Gemeinderat,
53. Sitzung vom 25.02.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 102
Der Bericht behandelt auch Transferprodukte. Auch
wenn es primär nicht unbedingt eine Klimaschutzfrage ist, so ist es
grundsätzlich zu begrüßen, hierfür ein Bewusstsein zu schaffen, aber nicht nur
insoweit, als es Kaffee und Tee betrifft; im alten, seinerzeitigen
Klimaschutzprogramm stand "Kaffee und Tee". Mir fehlt ein bisschen
der Hinweis darauf, dass man bei der Auswahl von Lebensmitteln - so wie hier
als Beispiel für Getränke Orangensaft genannt ist - oder auch bei sonstigen
Dingen des täglichen Lebens vielleicht ein wenig Bewusstsein an den Tag legt
und sich überlegt, woher die Waren kommen. Da könnte man es doch ein bisschen
bewerben: Lieber den Saft aus steirischen Äpfeln als zum Beispiel aus Orangen
oder Ananas, die von sehr weit her transportiert werden müssen! (Beifall bei der FPÖ.)
Soweit es sich da um vergaberechtliche Fragen
handelt, meine ich, dass es für die Stadt Wien - so wie das die SPÖ auch auf Bundesebene immer fordert - doch
möglich sein muss, eine gewisse Regionalpräferenz zu haben. Da wäre es zum
Beispiel auch sehr positiv, wenn die Stadt Wien an die Behindertenwerkstätte im
Louis-Braille-Haus Aufträge vergeben würde, damit zum Beispiel diese
Blindenwerkstätte nicht zusperren muss. Auch da ist es sinnvoll, wenn man in Wien
einkaufen kann.
Abschließend: Die Klimaschutzkoordinationsstelle hat
etwa zur Halbzeit des KliP viel in Bewegung gesetzt, viel erreicht und viele
neue Akzente gesetzt. Aber mein Lob für die Klimaschutzkoordinationsstelle
selbst soll nicht über die grundsätzlichen Mängel und Schwächen des seinerzeit
gegen unsere Stimmen beschlossenen KliP hinwegtäuschen. Denn vom Ziel, also von
einer zufriedenstellenden CO2-Reduktion, sind wir noch weit
entfernt, und das liegt unserer Meinung nach hauptsächlich auch an dem
verfehlten Programm. Bis 2010 bedarf es daher noch großer Anstrengungen und
Überzeugungskraft, um die CO2-Ziele zu erreichen.
Wir Freiheitliche nehmen zwar die Arbeit des Teams
sehr positiv zur Kenntnis, aber den Bericht lehnen wir, ebenso wie seinerzeit
das dahinter stehende Programm, aus den genannten Gründen ab. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Herbert
Madejski: Danke. - Als Nächster zum Wort gemeldet, Herr GR
VALENTIN.
GR Erich VALENTIN
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Als vor fünf Jahren dieses
Haus nach einer langen inhaltlichen Diskussionsphase sich ein sehr, sehr
engagiertes Klimaschutzprogramm gegeben hat, war uns bewusst, dass wir, was die
Qualität und die Zielsetzungen betrifft, nicht nur österreichweit, sondern
europaweit Maßstäbe setzten. Ich darf daran erinnern, dass wir in fünf Themenfeldern
mit über 36 eigenen Programmfeldern das engagierte Ziel, das wir uns gemeinsam
in diesem Klimaschutzprogramm, im KliP, gegeben haben, zu realisieren versucht
haben. Seitdem, meine Damen und Herren, ist es heute der zweite Bericht, der
vorliegt und der uns zeigt, wie weit entfernt wir vom KliP-Ziel für die
Bundeshauptstadt Wien, nämlich minus 14 Prozent CO2 auf Basis 1990, liegen. Es hat sich ferner
gezeigt, dass es neben diesem 200 Seiten umfassenden Programm, das wir
1999 beschlossen haben, auch wesentlich und gut war, dass wir ein Monitoring,
ein Controlling, eine Institution geschaffen haben, die uns in
Zweijahresberichten sagt und zeigt, wo wir tatsächlich stehen und liegen.
Meine Damen und Herren!
Wenn diese Anwaltschaft des Klimaschutzes, wie ich es heute nennen möchte,
Gesichter hat, dann darf ich zwei Namen nennen: Frau DDr Christine
Fohler-Norek und Herrn Dipl Ing Robert Friedbacher, denen ich an dieser Stelle
für das gesamte Team namens der Sozialdemokratie in dem Haus herzlich Dank für
die engagierte Arbeit sagen möchte! (Beifall bei der SPÖ.) Diese
engagierte Arbeit ist eine - und das ist auch ein Grundprinzip,
das wir in Sachen Demokratie und Kontrolle in diesem Haus pflegen -, die
vielleicht manchmal auch schmerzhaft ist, eine, die darauf hinweist, wo im
Tagesgeschäft der Politik vielleicht da und dort dem wichtigen Ziel des
Klimaschutzes nicht ausreichend nachgekommen wird, aber auch eine, die klar,
deutlich und unverfänglich ausweist, wo wir gut liegen.
Es ist eine Stelle, die auch die wertvolle Aufgabe
hat, ein Konzept, das natürlich eine Momentaufnahme des Jahres 1999 hat sein
müssen, immer wieder nachzujustieren und neue Fragen zur Diskussion zu stellen.
Gerade die Klimaschutzkoordination ist eine Plattform, die sehr sachlich und
engagiert, unter Einbindung vieler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in
Wirklichkeit tagtäglich nachjustiert, kontrolliert und das Monitoring betreibt.
Dafür sei ihr herzlich danke schön gesagt!
Wenn wir in der heutigen Debatte für uns selber
beurteilen wollen, wo wir in der Tat stehen, wo wir uns national und
international befinden, so tut es manchmal sehr gut, über den Wiener Tellerrand
zu blicken. Ich habe mir gedacht, um zu verifizieren, was dieses KliP Wien
tatsächlich taugt, ist es vielleicht sinnvoll, einen Vergleich mit anderen
Bundesländern zu ziehen, und ich habe mir gedacht, ich nehme nicht irgendein
Bundesland her, sondern ich nehme ein Bundesland her, das aufgrund der
Regierungssituation annehmen ließe, dass besonders viel für den Umweltschutz
getan wird. Ich habe mir das Klimaschutzaktionsprogramm des Landes
Oberösterreich hergenommen, wo seit einiger Zeit eine schwarz-grüne
Landesregierung das Ruder führt. Und ich möchte, da die heutige Debatte
erfreulicherweise eine sehr sachliche gewesen ist, es auch nur sachlich
kommentieren und mich jedweder Äußerung, die man als populistisch missverstehen
könnte, enthalten. Das Klimaschutzaktionsprogramm des Landes Oberösterreich
umfasst im Jahr 2004 heiße 6 Seiten A4 und hat als Maßnahmen, als aktuelle und
konkrete Maßnahmen des Jahres 2004 - auf der Seite 6 als Höhepunkt
nachlesbar - zwei Aktivitäten: Man wird eine Informationsbroschüre produzieren,
und man hat vor, im Bereich des Hallstattgletschers einen Gletscherlehrpfad zu
errichten.
Dieses Sensorium, das in
Wirklichkeit ein trauriges Beispiel für die gesamte Sensibilität ist, die wir
auf
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