Gemeinderat,
52. Sitzung vom 27.01.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 68
definierten Budgets für den Bereich Neue Medien zu
gründen.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt."
Sie sehen, wir haben nicht einmal einen
Finanzierungsbetrag angegeben, um es auch der SPÖ leichter zu machen, diesem
Antrag zuzustimmen. Es geht hier ja nicht um Budgetfixierungen, und ich
verstehe, dass man sich als Regierung da nicht dreinreden lassen will.
Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn wir uns hier alle
einig sind - Neue Medien ja, dann mit ausreichenden Mitteln, aber diese durch
eine unabhängige und transparente Jury -, dann wird dieser für Wien wichtige
kulturelle Bereich in Zukunft noch weiter wachsen können. - Vielen Dank. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Frau Mag Ringler. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Marie Ringler (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte gerne diesen Anlass kurz dazu nutzen, auf
ein grundsätzliches strukturelles Problem hinzuweisen, das wir auch im
Ausschuss schon diskutiert haben und das sich jetzt an diesem Akt besonders
deutlich offenbart, das strukturelle Problem nämlich, dass Kunst ja Gott sei Dank
nicht stehen bleibt, dass die Kultur sich weiterentwickelt und dass es in den
letzten Jahren und Jahrzehnten immer neue Tendenzen, Sparten und Entwicklungen
gegeben hat. Diesen muss man Rechnung tragen, budgetär wie in der Art und
Weise, wie man Gelder vergibt, wie man Sichtbarkeiten schafft und wie man
diesen Leuten, diesen Menschen, diesen KünstlerInnen, diesen Kulturschaffenden
auch Wertschätzung entgegenbringt.
Das ist ein strukturelles Problem, das wir in sehr
vielen Bereichen haben. Wir sehen das an den Anträgen einiger Institutionen; um
nur ein paar zu nennen, die auch heute auf der Tagesordnung stehen: Die Basis
Wien, das Depot, die Stadtinitiative, alles Institutionen, die in den letzten
Jahren entstanden sind, die hoch innovative und spannende Kulturarbeit machen
und die alle viel zu wenig Geld bekommen, die zu wenig zum Leben und zu viel
zum Sterben haben, die damit auch des Öfteren in eine Schuldenfalle
hineinlaufen oder –gestoßen werden. Ich glaube, dass wir die Verantwortung
haben, dieses Problem ernst zu nehmen und es wahrzunehmen, und es kann nicht so
sein, dass wir es einfach akzeptieren, dass es nun einmal so ist, dass es nicht
mehr Geld gibt, und dass es uns egal ist.
Sehr geehrte Damen und Herren! Gerade dieser Bereich
der Neuen Medien ist einer, der sich in den letzten Jahren extrem innovativ und
spannend in der Stadt weiterentwickelt hat und in dem wir kurze Zeit durchaus
Weltspitze waren. Ich glaube, dass man, nachdem das Blümchen der Szene nicht
gegossen wurde, sagen muss, dass viele in dieser Szene aufgegeben haben. Das
kann aber kein Grund sein, jetzt zu sagen, es ist eh alles in Ordnung, weil sie
aufgegeben haben, jetzt brauchen wir nicht mehr so viel Geld, sondern ganz im
Gegenteil, es geht darum, das kreative Potential zu unterstützen. Dass es
dieses kreative Potential gibt, wissen wir nicht zuletzt durch Studien wie die
Creative-Industries-Studie, die bewiesen hat, wie viele Menschen in diesem
Bereich arbeiten. Diese Menschen, diese Kulturschaffenden brauchen
Unterstützung, und sie brauchen definitiv mehr Unterstützung als die
lächerlichen 70 000 EUR, die wir heute beschließen. Auch die
218 000 EUR von Public Netbase sind hier nur ein Tropfen auf den
heißen Stein.
Der Antrag der ÖVP ist nicht mein Lieblingsantrag,
ich gebe es offen zu. Es ist dies eine Möglichkeit, ein Weg, zumindest eine
Diskussion über die Misere zu beginnen, und als diesen sehe ich das auch, als
Auftakt zu einer Diskussion. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir es schaffen
würden, uns dieses ganzen Themenkomplexes anzunehmen, nämlich des strukturellen
Problems einer Betondecke; sie ist schon keine gläserne Decke mehr, wie wir sie
aus dem Bereich der Frauenpolitik kennen, sondern sie ist für die
Kulturschaffenden eine Betondecke geworden, eine Decke, die man nicht
durchstoßen kann. Wenn man in den letzten 10 Jahren eine Institution begründet
hat, dann muss man damit leben, dass man unter dem Existenzminimum bezahlt wird
und dass man seine Arbeit nicht ordentlich machen kann.
Diese Betondecke müssen wir aufbrechen. Dazu braucht
es vermutlich auch einen Presslufthammer; wir sind gerne bereit, diesen mit in
die Hand zu nehmen und hier eine Diskussion darüber zu starten, wie wir in
diesem gesamten Feld der spannenden neuen Tendenzen und innovativen
Entwicklungen Gelder umverteilen können, wie wir zusätzliche Gelder lukrieren
können und wie wir sicherstellen können, dass es für diese vielen verschiedenen
Initiativen ausreichende Geldmittel gibt.
Denn es kann nicht sein, dass wir uns auf unserem
Erbe, auf unserem kulturellen Erbe ausruhen und so tun, als wäre das für die
nächsten 200, 300 Jahre schon genug, als würde das ausreichen, um Wien als
Tourismusstadt ausreichend zu platzieren, und als ginge es hier nicht um viel
mehr, nämlich um Gesellschaftspolitik, um Kulturpolitik und schlussendlich auch
um die Offenheit dieser Stadt. Diese steckt sich die SPÖ ja gerne an den Hut,
und ich würde vorschlagen, wir beginnen damit, dass wir endlich Reformen
einleiten, die diese Feder am Hut rechtfertigen würden. - Danke. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist somit geschlossen.
Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin GRin Mag Sybille Straubinger:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Auf zwei grundsätzliche Punkte des Antrags von der
ÖVP möchte ich eingehen. Das eine ist, es ist grundsätzlich üblich, einen
Rahmenbetrag zu vergeben. Das stellt vor allem auch eine Erleichterung für
diejenigen dar, die einreichen, weil das natürlich auch kurzfristiger,
schneller und unbürokratischer bearbeitet werden kann.
Der zweite grundsätzliche Punkt
ist, dass es nicht nur
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