Gemeinderat,
54. Sitzung vom 01.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 67
gerade am Weg
zum Sport ist, erwartet: Die Regelmäßigkeit, die Verpflichtung, zum Training zu
gehen, die Konsequenz, das auch zu tun, die Konkurrenz zu anderen Freizeitangeboten
und vieles andere mehr.
Das heißt, es
gilt, auf der einen Seite diese breit angelegten Aktionen mit den Schulen, mit
der außerschulischen Jugendarbeit weiterzuführen und auf der anderen Seite
diese Vernetzung mit dem organisierten Vereinssport genau in Richtung dieser
Nachhaltigkeit zu verstärken. Wir unterstützen solche Aktionen. Wir haben, wie
du weißt, und der Gemeinderat hat das beschlossen, einen eigenen Sportfonds
eingerichtet, der den Dachverbänden zur Vergabe überantwortet wurde, wo ich mir
eigentlich erwartet habe, dass dieses Geld dazu verwendet wird, gerade solche
Modelle zu fördern. Hier hält sich sozusagen meine derzeitige Freude in
Grenzen, denn PISA sei Dank, ist in einer einfachen Division, Summe dividiert
durch vier aufgeteilt worden und daher jedem der involvierten Dachverbände ein
Viertel des Geldes ohne massive inhaltliche Festlegung, wie wir es zum Beispiel
im Jugendbereich ganz anders machen, zugeteilt worden. Genau da zeigt sich auch
das Problemchen, das wir haben. Denn wäre dort das Problembewusstsein höher,
hätte man erkannt, dass es darum geht, wirklich Projekte zu entwickeln, um das
zu erreichen, was gut ist, was ich will. Dann wären wir da schon ein Schrittchen
weiter, aber ich bin davon überzeugt, dass es uns gelingt, auch durch ständige
Wiederholung der Zielsetzung, letztendlich den Unterrichtsertrag in diesem
Bereich zu sichern.
Vorsitzender GR
Günther Reiter: Die 3.
Zusatzfrage, Frau GRin Trammer.
GRin Heike Trammer
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau
Vizebürgermeisterin!
Als Mutter
zweier mittlerweile erwachsenen Söhne weiß ich, dass Kinder gerade im
Volksschulalter ihren Bewegungsdrang nicht mehr voll ausleben können. In den Volksschulen
gibt es Kuschelecken, Leseecken, aber die regelmäßige Bewegung an der frischen
Luft, in den Pausen, gibt es leider selten bis nie. Natürlich auch aus
organisatorischen Gründen, das ist mir schon klar. Aber ein Ansatz, dem
Bewegungsmangel in den Schulen entgegenzuwirken und natürlich auch dann in
Folge den Konzentrationsstörungen und den Haltungsschäden, die oft daraus
resultieren, wären obligatorische, in den Stundenplan integrierte
Bewegungseinheiten von 5 bis 10 Minuten.
Was halten
Sie von diesem Vorschlag, solche Bewegungseinheiten in den Stundenplänen
festzuschreiben, sozusagen nach Ihrem Motto "Bewegung findet auch in der
Schule Stadt"?
Vorsitzender GR
Günther Reiter: Frau
Stadträtin.
VBgmin Grete Laska:
Frau Gemeinderätin!
Ich halte sehr
viel davon, nämlich es zu tun. Es ist nicht einmal notwendig, das irgendwo
festzuschreiben, denn es ist nirgends ausgeschlossen.
Ich darf Ihnen
nur eine kleine Episode erzählen, nicht aus einer Schule in Wien, darauf bin
ich sehr stolz, wobei ich es nicht ganz ausschließen will, dass es nicht auch
da passieren könnte. Herr Prof Holdaus hat mir erzählt, dass bei der
Einschreibung seines Sohns in einer Volksschule die Einführung der Direktorin
sozusagen war, dass sie den versammelten Eltern erklärt hat, dass in den
nächsten vier Jahren diese Schule dafür sorgen wird, dass die Kinder lernen,
ruhig zu sitzen und sich zu konzentrieren, was dazu geführt hat, dass er den
Sohnemann und die Gattin aufgefordert hat, diese Schule zu verlassen. Er hat
gesagt: „Das ist nicht unser Standort. Wir wollen genau das Gegenteil."
Die Problematik
in dem Zusammenhang ist die, dass es hier gilt, die handelnden Personen zu
motivieren, nicht die Kinder, die wollen sich eh bewegen, sondern die Damen und
Herren Pädagoginnen und Pädagogen. Die gehören zu jenen 60 Prozent, die
ich zuerst angesprochen habe und die gehören davon überzeugt, dass mehr
Bewegung nicht zu Unruhe führt, sondern ganz im Gegenteil zu
Konzentrationsfähigkeit und Lernkapazitätssteigerung und vielem anderen mehr.
Wir haben in
Wien einen Versuch laufen, der "Bewegtes Lernen" heißt. Der macht
ganz bewusst genau das. Wir haben in der Vergleichsstudie festgestellt, dass
sich bereits nach einem Jahr deutliche Unterschiede gezeigt haben. Das hilft
Ihren beiden und meinen vier Kindern nicht mehr. Ich versuche aber zumindest
bei zwei der vier, die im pädagogischen Bereich tätig sind, motivierend
einzuwirken, dass sie es anders machen, in ihrem Unterricht formen. Im Grunde
genommen ist das eine Riesenchance, in die Schulen flächendeckend mehr
Aktivitäten hineinzubekommen.
Nichtsdestotrotz
würde ich mir wünschen, dass man auch im Turnunterricht aufhört zu kürzen.
OECD-Studien sind wunderbar. Bei den einen sind wir voran, bei den anderen sind
wir hinten nach. Wichtig ist die Bewegung der Kinder, weil das insgesamt bei
einem System nützt. Daran sollten wir gemeinsam arbeiten.
Vorsitzender GR
Günther Reiter: Die
4. Zusatzfrage, Frau GRin Dr Laschan.
GRin Dr Claudia Laschan (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin!
Gender Mainstreaming als Prinzip der Stadt Wien heißt
unter anderem, unterschiedliche Auswirkungen von Politikmaßnahmen auf Männer
und Frauen beziehungsweise auf Burschen und auf Mädchen mit dem Ziel der
Gleichstellung zu erkennen. Sie haben schon die Mädchen erwähnt. Ich möchte
noch ein bisschen tiefer darauf eingehen. Wenn man sich im öffentlichen Raum
bewegt und ein bisschen schaut, fällt einem manchmal auf, dass sich zum Beispiel
in den vielen Ballspielkäfigen hauptsächlich Burschen bewegen, obwohl man weiß,
dass Mädchen auch gerne Ballspiele machen, zum Beispiel Volleyball, unter
Umständen eben andere Ballspiele als Burschen. Auch in den Parks sind Mädchen
oft in irgendein Eck gedrängt, weil ich gehe einmal davon aus, dass sie sich
nicht freiwillig in eine Ecke setzen.
Inwiefern - das wäre jetzt meine Frage - werden
Mädchen hier von Seiten der Stadt Wien unterstützt?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau Stadträtin.
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