Gemeinderat,
53. Sitzung vom 25.02.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 102
Freiheitlichen): Ja.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!
Erstens ist der Stephansdom schon mit Werbeplaketten
eingehüllt. Und dann möchte ich das gerne zum Anlass nehmen, das ein bisschen
auseinander zu klauben. Ich glaube, Sie bringen da mehrere Dinge durcheinander
oder vermischen sie.
Nummer 1: Luc Bondy hat mit der Kunsthalle nichts zu
tun. Er ist Intendant der Wiener Festwochen und hat weder etwas mit dem
Programm der Kunsthalle noch mit dieser Veranstaltung zu tun.
Nummer 2: Es handelt sich dabei um eine Veranstaltung
mit dem ungeheuer provokanten und revolutionären Titel "Literatur im
März". Diese Veranstaltung findet, wenn ich es richtig im Kopf habe, seit
drei Jahrzehnten statt und ist eine von der Alten Schmiede veranstaltete und
eine der ältesten Literaturveranstaltungen überhaupt im deutschsprachigen Raum.
Sie hat sich diesmal eines Themas angenommen, das nun, glaube ich, seit einiger
Zeit zwischen Nordkap und Sizilien und zwischen Irland und Moskau rege
diskutiert wird, nämlich der Frage "Islam und der Westen, die Frage des
Fundamentalismus und wie gehen die verschiedenen Kulturen miteinander um?“ Im Übrigen
ist das auch eine Frage, die erst kürzlich bei der Frankfurter Buchmesse
ausgiebig diskutiert, besprochen und dokumentiert wurde.
Nachdem diese Veranstaltung "Literatur im
März" in der Kunsthalle stattfindet, wurde ein durchaus renommierter
Künstler, Schriftsteller, eingeladen, diese Veranstaltung auch künstlerisch zu
umrahmen. Er wendet ein Mittel an, das ich, offen gestanden, nicht rasend
provokant oder aufregend finde: Er verhängt Fenster der Kunsthalle mit
türkischen Fahnen. Im Übrigen ist das auch eine Aktion, die überall anders auf
der Welt niemanden ungeheuer aufregt, denn wenn ich mich erinnere, als ich die
Frankfurter Buchmesse aus Anlass dieser Veranstaltung besucht habe, hingen dort
auch viele Flaggen von arabischen Staaten und es hat niemand auch nur ein Wort
darüber verloren, dass das unter Umständen etwas Provokantes sein kann. Die
Veranstaltung wird im Übrigen von vielen unterstützt, auch die Diskussionen. Es
nehmen zahlreiche Persönlichkeiten auch des öffentlichen Lebens daran teil. Also
so schlimm kann diese Veranstaltung nicht sein. Ich glaube auch, dass der Herr
GR Herzog an einer Diskussion teilnimmt. Also so furchtbar provokant und
schrecklich kann das alles nicht sein! Ich denke mir, dass das vielleicht doch
ein wenig übertrieben ist.
Feridun Zaimoglu hat im Übrigen im letzten Jahr oder
im Jahr 2003 den Ingeborg Bachmann-Preis gewonnen. Also das alles kann ja
keine so ganz furchtbare Geschichte sein!
Ich muss jetzt gestehen, eigentlich habe ich Ihre
Frage vergessen, aber ich wollte das jetzt auseinander dividieren.
GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Die Frage war, ob vielleicht siehe
Schlingensief...
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Ach so, ob es auch einen Schlingensief geben wird.
GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Container! Ob vielleicht als Nächstes der
Stephansdom eingehüllt wird.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Nein, ich habe Ihnen gesagt, der Stephansdom ist schon eingehüllt, also den kann
man nicht mehr einhüllen. Aber ich kann Ihnen (GR Günter Kenesei:
Karlskirche!) nicht sagen, was noch alles eingehüllt wird, weil wir über
den Altstadtfonds in der Stadt natürlich sehr viele Sanierungen
subventionieren, was das Stadtbild sehr positiv verändert. Wir werden sicher
das eine oder andere Haus zwecks Renovierung auch noch einhüllen, aber ich kann
Ihnen im Grunde darauf keine wirkliche Antwort geben. (GR Gerhard Pfeiffer:
Es gibt vieles, was Sie vielleicht verhüllen möchten! – Heiterkeit bei GR Dr
Herbert Madejski.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die 2.
Frage (FSP - 00936-2005/0001 - KSP/GM) wurde
auch an den amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft
vom GR Lindenmayr gestellt: Welche
Auswirkungen werden die Projekte "Kunst im öffentlichen Raum" auf das
Wiener Stadtbild haben?
Ich ersuche um Beantwortung. Bitte, Herr Stadtrat!
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Ach so, ich muss gleich antworten.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Thema
der Frage war: Projekte “Kunst im öffentlichen Raum.“
Amtsf StR Dr Andreas
Mailath-Pokorny: Jawohl. Die Frage war, welche Auswirkungen
“Kunst im öffentlichen Raum“ auf das Wiener Stadtbild hat.
Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Es freut mich, Ihnen
heute berichten zu können, dass die ersten Projekte der Initiative "Kunst
im öffentlichen Raum" bereits umgesetzt werden und erst vor kurzem in
einem gemeinsamen Mediengespräch mit den StRen Faymann und Schicker präsentiert
werden konnten. Die vorgestellten Projekte der Initiative "Kunst im
öffentlichen Raum" werden in den nächsten Jahren das Stadtbild visuell
nachhaltig prägen und sicherlich da und dort auch für Diskussionen sorgen.
Nach einer längeren
Einleitungsphase - und ich möchte daran erinnern, dass das auch eines jener
Projekte war, das lange Zeit diskutiert wurde und wo es lange den Wunsch
gegeben hat, man möge doch auch von Seiten der Kulturverwaltung für “Kunst im
öffentlichen Raum“ etwas tun - haben wir ein, glaube ich, jetzt schon
erfolgreiches Projekt nicht nur begonnen, sondern können es auch unbürokratisch
und rasch umsetzen. Mit diesen neu geschaffenen Rahmenbedingungen werden
qualitätsvolle Kunstprojekte im öffentlichen Raum ermöglicht. Es geht also
insgesamt um eine Anhebung von Qualität, von “Kunst im öffentlichen Raum“ und
um die Vermittlung von Kunst und es geht nicht um eine Verschönerung des
Stadtbildes, sondern um eine Aufwertung der Lebensqualität für alle Wienerinnen
und Wiener. Kunst muss auch im Alltag Platz greifen. Unser Ziel ist die
Anhebung der Qualität von “Kunst im öffentlichen
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