Gemeinderat,
53. Sitzung vom 25.02.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 102
Der Bund, meine Damen und Herren, tut was. Er hat ein Gesetz erlassen, das eindeutig festlegt, dass Sie Maßnahmen setzen müssen, wenn die Feinstaubbelastung die derzeitige Konzentration erreicht. Sie haben jetzt bis September Zeit, diese gesetzlich vorgesehenen Maßnahmen zu erlassen. Und der Bund hat auch eine Maßnahme gesetzt, wie etwa eine Förderung für den Ankauf von Dieselfilterfahrzeugen.
Eine gute Sache, aber wir geben Ihnen einen Tipp, und
sind auch bereit, entsprechende Unterlagen bereitzustellen. Die steirische
Landesregierung hat bereits ein Konzept zur Feinstaubentlastung des Landes
erstellt. Dort werden in zirka 30 Punkten die notwendigen Konsequenzen zur
Umsetzung beschrieben. Frau Stadträtin, setzen Sie sich einmal mit Ihren
steirischen Kollegen zusammen, dann sehen sie, wie rasch umgesetzte
Luftreinhaltepolitik aussieht.
Sie haben die Feinstaubdiskussion in den letzten
Wochen verschlafen, diesen Fauxpas teilen Sie sich ja in vorkoalitionärer
Vertrautheit mit den Grünen dieses
Hauses, von denen man ja auch zum Thema Feinstaub eigentlich nicht viel gehört
hat. Und die Reaktion - wir haben uns dieses Themas angenommen, wir haben
Pressekonferenzen gemacht, wir haben Maßnahmen ergriffen - aber die Reaktion
der Umweltverantwortlichen dieses Hauses war wieder einmal bezeichnend. Wie
immer, wer ist schuld, der Bund ist schuld. Ich habe Ihnen ja heute bereits
diese Behauptung widerlegen können.
Worauf ich aber noch eingehen möchte, ist eine andere
Reaktion in Form einer Aussendung. Kollege Hufnagl, dem ich wirklich zu Gute
halte, dass er in den meisten Fällen, in allen Fällen fachlich fundiert
antwortet - es gehört ja dazu -, aber dieses Mal hast du eine Aussage vom
Stapel gelassen, die für mich ganz einfach unverständlich ist. (Amtsf StRin
Mag Ulli Sima: Das geht uns auch so!)
Er kritisiert, dass die Volkspartei das Problem der
Feinstaubbelastung thematisiere, obwohl in den letzten Tagen keine
Überschreitung der Feinstaubbelastung zu registrieren war. Kollege Hufnagl, es
hat ja geschneit, da ist es doch ganz logisch, dass wenn es schneit, es dann
nicht zu einer zusätzlichen Feinstaubbelastung kommt, weil der Feinstaub jetzt
im Schnee drinnen ist, und dass wir dann durch die Splittstreuung wiederum
diese Feinstaubbelastung haben. Aber, das war halt so.
Und eines möchte ich auch sagen, Frau Stadträtin, das
hat mir auch nicht gefallen, nämlich ihre Reaktion auf die Staublungen der
Wienerinnen und Wiener. Wer ist denn da schuld. Es ist einmal nicht der Bund,
sondern es ist der Osten, das kommt natürlich sehr, sehr gut an. Das hätte ich
von Ihnen nicht erwartet, dass Sie jetzt sagen, der böse Osten schickt jetzt
alles da rüber und daher sind wir da nicht weiter gekommen.
Aber, zurück zum KliP-Bericht. Wie ungenügend die
Luftreinhaltepolitik in dieser Stadt ist, geht sogar aus der Zusammenfassung
des Berichtes hervor. Hier steht eindeutig, dass das Umweltbundesamt für Wien
eine Zunahme des CO2 -Ausstoßes von 10,8 Prozent ausweist, doch
- und hier kommt es wieder zur gewohnten Beschwichtigungspolitik - Sie sagen,
die Zahlen des Umweltbundesamtes stimmen nicht. Das wird da behauptet, und auf
eigenen Rechnungen haben wir zwischen 1990 und 2002 eine Reduktion von
3 Prozent. Ich will es nicht unbedingt nachrechnen, wer Recht hat, aber
selbst wenn sich das Umweltbundesamt, was ich ja nicht annehmen kann, geirrt
hat, verrechnet hat, mit Ihren 3 Prozent minus sind wir ja noch lange
nicht dort, wo wir sein sollten und wo wir hingehören. Das KliP selbst ist eine
ambitionierte Sache, das steht außer Zweifel, und es hat seine Berechtigung.
Und auch, wenn ich mir den Bericht dazu ansehe, dann stellt sich schon die
Frage, ob nicht die darin verbuchten Erfolge auch ohne KliP zustande gekommen
wären, denn die Wärmedämm-Sanierung läuft ja schon jahrelang und ohne das KliP,
die Umstellung der kalorischen Kraftwerke auf umweltfreundliche Energieträger
und die Erhöhung der Zahl der Fernwärmeanschlüsse ist ja auch nicht gerade ein
Verdienst des KliP-Programms.
Aber ich sehe leider wenige Ansätze in diesem
Bericht, die weitere Reduktionen ermöglichen, wenn das oben angeführte CO2
- Produktionspotential ausgeschöpft ist.
Verkehr ist sicherlich der entscheidende CO2 –Verursacher,
der auch als Verursacher ständig an Bedeutung zunimmt. Die Ausführungen des
KliP-Berichtes zum Thema Verkehr passen leider zu der Ratlosigkeit in der
Wiener Verkehrspolitik, die sich - und da sind wir dann wieder beim eingangs
erwähnten Thema - darin erschöpft, in Form eines Masterplanes Verkehr
irgendwelche, durchaus ambitionierte Maßnahmen anzukündigen, aber diese nicht
zu realisieren.
Meine
Damen und Herren, auch der Masterplan ist ein Ankündigungskonvolut, und mit dieser
Meinung stehen wir ja nicht alleine da, denn das hat auch der Rechnungshof
bereits kritisiert.
Und,
meine Damen und Herren, wenn sich da der KliP-Bericht als Konzeptbilanz auf den
Masterplan bezieht, der ebenfalls seiner Umsetzung harrt, dann stehen wir vor
einer Bankrotterklärung dieser Stadtregierung in Sachen Umweltpolitik. Bei
aller Wertschätzung der Arbeit des KliP-Teams, es darf in Zukunft nicht sein,
dass sich ein Teil der Umweltpolitik auf das Maßnahmenpaket eines anderen Teils
der Umweltpolitik beruft.
Aber, dass dies nicht zur
Richtlinie erhoben wird, das ist nicht Aufgabe der Beamten, sondern darauf hat
die Politik zu achten. Deswegen, meine Damen und Herren, gebe ich Ihnen von der
SPÖ einen gutgemeinten Rat: Hören Sie doch endlich auf, tagtäglich zu
behaupten, dass Sie als Landesregierung keine Kompetenz in Sachen Umweltschutz
haben. Diese Strategie könnte sich eines Tages gegen uns alle richten, weil die
Bürger einmal fragen werden, warum haben wir dann eine Landesverwaltung, einen
Landtag, wenn ohnedies alles der Bund macht, wenn ohnedies für alles nur der
Bund verantwortlich ist. Hören wir doch damit endlich auf. (GRin Mag Sonja
Ramskogler: Na ja, macht was!) Na
ja, Sie sagen es ja schon wieder, schuld ist der Bund, während
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