Gemeinderat,
53. Sitzung vom 25.02.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 102
dass erstens einmal die Kunsthalle mit oder ohne Zurechnung von Sponsorentickets ein überaus erfolgreiches Haus ist, dass die Kunsthalle mit und ohne Sponsorentickets sehr, sehr viele Besucher hat. Es sind über 100 000, wenn man die Sponsoren dazurechnet, sind es knapp 200 000. Das ist eine Zahl, mit der ein relativ kleines Haus, das keine eigene Sammlung hat, tatsächlich eine sehr positive Bilanz ziehen kann. Es ist ein höchst erfolgreiches Haus, das insbesondere auch im Bereich der zeitgenössischen Kunst ein sehr anspruchsvolles, nicht mainstreambestimmtes Programm fährt und das daher eine wichtige Nische in der Wiener Ausstellungslandschaft und Kunstlandschaft erfüllt. Es ist ein sehr erfolgreiches Haus, weil es insbesondere und mehrheitlich auch eine große Zahl von jungen Menschen in dieser Stadt anspricht.
Die Tatsache der Sponsorentickets wurde bei einer Prüfung
des Kontrollamtes der Stadt Wien vor wenigen Jahren ausdrücklich positiv
beurteilt. Das heißt, das Kontrollamt hat gesagt, genau das ist eine sehr
positive Entwicklung, dass es nicht nur Sponsorgelder gibt, sondern dass diese
Sponsorgelder auch in einem Zusammenhang mit Tickets gesehen werden können,
wobei natürlich jeder froh wäre, wenn alle Tickets in Anspruch genommen würden,
aber es ist noch immer besser, man versucht es, als man versucht es überhaupt
nicht. Daher ist es nicht ganz verständlich, warum das jetzt vom Rechnungshof
kritisiert wird, denn es handelt sich um dieselbe Tatsache, die vom Kontrollamt
der Stadt Wien ausdrücklich positiv eingeschätzt wurde.
Nun wir haben vom Prinzip her nichts dagegen, dass
wir eine Lösung finden, um eine einheitliche Regelung der Besucherzahlen in
Wien zu fixieren. Der Kunstbericht der Stadt Wien, der jährlich herausgegeben
wird, weist ja schon sehr, sehr umfassende und faire Zahlen aus. Wir werden
zweifellos auch in den Beratungen in den kommenden Wochen versuchen, eine
Lösung zu finden, damit ähnliche Unklarheiten in Zukunft auch im Kunstbericht
verhindert werden können. Das ist aber eine Angelegenheit, die wir insbesondere
noch mit den Betroffenen, mit den zuständigen Beamten der Stadt Wien beraten
wollen. Daher hätten wir es lieber gesehen, wenn der Antrag der Grünen heute dem Gemeinderatsausschuss
zugewiesen würde.
Wir werden, da diese Zuweisung nicht möglich ist, bei
der sofortigen Abstimmung nun gegen diesen Antrag stimmen. Das heißt aber
nicht, dass wir uns dieser Frage in den kommenden Wochen nicht annehmen werden.
Wir werden versuchen, insgesamt eine auch für uns tragbare Lösung zu finden.
Wir werden diesen Antrag heute ablehnen, aber insgesamt dieser Vielzahl von
Theaterakten zustimmen, die der erste wichtige Schritt zur Umsetzung der Wiener
Theaterreform sind. (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet hat sich Frau
Mag Unterreiner. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wie mein Vorredner sagte, ist es heute das erste Mal,
seit wir alle vier Parteien gemeinsam begonnen haben, eine Theaterreform zu
erarbeiten, das hier im Gemeinderat vorliegt. Wie Sie alle wissen, waren wir
anfangs dabei, wir haben auch an den Richtlinien mitgewirkt, es hat sich aber
dann so entwickelt, dass wir die weitere Entwicklung nicht mehr mittragen
wollten. Es wurde heute schon angedeutet, das hing natürlich auch mit der
Zusammensetzung der Jury zusammen, und es hat sich ja auch herausgestellt, dass
jetzt, als es um die praktische Umsetzung ging, diese Jury von ihrer
Zusammensetzung her mit vielen Dingen, mit vielen Entwicklungen, mit vielen
Traditionen in Wien nicht vertraut war. Es war so, dass nach den neuen
Richtlinien auch sehr verdiente Institutionen, deren Mitarbeiter zum Beispiel
mit sehr vielen Auszeichnungen belohnt wurden, mit einem Konzept ansuchen
mussten.
Das hat mit sich gebracht, dass zum Beispiel das
Odeon in eine Situation gekommen ist, dass man jetzt nicht mehr absehen kann,
wie dieses Theater weitergeführt werden soll. Das wäre wahrscheinlich ohne
diese neue Struktur gar nicht passiert. Man hätte genau gewusst, dass zum
Beispiel die künstlerische Leiterin, Frau Ulrike Kaufmann – ich habe mir da
ihre Preise herausgesucht –, sehr viele Preise bekommen hat. Zum Beispiel 1983:
Förderpreis zur Kainz-Medaille, 1984: Preis der Stadt Wien für angewandte
Kunst, 1986: Erster Preis Kunst und Wissenschaft, 1997: Kainz-Medaille, 2000:
Nestroy für die beste Ausstattung.
Also dass wirklich ausgezeichnete Fachleute in
unserer Theaterlandschaft jetzt nicht mehr wissen, wie es weitergeht, das ist
für uns natürlich ein Beweis, dass bei dieser Theaterreform etwas schief läuft.
Begonnen hat es damit, dass wir alle der Meinung waren, dass man den Bereich
der freien Gruppen effizienter gestalten sollte. Also begonnen hat es mit der
Freien-Gruppen-Szene, doch jetzt sind wir leider so weit, dass fast alle kleinen
und mittleren Bühnen keine Konzeptförderung bekommen haben. Das heißt, die
haben jetzt nicht das Glück, diese Vierjahresverträge zu bekommen, und
natürlich dräut jetzt Gefahr, dass diese Theater zusperren müssen. Es wurde
zwar hier mehrmals gesagt, dass das nicht so sei, ich habe auch nicht
behauptet, dass sie zusperren werden, aber die Gefahr droht. Denn die
Gespräche, die man jetzt mit diesen kleinen und mittleren Theatern führt,
laufen auch so, dass man sagt, sie könnten auch um eine Projektförderung ansuchen.
Eine Projektförderung – das können sich alle Damen und Herren hier vorstellen –
für ein Theater, das ein ständiges Haus hat, bedeutet natürlich, dass dieses
Theater nicht mehr weitergeführt werden kann. Denn wenn nur ein einzelnes
Projekt pro Jahr gewährt wird, kann man natürlich die Miete und alles, was mit
der Führung eines Theaters zusammenhängt, nicht mehr bezahlen. Das heißt, eine
Projektförderung nützt den Häusern nichts, und es stimmt natürlich, dass die
Gefahr droht, dass diese Häuser zusperren müssen. Es sind immerhin 13 Bühnen betroffen.
Unsere Meinung nach ist mit dieser
Theaterreform
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