Gemeinderat,
55. Sitzung vom 28.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 85
denn je und bin damit in guter Gesellschaft mit den Anbieterorganisationen, die in diesem Dokument hervorheben, wie gut sie Leistungsverträge finden und wie gut das klappt, weil man dadurch auch als Anbieter Sicherheit hat, und sie sagen, Frau Stadträtin, das müsste Ihnen auch als Ökonomin zu denken geben, sollten künftig die Förderverträge realisiert werden, wird das vermutlich den Preis für die Dienstleistungen erhöhen.
Frau
Stadträtin, können Sie angesichts der Rechtsunsicherheit der Förderverträge,
die ein drohendes EuGH-Gerichtsverfahren bedeuten, weiterhin an diesem Konzept
hängen?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Frau Stadträtin, bitte.
Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Frau
Gemeinderätin!
Wenn Sie sagen, es gibt eine Stellungnahme seitens
des Dachverbands, dann bestätigen Sie das, was ich gesagt habe. Wir sind in
einem permanenten Diskussionsprozess mit dem Dachverband, aber auch den
einzelnen Organisationen, wenngleich es hier logischerweise auch wieder
unterschiedliche Meinungen gibt. Ich finde, dass die Vielfalt des Angebots in
unserer Stadt eine unserer Stärken ist. Dass genau diese Stellungnahmen
vorliegen, ist ein Beweis dafür, dass es richtig ist, was ich hier berichtet
habe und was wir im Beirat diskutiert haben. Es gibt Vorschläge, es gibt
provisorische Richtlinien und es gibt jetzt genau diese Diskussion, über die
ich auch berichtet habe, wo wir eingeladen haben, dazu Stellung zu nehmen. Dort
sind manche Stellungnahmen mehr kritisch, manche weniger kritisch. Das ist gut
so. Ich habe da offensichtlich ein bisschen einen offeneren Zugang als Sie.
Mich stört das gar nicht, wenn wir hier mit kritischen Stellungnahmen
konfrontiert sind. Im Gegenteil, ich lade eigentlich die Organisationen immer
ein, auch ihre Meinung zu sagen, denn ich glaube, es ist besser, wenn man sich
im Vorhinein mit solchen kritischen Stellungnahmen auseinander setzt, als im
Nachhinein darauf kommt, dass gewisse Dinge nicht funktionieren.
Ich muss Ihnen sagen, ich persönlich halte sehr viel
von den Stellungnahmen der einzelnen Organisationen, weil ich aus eigener
Erfahrung weiß, dass die wirklich sehr viel an Information und Alltagswissen
einbringen. Sie wissen, mein Prinzip in dem Ressort ist, ich bin der Ansicht, dass
die, die die Hacken machen, am besten wissen, wie es geht, um auch hier die
wienerische Formulierung zu verwenden, also die, die vor Ort sind, einfach
immer sehr viel Alltagswissen und Erfahrung einbringen. Deswegen sind mir diese
Stellungnahmen, auch wenn sie manchmal sehr kritisch sind, wichtig. Ich sehe
das eigentlich gar nicht als negativ, sondern sehe es als positiv und als
Zeichen der guten Zusammenarbeit, dass sich die Organisationen hier kein Blatt
vor den Mund nehmen und auch wirklich ihre Meinung sagen.
Grundsätzlich glaube ich, und das haben wir lange
diskutiert, dass der Weg, den wir gewählt haben, einer ist, der sowohl
gesetzeskonform ist, uns aber auch die Möglichkeit gibt, als Organisation, als
derjenige, der mit Verantwortung als Sozialhilfeträger agiert, flexibel zu agieren
und entsprechend dafür zu sorgen, dass die Leistung stimmt. Denn wenn Sie
meinen, und das will ich Ihnen jetzt nicht unterstellen, dass wir hier mit
Ausschreibungen arbeiten sollten, dann sage ich Ihnen in aller Offenheit, das
ist meiner Meinung nach nicht der richtige Weg. Das kann in anderen Bereichen
der richtige Weg sein, wie zum Beispiel bei der Flüchtlingsbetreuung, wo durch
Bund-Länder-Vereinbarung die Leistung völlig klar definiert ist, wo völlig klar
definiert ist, zu welchem Preis was gemacht werden muss. Dort kann ich sagen:
„Jawohl, die Leistung steht zur Disposition. Das schreibe ich aus. Wer mir das
am günstigsten anbietet, den nehme ich." Das haben wir auch getan. Sie
wissen zum Beispiel, auch das haben wir, wenn ich mich recht erinnere, in der
letzten oder vorletzten Sitzung, das weiß ich jetzt nicht mehr genau,
diskutiert und haben die Flüchtlingsbetreuung ausgeschrieben und entsprechend
vergeben.
Bei den Dienstleistungen, über die wir sprechen, halte
ich einen Ausschreibungsweg für den falschen und glaube, dass der Weg, den wir
gewählt haben, eine gute Kombination ist, selbstverständlich rechtskonform.
Dazu hat es auch entsprechende Gutachten und juristische Vorarbeiten gegeben.
Ein Grund, warum die ganze Debatte länger gedauert hat, ist, weil wir eben
rechtlich auf der sicheren Seite sein wollten. Gleichzeitig haben wir die
Möglichkeit, durch die Förderrichtlinien die entsprechende Qualität zu sichern,
denn das ist das, was mir das Wichtigste ist, dass die Qualität für die
Menschen passt, die hier unsere Unterstützung bekommen, die diese Unterstützung
auch verdienen und wo wir absichern müssen, dass die Qualität stimmt und
trotzdem die Vielfalt des Angebotes erhalten wird.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Die nächste Zusatzfrage, Frau
Korosec, bitte.
GRin Ingrid Korosec
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Die Frau Kollegin Pilz hat gerade aufgezeigt, dass noch
sehr viel ungeklärt ist. Daher frage ich da jetzt nicht mehr nach.
Ich habe etwas anderes, und zwar bei der
Behindertenhilfe. Da gibt es offensichtlich Doppelgleisigkeiten bei der
Information. Es ist jetzt ein unglaublicher Informationsbedarf sowohl von der
MA 15 als auch vom Fonds Soziales Wien vorhanden. Da gibt es Stammblätter,
wo die einzelnen Behindertenverbände der MA 15 Name, Adresse,
Beschäftigtenzahl, Volumen und so weiter bekannt geben müssen. Das Gleiche
wieder fragt dann der Fonds Soziales Wien. Also hier werden Doppelgleisigkeiten
geführt, was unverständlich ist.
Ich frage Sie daher: Werden Sie das abstellen
beziehungsweise was werden Sie tun, dass man in Zukunft solche
Doppelgleisigkeiten vermeiden kann?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Frau Stadträtin, bitte.
Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Frau
Gemeinderätin!
Es ist halt eine schwierige
Situation. Auf der einen
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