Gemeinderat,
53. Sitzung vom 25.02.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 102
Herren!
Ich möchte ganz kurz
darauf Bezug nehmen, was meine Vorrednerin bezüglich der pädagogischen
Sinnhaftigkeit einer Ganztagsschule gemeint hat.
Für die ÖVP ist eine
Ganztagsschule, eine Verschränkung von Vormittags- und Nachmittagsunterricht
pädagogisch nicht sinnvoll, egal, ob sie in einem Klassenzimmer oder in einem
Container stattfinden soll.
Aber ganz kurz zu den
Mobilklassen. Es ist natürlich nicht sonderlich angenehm, in einer Mobilklasse
unterrichtet zu werden. Wir erachten es aber als einen wesentlichen Beitrag,
das Schulsanierungsprogramm entsprechend voranzutreiben. Insofern können wir
auch nur die Hoffnung aussprechen, dass die Übersiedlung in eine Mobilklasse
nur ein Provisorium darstellt und möglichst kurz gehalten wird. Als Provisorium
ist es aber offenbar notwendig, das so zu machen, und insofern stimmen wir dem
ganzen Akt auch zu.
Ich möchte aber diesen Tagesordnungspunkt zum Anlass
nehmen, ein bisschen weiter auszuholen. Es geht also um den Schul-,
Wissenschafts- und Bildungsstandort Wien. In diesem Zusammenhang hat es in den
letzten Wochen doch einige recht beunruhigende Zeitungsmeldungen gegeben,
nämlich dahin gehend, dass einige wichtige Universitätsinstitute der
Technischen Universität ernsthaft überlegt haben, den Wissenschaftsstandort Wien
zu verlassen und sich im Wiener Umland, genauer gesagt in Tulln, anzusiedeln.
Daher ist es für uns ein ganz wesentlicher Punkt, dafür zu sorgen, dass der
Wissenschaftsstandort Wien, auch der Bildungsstandort Wien entsprechend
erhalten wird.
Wir haben es mit großer Genugtuung auch aus den
Zeitungen entnommen, dass es gelungen ist, diese Abwanderungspläne zu
verhindern. Die TU wird also hier bei uns bleiben. Es sollte aber doch die
Sensibilität dahin gehend gestärkt werden, dass wir uns nicht nur bemühen
sollten, Wirtschaftsbetriebe nach Wien zu bekommen, diejenigen, die schon da
sind, hier zu halten, sondern wir müssen uns auch um die Bildungseinrichtungen
bemühen.
Es ist also so, dass es doch einen
innerösterreichischen Standortwettbewerb gibt. In anderen Bereichen kennen wir
das ja schon, Stichwort Shopping City Süd et cetera, wo man uns an die
Stadtgrenze die Konsumtempel hingestellt hat und die Kaufkraft von Wien
abgezogen wird, und das kann uns jetzt auch im Bildungsbereich so gehen. (GRin
Claudia Sommer-Smolik: Wer ist daran schuld?) Reflexartig: Die
Bundesregierung. Ich glaube, Sie kann man um drei in der Früh aufwecken, und
wenn man Sie fragt, was ist, dann ist immer der Bund schuld, und es ist alles
sonst klass. (Beifall bei der ÖVP. – GR Godwin Schuster: Wer hat das gesagt?
Kein Mensch hat das gesagt! Warum denken Sie daran?) Die Kollegin hat das
gesagt.
Wenn heutzutage jemand zum Arzt geht und bei ihm die
Reflexe getestet werden, so ist es immer ein gutes Zeichen, wenn die Reflexe
funktionieren. Ob in der Politik reflexartige Politik wirklich das Beste und
der Weisheit letzter Schluss ist, das wage ich zu bezweifeln.
Das, warum es uns geht, ist, die Sensibilität zu
stärken, dass wir etwas für unseren Bildungs- und Wissenschaftsstandort tun müssen.
In diesem Sinne möchte ich namens meines Kollegen Andreas Salcher und in meinem
Namen einen Beschlussantrag einbringen, wo wir die zuständigen Stellen der
Stadt Wien ersuchen, auch in Hinkunft dafür Sorge zu tragen, dass der
Bildungs-, Universitäts- und Forschungsstandort entsprechend gesichert ist. Der
Herr Bürgermeister wird auch aufgefordert, alles zu unternehmen, nicht nur, um
neue Einrichtungen zu uns zu bekommen, sondern die bestehenden bei uns zu
halten. Und da hat die Stadt sehr wohl auch genügend Möglichkeiten. Wir haben
das ja auch jetzt bei der Technischen Universität gesehen.
In formeller Hinsicht begehren wir die sofortige
Abstimmung dieses Antrages. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich
danke schön.
Somit geht sich noch eine Wortmeldung aus. Herr GR
Vettermann.
GR Heinz Vettermann
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
Zuerst ganz kurz zu den Mobilklassen. Wir haben das
tatsächlich schon öfter diskutiert, auch bezüglich der Leopoldsgasse. Dort habe
ich erfahren, dass es keine Schließung gibt, aber es gibt tatsächlich keine
erste Klasse. Das liegt natürlich daran, dass zwar unser Stadtrat eh bemüht
ist, Nachwuchs sozusagen in dem Gebiet zu schaffen, aber die kommen erst in
sechs Jahren in die erste Klasse. Im Moment haben wir dort einen Hänger, sodass
die erste Klasse nicht zustande gekommen ist. Die Schule wird aber soweit nicht
geschlossen.
Bei den Containern ist es natürlich tatsächlich so.
In der Zeltgasse, wo welche aufgestellt waren, habe ich sie mir angeschaut. Das
war aber einer der Fälle, die Sie angeführt haben. Dort ist es um eine
Generalsanierung gegangen. Die waren sogar um einiges größer, schöner und
besser ausgestattet, als ich es befürchtet habe. Es war tatsächlich dann so,
dass viele Schüler eigentlich gerne weiter in diese Container gehen wollten und
de facto traurig waren, dass sie übersiedeln mussten in die schön renovierten
Klassen.
Trotzdem, unbestritten, es soll keine Dauerlösung
sein. Wir sagen kurz- und mittelfristig, Sie sagen, keine mittelfristigen und
längerfristigen. Na ja, wo können wir uns da treffen und wo nicht? Die ganze
Schulzeit ist vielleicht wirklich zu lang. Es kann im Ausnahmefall vorkommen,
ist aber nicht geplant. Wenn es aber Spitzenbedarf gibt, hat es auch keinen
Sinn, für ein, zwei Jahre in ein anderes Gebäude zu übersiedeln und wieder
zurück.
Also so ist der Antrag auch zu verstehen, und daher
bitte ich hier um Zustimmung.
Zu den Anträgen der ÖVP muss ich sagen, dass dadurch
der Möglichkeit einer gemeinsamen Schule die Basis entzogen würde, von der ich
aber glaube, dass sie eine zukunftsgerichtete Möglichkeit ist. Dem kann man
nicht zustimmen.
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