Gemeinderat,
54. Sitzung vom 01.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 67
für die Kinder
und Jugendlichen eine Veränderung in der Drogenpolitik zu erreichen.
Jetzt kann man
am 29. März 2005 von der Frau Prof Fischer lesen: „Das große Problem
der Jugend ist Nikotin. 30 Prozent der Jugendlichen rauchen." - Das
kann ich nur unterstreichen. Und jetzt steht da: „Und Marihuana ist in den
Oberstufenschulen immer stärker vertreten. Man merkt auch, dass Marihuana höher
konzentriert ist als vor 20 Jahren." - Jetzt hören Sie bitte ganz
genau zu. Das ist keine freiheitliche Erfindung, das ist gar nichts, sondern
das ist die Expertin Frau Prof Fischer: „Bei einem Großteil führt es
langfristig nicht zu Problemen," - Gott sei Dank. – „bei einer kleinen
Gruppe von Patienten allerdings sehr wohl." - Wir sind als Politiker
verpflichtet und verantwortlich, diese kleine Gruppe zu schützen.
Deswegen, meine
Damen und Herren der Sozialdemokratie und der GRÜNEN, haben wir die Frau StRin
Brauner aufgefordert, den Drogenkoordinator Michael Dressel abzuberufen, weil er
verharmlost, obwohl er, sage ich jetzt einfach, von vielen Dingen ganz genau
weiß, wie gefährlich sie sind. Aber er setzt eigentlich seine Kompetenz absolut
nicht ein. Daher wäre die Abberufung ein Gebot der Stunde. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzender GR
Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Frau GRin Dr Laschan. Ich erteile es ihr.
GRin Dr Claudia Laschan
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
In regelmäßigen
Abständen kommt von den Freiheitlichen ein Vorstoß in Sachen Drogenpolitik, ich
würde fast meinen, wie ein Pausenkasperl. Ich sage das deswegen, weil Sie sich
nicht einmal mehr die Mühe machen, eine schlüssige Argumentation für Ihre
Forderungen zu finden. (GR Mag Hilmar
Kabas: Das war aber schlüssig!) Dieser Dringliche Antrag ist so
inhaltsleer, als wäre er in einer Sitzungspause schnell hingeschmiert worden.
Und ich werde das begründen:
Aus
polizeilichen Anzeigen und sichergestelltem Suchtgift auf die Wiener
Drogensituation zu schließen, ist reichlich eindimensional. Wenn 2004
113 Kilogramm Heroin beschlagnahmt wurden, ist es logisch, dass das eine
hohe prozentuale Steigerung gegenüber dem Jahr 2003 ergibt. Ich zitiere
jetzt einen Polizisten. Das Zitat lautet so, ist aus dem "Kurier" aus der vergangenen Woche:
„Suchtgiftdelikte sind Kontrolldelikte. Je mehr bei der Polizei gearbeitet
wird, desto höher sind die Zahlen in der Statistik." - Das sagt Herr Erich
Zwettler, seines Zeichens Leiter der Abteilung "Organisierte
Kriminalität" im Bundeskriminalamt. Ich frage mich, warum Sie nicht die
Absetzung dieses Herrn fordern, weil der sagt nichts anderes als unser
Drogenkoordinator. Sie fordern in Ihrem Antrag die Absetzung des
Drogenkoordinators, weil er der Meinung ist, dass Anzeigen und sichergestelltes
Suchtgift nichts über den Drogenkonsum aussagen.
Sie sagen in
Ihrer Begründung, dass Parkanlagen, U-Bahn-Bereiche und Gebiete um den Gürtel
von der Drogenszene betroffen sind. - Na, ganz etwas Neues! Das ist nämlich
nicht neu. (GRin Mag Heidemarie
Unterreiner: Nein, eh nicht! Das haben wir auch nicht behauptet!) Das steht
nur als neuer Aspekt in Ihrem Antrag. (GRin
Mag Heidemarie Unterreiner: Es steht nicht "neu" dabei!) Also
nicht sehr einfallsreich! Das wissen wir.
Sie fordern eine
Kompetenzerweiterung, verbunden mit Durchgriffsrechten. Ich frage mich: Soll
der Drogenkoordinator Verhaftungen vornehmen und Leute einsperren? Oder in
welche Richtung soll das gehen?
Sie fordern eine Umbenennung des Drogenkoordinators
in "Anti-Drogenkoordinator", damit laut Ihrer Meinung der Kampf gegen
Suchtmittelmissbrauch ersichtlich sei. Das finde ich ja besonders abstrus.
Glauben Sie, dass die Wienerinnen und Wiener der Meinung sind, dass der
Drogenkoordinator Drogen verkauft? Glauben Sie, dass ein Krebsspezialist, nur
weil er nicht "Anti-Krebsspezialist" heißt, für Krebs ist und nicht
dagegen kämpft? Oder glauben Sie, dass eine Schmerztherapie eine Therapie für
Schmerzen ist? Ich denke mir, das ist eine relativ einfache... (Zwischenrufe
bei der FPÖ.)
Ich könnte jetzt noch viele Beispiele nennen. (GR
Dr Herbert Madejski: Was ist der Unterschied zwischen einem Spezialisten und
einem Koordinator?) Ich weiß nicht, ob Sie es verstehen. Aber Sie halten
offensichtlich die Menschen für dumm, und das ist menschenverachtend. (Beifall
bei der SPÖ.)
Sie fordern, dass Wien nicht Istanbul werden darf.
Das reiht sich nahtlos ein in diesen Antrag und viele andere Anträge. Das ist
die Politik der FPÖ, und die lehne ich aus tiefstem Herzen und mit Verstand ab!
(GR Dr Herbert Madejski: Fragen Sie die Frauen dort in der Türkei, ob sie
Istanbul...!) Und ich wundere mich, dass Menschen, die in der FPÖ etwas
differenzierter denken - und ich spreche Sie, Frau StRin Landauer, damit an -,
sich von dieser Politik nicht distanzieren. (GR Dr Herbert Madejski: Fragen
Sie die Frauen! Fragen Sie die Journalistin, ob sie das will!)
Drogenpolitik ist ein bisschen vielschichtiger. Das
Wiener Drogenkonzept besteht aus den Eckpfeilern Prävention, Früherkennung,
Schadensbegrenzung, Therapie und Integration in den Arbeitsmarkt - zum
wiederholten Male hier referiert. (GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Ist
alles ganz perfekt! Ist ja alles ganz toll!) Und das unter der Prämisse -
und es ist wichtig, das immer wieder zu betonen, weil Sie es offensichtlich
nicht begreifen (GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Es gibt ja gar kein
Problem! Es ist alles wunderbar!) -, dass der Konsum jedweder Suchtmittel
abzulehnen ist.
Die Fülle von Einrichtungen, die im Sinne des Wiener
Drogenkonzeptes arbeiten, hat der Kollege Wagner angerissen; sie alle
aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen, daher tue ich es auch nicht. Sie alle,
die sich dafür interessieren, die sich wirklich für diesen Bereich
interessieren, wissen es selber ganz genau.
Im Süden Wiens wird eine neue
Beratungs- und Betreuungseinrichtung eröffnet, mit dem Ziel der Beratung von
Abhängigen, Gefährdeten, Angehörigen und Schlüsselpersonen, mit dem Ziel der
Betreuung und Behandlung und der Prävention sowie des
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