Gemeinderat,
52. Sitzung vom 27.01.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 68
dass im Ausschuss oder wann auch immer schon alles gesagt wurde, nach dem Motto: Viel Schmerzensgeld ohne Schmerzen.
Das geht aber nicht, weil diese Akte... (GR Gerhard Pfeiffer: Nehmen Sie die Hand
aus der Tasche, wenn Sie mit uns reden!) - Kollege Pfeiffer, mit Ihnen
persönlich kommuniziere ich selbst mit der Hand in der Tasche, weil ich davon
ausgehe, dass unsere beiden Ehrenstandpunkte so weit voneinander entfernt sind,
dass das für mich kein Problem darstellt. (Ironische Heiterkeit bei GR
Gerhard Pfeiffer.)
Wir müssen über diese Punkte sprechen, auch wenn die
ÖVP nichts dazu sagen will, weil es Sie von der ÖVP da offenbar zerreibt
zwischen dem, was Sie im Ausschuss machen, nämlich zustimmen, und dem, was Sie
dann draußen gerne den Menschen erzählen - vor allem der Kollege Prochaska,
oder vielleicht auch der Kollege Pfeiffer -, nämlich dass Sie das eigentlich eh
alles gar nicht so wollen, aber das machen wir halt trotzdem.
Wir müssen darüber reden, weil es bei diesen
einzelnen Punkten dennoch um die generelle Fragestellung geht, wozu wir denn
Mittel aufwenden, wenn wir dem Zweck der Integration folgen wollen. Wir müssen
das ruhig tun, selbst wenn man, wie Hans Weigel in einem Buch einmal
geschrieben hat - ich zitiere ihn falsch - fast nicht ruhig darüber reden kann,
und zwar deswegen, weil uns die Integration gelingen muss. Ich habe das
von dieser Stelle aus schon mehrfach gesagt: Sie muss uns gelingen, weil das,
was wir heute an Integration haben, an Zuwanderung haben, erst der Vorbote von
dem ist, was uns in diesem Jahrhundert noch überraschen, was noch auf uns
zukommen wird, und wir Erfahrungen gewinnen müssen, was wir richtig und falsch
machen, um den neuen Herausforderungen - die quantitativ und qualitativ
jenseits der Zuwanderung, die wir aus den letzten Jahrzehnten kennen, sein
werden - gewachsen zu sein.
Und da - ich habe das schon gesagt - gibt es
natürlich globale Entwicklungen, internationale Konzepte, die anders sind als
das, was heute in der Stadt getragen wird, nämlich was die Frage betrifft, ob
jeder, der hier ist, erstens integriert werden kann, und zweitens, ob es
überhaupt das Ziel ist, jeden zu integrieren, ob nicht der eine oder andere
nach Ende von Konflikten besser in seinem Umfeld aufgehoben ist. Wir haben das
schon - zwar nicht ausreichend – diskutiert, und es fehlen auch noch die Konzepte
der Stadt dazu, aber ich merke es an.
Warum stimmen wir gegen die Akte im Einzelnen? Wir
stimmen dagegen, weil wir glauben, dass die Grundsätze - wenn sie auch nicht
immer erkennbar sind - der Integrationspolitik der Stadt Wien, selbst jene,
denen wir nicht zustimmen können, eigentlich verfehlt werden. Sie werden
verfehlt, weil an den Akten selbst deutlich wird, dass Integration in den
letzten Jahrzehnten nicht stattgefunden hat, sondern dass wir weiter - der
Begriff wurde schon in der letzten Debatte zu diesem Thema gebraucht - in
Parallelgesellschaften leben und wir nur die Phänomene, die Auswirkungen dieser
Parallelgesellschaften behandeln, und nicht Ursachen, und daher zu
entsprechenden Wirkungen kommen.
Ich habe die Beispiele bereits angeführt: Staatsbürgerschaften
im Jahr 2003 in Wien: 23 000 Anträge, vier Ablehnungen wegen nicht
ausreichender Deutschkenntnisse.
Und diese Akte beschäftigen sich auch mit den Fragen,
mit den Phänomenen, die damit zusammenhängen. Kollegin Pilz hat zum Beispiel
über die Frage der Situation von Frauen und von Familien in der Gesundheits-
und Sozialbetreuung in der Stadt Wien bei Menschen mit unterschiedlichem
Migrationshintergrund und fehlender Sprachkompetenz, die natürlich
entsprechende Barrieren aufbaut, gesprochen. Wir sind dann bei dem Punkt, wo
wir sagen müssen: Die Partizipation, die angestrebt wird, scheitert im
Sozialsystem, weil die Menschen davor nicht ausreichend integriert wurden, um
tatsächlich daran teilzunehmen.
Wenn du, Frau Stadträtin - ich weiß nicht, ob du es
genau so gesagt hast, aber es ist mir so zugekommen -, irgendwann gemeint hast,
dass in dieser Frage eh alles in Ordnung sei (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely schüttelt den Kopf.), dass
viele Probleme gar nicht mehr bestünden - ich glaube, du hast es nicht so
gesagt -, dann müsste ich widersprechen. Es ist natürlich nicht alles in
Ordnung. Das Gegenteil ist der Fall: Wir stehen vor Problemen, an denen diese
Stadt selbst schuld ist, weil sie nicht rechtzeitig die richtigen Maßnahmen und
Konzepte ergriffen hat.
Weil ich das letzte Mal insbesondere
Zuwanderungsgruppen, die dem islamischen Kulturkreis angehören, angesprochen
habe und dabei auch auf den Kollegen Omar Al-Rawi, den ich schätze, eingegangen
bin und danach von Seiten der Sozialdemokratie dahin gehend kritisiert wurde,
dass ich ihn falsch angesprochen hätte oder behauptet hätte, dass unter seiner
Zuwanderungsgruppe, jener des Islams, besonders radikale Elemente leben, bitte
ich Sie, im entsprechenden Protokoll nachzulesen. Ich habe das getan und habe
festgestellt, dass ich das natürlich nicht so gesagt habe, wie Sie das
behaupten.
Ich habe konkret gesagt: Ob wir
wissen, ob unter euch - und damit habe ich nicht ihn als Person angesprochen,
sondern dies in die Runde zeigend gesagt -, unter uns - jetzt mache ich diese
Handbewegung wieder, ich schließe mich hier mit ein -, unter ihnen - also
denen, die ich bezeichnet habe, - den Fremden. Es ist ja wohl klargestellt mit
diesen drei Begriffen - uns, euch, ihnen -, dass wir alle umfasst sind und ich
es nicht ihm persönlich zugeordnet habe, und ich würde mir erwarten, dass Sie
sich dafür entschuldigen. (Amtsf StRin
Mag Sonja Wehsely: Aber die Musliminnen und Muslime in der Stadt, die
waren mit "euch" gemeint?) Nein, nein, mit "ihnen"! Sie
waren mit "ihnen" gemeint! Danke, dass du diesbezüglich nachgefragt
hast, damit kann ich es präzisieren: Mit "ihnen"! - Mit
"euch" erfolgte die Deutung in eine Richtung, in einen Sektor oder in
mehrere Sektoren dieses Hauses, und mit "uns" habe ich mich selbst
eingeschlossen. (GR Harry Kopietz: Das
ist Schwafelsprech!) - Nein, das ist nicht Schwafelsprech, Herr Professor.
Ich verfasse keine Pressedienste dazu, um solche Titel durch den
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