Gemeinderat,
53. Sitzung vom 25.02.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 102
geschätzter Amtsvorgänger und die dazugehörige Partei haben es schlicht und einfach nicht zusammengebracht! So, das ist einmal das Erste, was dazu zu sagen ist.
Die zweite Geschichte ist: Jetzt haben wir etwas, was
sehr gut funktioniert. Das hat Mitte des letzten Jahres begonnen zu arbeiten.
Sie können sicher sein, dass wir diese 800 000 EUR selbstverständlich
ausschöpfen werden. Das ist mit Sicherheit nicht das Problem, sondern ich bin
überzeugt, dass wir sehr bald in eine Situation kommen, wo das so gut
funktioniert, wo das Klima so gut ist, wo das Interesse an dem Fonds so groß
ist, dass die Mittel letztendlich wahrscheinlich sogar zu gering sein werden.
Sie können sicher sein, dass wir diese 800 000 EUR ausschöpfen
werden, dass sie für sinnvolle Projekte verwendet werden und sie liegen auch
schon vor. Ich habe sie auch schon vorgestellt, aber ich lasse sie Ihnen auch
gerne noch zukommen.
Vorsitzender GR Günther Reiter: 3.
Zusatzfrage, Frau Mag Unterreiner.
GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Der Kurator oder einer der Kuratoren der Kunsthalle,
der verantwortlich ist für die Aktion “KanakAttack“, also diese Aktion von
Feridun Zaimoglu, ist Thomas Miesgang und er nennt diese Aktion “Kunst im
öffentlichen Raum“. Es ist also nicht so wie Sie jetzt bei der Beantwortung
meiner ersten Frage gesagt haben, dass das nur ein Projekt von “Literatur im
März“ ist, sondern diese Subvention für diese Aktion, die 40 000 EUR
kosten wird, wurde im Dezember des Vorjahres im Rahmen der Jahressubvention für
die Kunsthalle beschlossen. Daran möchte ich schon erinnern. Es ist
selbstverständlich die Kunsthalle dafür verantwortlich. Da geht es jetzt nicht
nur um die Verhüllung, also um “Kunst im öffentlichen Raum“, es geht ja auch um
Inhalte. Sie wissen ganz genau, dass Zaimoglu sagt, er ist gegen den
Integrationsdruck und seine Sache ist die Nische nicht und er kann sich nicht
seine Herkunft aus der Fresse wischen. Also das sind ja Ansagen, die ganz gegen
die gemeinsamen Bemühungen der Stadt Wien für eine gelungene
Integrationspolitik sind.
Mein Frage ist: Glauben Sie, dass diese “Kunst im
öffentlichen Raum“ den Bemühungen der Stadt Wien, eine gelungene
Integrationspolitik zu machen, dienlich ist?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr
Stadtrat, bitte.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!
Die Stadt Wien macht eine hervorragende
Integrationspolitik. Sie versucht auf den verschiedensten Ebenen der
Sozialpolitik, der Schulpolitik, der Wohnungspolitik, auch der Kulturpolitik
das Zusammenleben zwischen den verschiedenen Ethnien, zwischen den
verschiedenen Kulturen in dieser Stadt möglichst friedvoll, aber auch möglichst
kreativ so zu gestalten, dass die Menschen gut in ihr leben können. Das
funktioniert auch sehr gut. Das funktioniert auch sehr viel besser als in
vielen, vielen anderen Städten Europas. Das ist jedenfalls eine der besonderen
Lebensqualitäten dieser Stadt, dass wir unterschiedliche Kulturen haben, dass
wir diese Kulturen aber auch leben lassen, dass wir sie als einen Reichtum
dieser Stadt verstehen und dass wir sie nicht gegeneinander ausspielen wollen.
Das einmal zum Grundsätzlichen.
Zur Frage, inwieweit das eine Projekt “Kunst im
öffentlichen Raum“ ist oder nicht: Es ist eine Zusammenarbeit zwischen
“Literatur im März“ und der Kunsthalle. Da geht es um die Literatur im März,
die im Rahmen der Kunsthalle auch künstlerisch umrahmt und gestaltet werden
soll.
Aber ich möchte mit der Beantwortung dieser Frage im
Grunde auch eine Gegenfrage stellen, nämlich ob die... (GRin Mag Heidemarie
Unterreiner: Wie soll ich die beantworten?) Rhetorisch, rhetorisch! (Heiterkeit
bei der FPÖ.) Na ja, wenn Sie sie nicht beantworten können, dann stelle ich
einmal eine Behauptung auf, wenn Ihnen das lieber ist.
Meine Behauptung geht dahin: Der Künstler, der für
die künstlerische Umrahmung dieser “Literatur im März“ sorgt, hat, wie ich
schon gesagt habe, vor zwei Jahren den Ingeborg Bachmann-Preis gewonnen. Ein
Preis, der im Übrigen natürlich auch von der Österreichischen Bundesregierung
finanziell unterstützt wird. Mir ist nicht bekannt, dass die FPÖ sich rasend
dagegen gewehrt hat, dass mit Steuergeldern das ureigene Metier dieses
Künstlers, nämlich das, was er schreibt und worüber Sie sich jetzt so aufregen,
was er geschrieben hat, unterstützt und finanziert wurde, letztendlich ganz
offensichtlich auch mit der Unterstützung Ihrer Partei! Also bitte dann ein
bissel um eine konsequentere Vorgangsweise! Man kann nicht einen Künstler dort,
wo man verantwortlich ist, unterstützen und dort, wo man nicht verantwortlich
ist, kritisieren! Das ist inkonsequent und ich würde vorschlagen: Lesen Sie
sich das ein bisschen durch. Schauen Sie sich das einmal ein bisschen an. (GRin
Mag Heidemarie Unterreiner: Ich habe es durchgelesen!) Dann schauen Sie
sich aber auch an, was Sie mit Ihren Steuergeldern eigentlich unterstützt
haben! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: 4.
Zusatzfrage, Herr GR Lindenmayr bitte.
GR Siegi Lindenmayr (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Stadtrat!
Ich möchte jetzt wieder zum eigentlichen Thema
zurückkehren. Es ist ausgesprochen erfreulich, dass das Projekt so gut anläuft.
Wenn jedoch in zwei oder drei Jahren Künstler
ebenfalls noch mitmachen möchten, ist dann die Finanzierung des Fonds auch
mittelfristig gesichert?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr
Stadtrat, bitte.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Sehr geehrter Herr Gemeinderat.
Ich kann sagen, dass wir das natürlich nicht nur als
eine Aktivität sehen, die sozusagen einmal stattfindet. Das wäre wahrscheinlich
auch nicht besonders sinnvoll. Natürlich haben wir vorgesorgt, dass das auch in
den nächsten Jahren stattfinden kann, gemeinsam mit den genannten StRen Faymann
und Schicker.
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