Gemeinderat,
54. Sitzung vom 01.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 67
(Beifall bei der SPÖ.)
Während sich der Herr Bundesminister für
Landwirtschaft - im Anhängsel hat er auch noch Umwelt - überlegt hat, was er
tun soll und wie er aus seiner Verantwortung kommt, hat Wien bereits wichtige
Weichenstellungen getroffen. Ich rede vom Winterdienst-neu, ich rede von der
forcierten Straßenreinigung, von Abgasfernmessungen, ich denke an den
Modal-Split, der uns heute auch vorgehalten worden ist. Meine Damen und Herren,
nur zur Erinnerung: Es gibt in Europa keine andere Metropole, die einen derart
vorzüglichen Modal-Split hat wie Wien, keine einzige! Sagen Sie uns nicht, wir
sollen in Österreich in anderen Landeshauptstädten nachlesen und nachschauen,
wenn wir selbst die besten Werte haben und wenn in Wirklichkeit die anderen von
uns lernen könnten.
Wir bekennen uns dazu, dass das, was wir zu tun
haben, getan werden soll; dazu werden wir heute noch einen Antrag einbringen.
Wir sagen aber auch, dass der Bund seine Aufgaben lösen soll. Wenn ich mir
ansehe, dass die Landesumweltreferenten - egal, welcher Partei sie angehören -
bereits gemeinsam an den Bund herangetreten sind und gesagt haben, in den
Bereichen Ozon und Feinstaub kann es nicht so sein, dass es eine ausschließlich
regionale Verantwortung gibt, weil einfach die Belastung in ihrer Wesensart
einer anderen Sichtweise bedarf, dann wissen wir, dass eine derartige
Veränderung des Gesetzes bereits in der Schublade liegt und von Herrn Minister
Pröll zurückgehalten wird, weil er sich gerade jetzt darüber freut, dass er in
der aktuellen Diskussion den heißen Erdapfel zu jemand anderem weiterschieben
kann.
Meine Damen und Herren! Wir bekennen uns zu der
Aufgabe, die wir in Wien haben. Wir sagen aber auch: Im Interesse der Wiener
Bürgerinnen und Bürger sollen wir nicht vergessen, was die anderen zu tun haben
und was vor allem der Bund zu tun hat.
Meine Damen und Herren! Ich denke mir, die
Wienerinnen und Wiener hätten es sich heute verdient gehabt, dass wir
konsensual darüber diskutieren, was wir gemeinsam tun können, und dass Sie von
Seiten der beiden Bundesregierungsparteien vielleicht eingebracht hätten, was
der Bund bereit ist, in seinem Aufgabengebiet für die Wienerinnen und Wiener zu
tun. - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin
Inge Zankl: Zum Wort gemeldet ist die Frau Umweltstadträtin. Ihre
Redezeit beträgt 5 Minuten.
Amtsf StRin Mag
Ulli Sima: Meine sehr
geehrten Damen und Herren! (GR
Christian Oxonitsch: Herr GR Gerstl, könnten Sie sich niedersetzen?)
Ich möchte angesichts der Debatte und nachdem ich so
oft angesprochen worden bin, ein paar Dinge richtig stellen. (GR Harry
Kopietz: Herr GR Gerstl, nehmen Sie Platz, bitte!)
Nur eine kurze
Bemerkung zum Kollegen Maresch, die kann ich mir nicht verkneifen: Ehrlich
gesagt, ich wäre nachdenklich, wenn mich der Pressesprecher von Pröll über die
APA lobt. Das würde mir an Ihrer Stelle zu denken geben. Sie freuen sich
darüber, ich - nein, ich sage lieber nichts mehr dazu. Kommen wir zur Sache.
Es hat den Vorwurf gegeben: Wir schieben die
Verantwortung ab, wir wollen, dass der Bund alles machen soll. Ich kann dem nur
entgegenhalten: Was wir wollen, ist eine gemeinsame Vorgangsweise. Wir setzen
unsere Maßnahmen, und auch der Bund muss Maßnahmen setzen. Was nicht sein kann,
ist, dass sich der Herr Bundesminister hinstellt oder hinsetzt und sagt: Die
Länder sind zuständig, die Länder sollen sich damit abstrudeln, viel Spaß beim
Feinstaub!
Das kann nicht sein, vor allem angesichts der von
vielen angesprochenen Herkunft des Feinstaubes. Wenn Sie mir nicht glauben,
kann ich Sie nur ersuchen, dem Umweltbundesamt zu glauben. (GR Mag Rüdiger
Maresch: ...setzt keine Maßnahmen!) Das Umweltbundesamt... (GR Mag
Rüdiger Maresch hält ein Dokument in die Höhe.) Diesen Statusbericht haben
wir veröffentlicht. Wir haben ihn vorher gelesen, wir kennen den Inhalt und
haben auch mit dem Umweltbundesamt darüber gesprochen. Dessen Interpretation
wie auch unsere ist es, dass wir die Spitzen kappen können, aber dass der ganze
dicke, untere Kuchenteil auf Österreich und das benachbarte Ausland verteilt
ist. Deswegen sind auch gemeinsame österreichweite Maßnahmen, Maßnahmen im
Bereich der EU, aber auch Maßnahmen in Wien wichtig.
Ich habe Ihnen zur Illustration noch einmal eine sehr
interessante Graphik mitgebracht, diese zeigt die Messstelle in Illmitz. (Die
Rednerin hält ein entsprechendes Schaubild in die Höhe.) Das ist die
Messstelle im Nationalpark, Herr Kollege Gerstl, dort ist überhaupt kein
Verkehr, dort ist gar nichts. Wenn Sie sich das anschauen, dann sehen Sie, dass
die Ergebnisse dieser Messstelle fast zu 100 Prozent parallel mit einer
Messstelle in Wien in einer sehr verkehrsnahen Gegend sind.
Was sagt uns das? Die Hintergrundbelastung in diesem
Bereich ist enorm. Das sind nicht nur hausgemachte Sachen, wie es uns die
Kollegen von der ÖVP glauben machen wollen, weil das in der politischen
Argumentation unglaublich praktisch wäre, sondern leider ist ein Großteil
österreichische Hintergrundbelastung und kommt aus dem benachbarten Ausland, wo
sich die Standards der Luftreinhaltung erst jetzt durch den EU-Beitritt
sukzessive verbessern werden. Das heißt, wir werden vom EU-Beitritt dieser
östlichen Nachbarländer sicher profitieren.
Aber etwas macht mich schon ein bisschen stutzig.
Warum will man denn unbedingt, dass das alles hausgemacht ist? Warum will man
eigentlich in dieser Hinsicht die Realität nicht sehen? Weil es natürlich
politisch praktischer ist! Wir suchen uns wirklich einfach die Fakten heraus
und versuchen, dort Maßnahmen zu setzen, wo es Sinn macht. Wir werden auch
lokale Maßnahmen setzen, und wir setzen sie auch jetzt schon.
Ich möchte auch den Herrn Prof
Puxbaum von der Technischen Universität zitieren. Da Sie weder dem
Umweltbundesamt noch mir wirklich Glauben zu schenken scheinen, gibt es noch
den Prof Puxbaum, einen unabhängigen Experten von der Technischen
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