung die Akademie der Wissenschaften und die
Universitätsinstitute.
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