Gemeinderat,
53. Sitzung vom 25.02.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 102
Raum“,
ihre Förderung, Dokumentation und Vermittlung.
“Kunst im öffentlichen Raum“ hat auch deshalb eine
wichtige Bedeutung, weil sie für die Wienerinnen und Wiener unmittelbar
erlebbar ist. Daher ist es wichtig, beste Qualität zu präsentieren und der neue
Fonds soll eben zu diesem Qualitätsschutz beitragen. Der Fonds ist somit eine
Schnittstelle zwischen Künstlerinnen und Künstlern und zwischen Bewohnerinnen
und Bewohnern dieser Stadt. “Kunst im öffentlichen Raum“ bedeutet, dass Kunst
außerhalb der Institutionen stattfindet und auf die Menschen zugeht, dass auch
Menschen, die sonst wenig mit Kunst zu tun haben, mit Kunst etwa in
gesellschaftsbezogenen Formen von Kunst involviert werden. Aber auch speziell
für junge Künstlerinnen und Künstler bietet sich eine neue Chance, außerhalb der
etablierten Kunstinstitutionen Projekte zu realisieren.
Mit der Errichtung des Fonds zieht Wien mit
vergleichbaren Städten wie München oder auch mit dem Nachbarbundesland
Niederösterreich gleich. Der Fonds, dessen Konstruktion mit jener des schon
erwähnten Altstadterhaltungsfonds vergleichbar ist, wurde mit Beginn 2004
eingerichtet. Das erste Projekt "Die Wand der Sprache" im
15. Bezirk wurde Ende des vergangenen Jahres fertig gestellt. Die Mittel
für den Fonds kommen aus jenen Geschäftsbereichen der Stadt Wien, die
öffentliche Bauvorhaben realisieren, also aus den Bereichen Wohnbau
beziehungsweise Stadtentwicklung. Die Basisfinanzierung beträgt
800 000 EUR jährlich.
Gemeinsam mit den Kollegen Schicker und Faymann, für
deren Verständnis und konstruktive Zusammenarbeit ich an dieser Stelle
ausdrücklich danken will, wurde ressortübergreifend eine Form geschaffen,
“Kunst im öffentlichen Raum“ zu installieren. Sowohl die Finanzierung des Fonds
und die inhaltliche Umsetzung als auch die Bestellung eines fachlich
qualifizierten Beirats konnten innerhalb kurzer Zeit umgesetzt werden.
Anlässlich der Fertigstellung des Projekts " Die
Wand der Sprache" am Schwendermarkt im 15. Bezirk konnte ich erst kürzlich
mit den beiden Kollegen die ersten Projekte vorstellen. An Hand " Wand der
Sprache" kann man gut die Idee von “Kunst im öffentlichen Raum“ erkennen.
In Zusammenarbeit mit Schulen wurde hier von zwei jungen Künstlerinnen und
Künstlern die Vielfalt der Kulturen in diesem Lebensraum neu zusammengefügt.
Was mit den vielen Skulpturen, Reliefs und Wandbildern
in den Gemeindebauten der 20er Jahre begonnen hatte, wurde in anderem Stil
mit zeitgemäßen Ausdrucksformen wie zum Beispiel Graffiti fortgesetzt. Im
künstlerischen Beirat sind Fachexpertinnen und -experten aus dem Bereich
Bildende Kunst. Es sind dies Ute Meta Bauer, Kuratorin der aktuellen
Berlin-Biennale, Leiterin des Instituts für Gegenwartskunst und der Akademie
der Bildenden Künste, Silvia Eiblmayer, Kunsthistorikerin und Kuratorin,
Leiterin der Galerie im Taxispalais in Innsbruck, Brigitte Huck,
Ausstellungsmacherin, Kuratorin und Kunsthistorikerin, Edelbert Köb, Direktor
des Museums Moderne Kunst und Wolfgang Kos, bekannter Direktor des Wien Museums.
Die Mitglieder des Beirats sind auf drei Jahre bestellt. Ihre Aufgabe ist es,
Projekte des Fonds “Kunst im öffentlichen Raum“ zu diskutieren sowie aus den
zahlreichen Einreichungen Projekte zur Förderung vorzuschlagen.
Gleichzeitig werden durch den Beirat auch
selbstständige Projekte initiiert, Wettbewerbe ausgeschrieben oder auch
inhaltliche oder geographische Schwerpunkte gesetzt. Die Projekteinrichtungen
erfolgen über die Kulturabteilung der Stadt Wien. Alle Beiratsmitglieder
arbeiten an der Spitze des gegenwärtigen Kunstschaffens und werden dazu
beitragen, dass die jahrzehntelange Vision qualitätsvoller “Kunst im
öffentlichen Raum“ in Wien Wirklichkeit wird.
Mit zwei großen internationalen Wettbewerben für
Kunstprojekte an zwei Knotenpunkten Wiens geht der Beirat für “Kunst im
öffentlichen Raum“ in die erste Runde. Im Zuge der kompletten Neugestaltung der
so genannten Westpassage im Bereich Karlsplatz erhält dieser unterirdische
Durchgang - er führt in Zukunft vom Aufgang der U2 bis zur Secession - eine
durchgehende künstlerische Gestaltung. Auch im Bereich Südtiroler Platz/Innere
Favoritenstraße wird in naher Zukunft eine auffallende künstlerische
Zeichensetzung stattfinden.
Insgesamt werden im Jahr 2005 fünf Projekte
realisiert, die ortsbezogen beziehungsweise temporär stattfinden, Projekte, die
sozialpolitische Themen aufgreifen oder aber Projekte, die sich für ihre
Umsetzung der Sprache der neuen Medien bedienen.
Folgende Projekte seien hier beispielhaft angeführt:
Unter dem Titel “Add on – ein urbaner Parasit“ entsteht auf dem
Wallensteinplatz im 20. Bezirk eine temporäre begehbare Skulptur, die in
einer Kooperation zwischen Künstlern, Architekten und Kuratoren aufgebaut wird.
Für das Dach des neuen Tiefenspeichers der Stadt- und Landesbibliothek im
Wiener Rathaus haben Franziska und Lois Weinberger ein Relief geschaffen, das
an das Gangsystem eines Buchdruckerkäfers erinnert. Mit ihren Interventionen
gegen Rassismus thematisieren Daniela Koweindl und Martin Krenn Ursachen und
Wirkungsweisen von Rassismus. Das sind nur einige Beispiele.
Inhaltlich ist der Fonds also auf einem guten Weg.
“Kunst im öffentlichen Raum“ wird mit Sicherheit in den nächsten Jahren das
Stadtbild in Wien nachhaltig beleben.
Vorsitzender GR Günther Reiter: 1. Zusatzfrage,
Frau Mag Ringler.
GRin Mag Marie Ringler (Grüner Klub
im Rathaus): Lieber Herr Stadtrat!
Ich hoffe, dass Sie dem Projekt enthusiastischer
gegenüberstehen als Ihr Vortrag es gerade war.
Wir
lehnen den Antrag, der heute auch im Gemeinderat ist, ab, nicht weil wir “Kunst
im öffentlichen Raum“ nicht für übermäßig wichtig halten und sogar der Meinung
sind, dass hier viel mehr getan werden sollte, sondern weil wir eine aus
unserer Sicht problematische Entwicklung in diesem Bereich sehen, nämlich jene,
dass wir mit den Änderungen der Statuten in ein System kommen, wo
Einzelpersonen über einen doch einigermaßen hoch dotierten Fonds entscheiden,
eine Jury zu einem Beirat degradiert wird und im Übrigen ich die
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