Gemeinderat,
54. Sitzung vom 01.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 67
Gesundheit der Wiener – eine ganz wichtige Sache –
auch viel früher führen können.
Frühestens, als wir von der Volkspartei am 21.11.2001
– ich wiederhole, 2001 – eine Anfrage zum Thema “Feinstaub“ gestellt haben,
oder am 11. Jänner 2002, als die Antwort auf diese Anfrage gekommen ist,
indem unsere Fragen vom Umweltressort so beantwortet wurden, dass wir
eigentlich beruhigt waren. Der Tenor der Anfragebeantwortung der
SPÖ-Stadtregierung war, es sei sowieso alles in Ordnung, es gäbe überhaupt
keine Probleme, die Stadtregierung habe alles im Griff, und übrigens werde ja
eine Studie erarbeitet, die dann im Jahre 2003 vorliegen wird.
Nachdem auch die GRÜNEN zu unserem Vorstoß ja total
geschwiegen haben, die Stadtregierung schriftlich uns Entwarnung gegeben hat,
es liege überhaupt nichts vor, es gäbe keine Feinstaubbelastung, nun, warum sollten
wir päpstlicher als der Papst sein, haben wir also die Messung abgewartet. Aber
als wir dann das Messergebnis für das Jahr 2003 gesehen haben, haben wir
weder die Gelassenheit der GRÜNEN noch jene der Stadtregierung verstanden. (GR Godwin Schuster: Was hat die
Stadtregierung damit zu tun?) Denn im Jahresbericht der Luftgütemessung in
Österreich 2003 haben die Wiener Messstellen den Österreichrekord bei den
Tagesmittelwerten gebrochen. Eine Messstelle hat 187 Mikrogramm pro
Kubikmeter und eine andere 183 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen. Nur in
Linz hat es eine höhere Überschreitung gegeben.
Mit dieser Platzierung ist Wien aber trotzdem
trauriger Rekordhalter eines Rekords, auf den wir sicher verzichten könnten. (Beifall
bei der ÖVP.)
So sehr uns diese Werte unter dem Gesichtspunkt der
stoischen Ruhe der Umweltstadträtin angesichts dieser Tatsache überrascht
haben, umso mehr überrascht uns aber die Tatsache, dass die Wiener GRÜNEN zu
diesem Thema bis jetzt geschwiegen haben, (GR
Mag Rüdiger Maresch hebt ein Blatt Papier in die Höhe, weist darauf hin und
ruft: Können Sie nicht lesen!) denn wir haben uns entschlossen, am
14. Februar, ja am 14. Februar 2005, als einzige Fraktion in
diesem Haus, eine Pressekonferenz zum Thema Feinstaub zu geben. Wir haben dann
noch eine Pressekonferenz gemacht und heute stehen wir hier und unterhalten uns
mit der Grünen Fraktion über die Auswirkung des Feinstaubes in Wien. Da kann
ich nur sagen, Kollege Maresch, spät seid Ihr dran! (Beifall bei der ÖVP. –
GR Godwin Schuster: Ja, aber der Bundesregierung, der ist das vollkommen
gleichgültig!) Ist eh klar, die Bundesregierung ist schuld, ja.
Aber nachdem die grüne Umweltpolitik in Sachen Luftreinhaltung ja heute anscheinend
eine Auferstehung erfährt, erspare ich mir einen weiteren Kommentar in Ihre
Richtung. Ich möchte aber meine Verwunderung darüber ausdrücken, wie die
SPÖ-Stadtregierung, Kollege, mit diesem Problem umgeht. Nachdem sie jetzt die
letzten 4 Jahre - vor 4 Jahren haben wir bereits eine Anfrage in der Feinstaubbekämpfung
gestellt - untätig war, hat sie das getan, was diese Stadtregierung immer tut,
Kollege Schuster. Schuld ist der Osten, die hauen uns den Feinstaub herüber,
und schuld ist vor allem die Bundesregierung, obwohl es ja im Bundesgesetz schwarz
auf weiß steht - und Sie können es jederzeit nachlesen -, das Land hat die
Verantwortung, (Unruhe bei der
Sozialdemokratischen Fraktion.) das Land hat die Verantwortung. Schauen Sie
in die Steiermark, was dort geschehen ist. Da sind über 70 Maßnahmen gegen
die Feinstaubbelastung gesetzt worden. Aber Sie sagen natürlich, schuld ist der
Bund.
Kollege Schuster, Ihr habt ja die Möglichkeit, was
unsere Vorschläge betrifft, und Sie haben heute noch die Chance und die
Gelegenheit, mit uns gemeinsam eine inhaltliche Weichenstellung vorzunehmen,
indem Sie einem von uns vorgeschlagenen Beschlussantrag zustimmen. Es kann dann
jedermann an Ihrer Entscheidung ablesen, wie ernst es Ihnen wirklich mit den
Aktivitäten des Feinstaubschutzes der Wiener Bevölkerung ist. Die Wiener
Bevölkerung braucht Schutz vor Feinstaub, und es sind hier vor allem unsere
Kinder zu schützen. (Beifall bei der ÖVP. – GR Godwin Schuster: Jawohl!)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Frau
Kollegin Reinberger ist die Nächste am Wort, bitte.
GRin Brigitte Reinberger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und
Herren!
Es ist wirklich ein Trauerspiel, wie in der
angeblichen Umweltmusterstadt mit der Gesundheit unserer Kinder, der alten
Menschen und vor allem auch aller Atemwegs-Erkrankten umgegangen wird. Und ich
finde es irgendwie kurios, wenn man jetzt darüber diskutiert, wer als Erster
dazu eine Pressekonferenz gemacht hat, denn die Pressekonferenz hilft den
Betroffenen wenig, sondern die Maßnahmen, die gesetzt werden. Und da geschieht
leider Gottes in Wien auch nicht sehr viel, denn seit Wochen hören wir von der
Umweltstadträtin, dass die Feinstaubbelastung eben zum Großteil importiert ist,
sie daher nichts machen könne und am Rest ist, wie wir in den Zeitungen der
letzten Tage gelesen haben, zu Neuestem wieder einmal der Bund schuld.
Ja, es stimmt schon, dass die Staubbelastung
natürlich eine grenzüberschreitende ist und aus anderen Bundesländern oder aus
anderen Staaten kommt, aber deshalb die Hände in den Schoß zu legen und gleich
gar nichts zu tun, kann es ja wohl auch nicht sein. Das ist in meinen Augen
sehr fahrlässig.
Es gäbe sehr vieles, was zu machen wäre. Der
Verursacher des Feinstaubes, so sind sich alle Experten einig, sind natürlich
die Verkehrsabgase, insbesondere natürlich auch die Rußpartikel, die
hauptsächlich von den Dieselfahrzeugen kommen, der aufgewirbelte Staub, durch
die Fahrzeuge aufgewirbelt, sowie die Industrie und im Winter natürlich auch
der Hausbrand. Zu den Rußpartikeln, die hauptsächlich, wie gesagt, durch
Dieselfahrzeuge entstehen, habe ich schon im Februar eine WHO-Studie zitiert,
wonach es österreichweit jährlich 2 400 Todesfälle, 55 000 Asthmaanfälle
und 4 300 Krankenhausaufenthalte allein durch den Ausstoß
lungengängiger Rußpartikel gibt.
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