Gemeinderat,
54. Sitzung vom 01.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 67
gesagt, dass Sie irgendwas nicht verstehen. Sie haben
nur gesagt, wir sind nicht so wichtig, wie wir glauben. (GR Dr Herbert
Madejski: Sie haben gesagt, ich werde es nicht verstehen!) Das habe ich
nicht gesagt. (GR Dr Herbert Madejski: O ja!) Das würde ich mich nie
trauen, Herr Dr Madejski, zu sagen, dass Sie etwas nicht verstanden haben!
Aber eines traue ich mich schon zu sagen, nämlich:
Wenn die FPÖ hier ernsthaft versucht, den Beschützer der Theater zu spielen,
hat das in etwa jene Glaubwürdigkeit, wie wenn die Taliban antreten, um die
Frauenrechte in der Öffentlichkeit zu verteidigen. Da haben Sie einfach keine
Glaubwürdigkeit, das ist nicht Ihr Territorium, und ich verstehe auch nicht
ganz, was Sie da wollen. Wenn Sie bei der Theaterreform weiter mitgegangen
wären, hätte uns das gefreut, aber auch so werden und müssen wir damit leben.
Zur Theaterreform abschließend noch gesagt, auch in
Richtung des Herrn Stadtrates: Wir haben ja am Beginn eine sehr positive
Pressekonferenz gehabt, als alle Parteien das beschlossen haben und wir hier im
Gemeinderat einen einstimmigen Beschluss gefasst haben. Jetzt müssen Sie nur
sehr aufpassen. Ich habe damals schon gesagt, das war die Startflagge für ein
Rennen, es war nicht die Zieleinlaufflagge, und der Applaus, den vor allem Sie
damals bekommen haben, war ein Auftrittsapplaus, aber nicht ein Schlussapplaus
für ein gelungenes Stück. Dieses Stück müssen wir erst liefern. Ich hoffe sehr,
dass uns das gelingt.
Stichwort Applaus: Jemand, der sicher Applaus
verdient, ist der Senator Fulbright. Das ist jener, der nach dem Zweiten
Weltkrieg die geniale Idee hatte, Österreichern, und zwar vielen Österreichern,
aber immerhin auch Studenten aus mittlerweile 148 Staaten die Möglichkeit
zu geben, in den Vereinigten Staaten zu studieren. Also jeder, der in Österreich
mit Menschen zusammenkommt, die die Chance hatten, in Amerika zu studieren, ist
sicher, kann man sagen, zu 80 Prozent von Fulbright unterstützt worden.
Senator Fulbright hat ja bis zum Jahre 1995 gelebt,
und es gibt jetzt eine Initiative, die eigentlich von der österreichischen
Botschaft in Washington ausgeht, die sagt: Eigentlich wäre es eine gute Idee,
eine Persönlichkeit, die so viel für Österreich getan hat, jetzt mit einem
Denkmal zu ehren. Das ist eine Initiative, die ich unterstütze. Es gibt auch schon
einen Entwurf für diese Statue.
Ich stelle daher hier den Beschlussantrag, dass der
Herr Stadtrat ersucht wird, sich dafür einzusetzen, dass die Aufstellung dieser
Bronzestatue für Senator J. William Fulbright ermöglicht wird. In formeller
Hinsicht wird die Zuweisung dieses Antrages an den Ausschuss der
Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft beantragt. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich erwarte mir für die Theaterreform kein Denkmal
oder auch keine Statue. Es gibt offensichtlich einen guten... (GR Ernst Woller:
Eine Straßenbenennung reicht?) Es gibt Straßenbenennungen, aber darauf
warten wir auch noch; wir werden hoffentlich ein langes Leben haben. Oder das
wird die "Theaterreformgasse" werden. Offensichtlich gibt es einen
guten Grund, warum es auf der Welt nirgends Denkmäler für Kommissionen,
Ausschüsse oder sonst was, sondern nur für konkrete Persönlichkeiten gibt.
Ich erwarte mir also kein Denkmal für die
Theaterreform, aber ich erwarte mir sehr wohl, dass nach einem, sage ich
einmal, sehr guten Auftakt im ersten Akt dieser Theaterreform jetzt vielleicht
der zweite Akt ein bisschen Verwirrung stiftend ist und für Spannung sorgt,
aber ich erhoffe mir sehr wohl, dass es das klassische Hollywood-Happyend im
dritten Akt gibt, dass es letztlich ein sehr positiver Abschluss wird und dass
es nicht sozusagen aus einer Komödie zu einer Tragikomödie abgeht. Noch hat die
Theaterreform eine Chance, sehr geehrter Herr Stadtrat, aber jetzt liegt es
wirklich bei Ihnen, hier zu handeln und die Dinge umzusetzen! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. - Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin
Mag Unterreiner. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Lieber Andi, das finde ich nett, dass du meinst, ich
möchte mich als Beschützerin der freien Theater, der Privattheater aufspielen.
Ich denke nicht daran, so etwas zu tun! Ich fände es auch ganz falsch, weil es
ja ein Zeichen dafür wäre, dass etwas schief läuft, wenn ein Politiker sich als
Beschützer von irgendwelchen Theatern oder von irgendwelchen Kulturschaffenden
fühlen müsste. Stattdessen sollte selbstverständlich die Kulturpolitik so sein,
dass sich Theater so gut entwickeln und dass sich die Theaterlandschaft so gut
entwickelt, aus Eigenem heraus, und dass sie keine Beschützer brauchen. - Also
das einmal dazu gesagt.
Wir Freiheitlichen haben immer gesagt, die
Theaterlandschaft soll so sein - und die Kulturpolitik soll so sein -, dass
jeder sich frei entfalten kann. Das wäre das Ziel, aber nicht, dass ich einen
Politiker brauche - ganz egal, von welcher Farbe -, der sich jetzt für mich
einsetzt und mich beschützt, der seine eigenen Vorstellungen einbaut und diejenigen,
die das brav umsetzen, dann belohnt. Das wollen wir sicher nicht.
Sehr geehrter Herr Stadtrat! Ich kann mich erinnern,
es war so Ende Jänner, da gab es eine der vielen, immer wieder sehr schön
zelebrierten Ehrungen von Susi Nicoletti und Michael Heltau. Das sind immer
einige der großen Glanzlichter, muss ich sagen, hier im Haus. Es ist eine gute
Stimmung, es kommen dann alle Kulturschaffenden von Wien her, man fühlt sich
verbunden. Sie haben auch wieder sehr gute Worte gefunden, wie jedes Mal, Sie
machen das sehr gut.
Ich kann mich erinnern, da ist mir
etwas aufgefallen. Sie haben gesagt, wenn man irgendwo in der Weltgeschichte
ist, irgendwo in Los Angeles oder in Tokyo, und man denkt an Wien, dann fallen
einem zum Beispiel auch die Susi Nicoletti und der Michael Heltau ein, weil sie
untrennbar mit unserem Kulturleben in Wien
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