Gemeinderat,
52. Sitzung vom 27.01.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 68
über das Kulturressort eine Förderung für den Bereich Neue Medien gibt, sondern dass dies eine klassische Querschnittsmaterie ist. Das heißt, sie sind auch in vielen anderen Ressorts beheimatet, vielleicht nicht unter dem Titel Netzkultur, aber zum Beispiel im Ressort der Frau Vizebürgermeisterin, im Bereich Medienpädagogik, da ist das Medienzentrum ein Beispiel, oder Wiener Bildungsnetz, oder auch in Form von ausgelagerten Fonds wie zum Beispiel dem Zentrum für Innovation und Technologie, das Calls zur IKT oder zu Open Source durchführt, oder auch bei departure, die im Bereich Creative Industries Förderungen durchführen.
Inhaltlich ist Folgendes zu sagen. Ich weiß nicht, ob
Sie letztes Jahr die "netznetz"-Veranstaltung im Künstlerhaus besucht
haben und dort auch mit den Verantwortlichen, mit VertreterInnen gesprochen
haben. Wenn Sie mit ihnen sprechen, dann erfahren Sie, dass das eine sehr
offene Plattform, eine sehr basisdemokratisch organisierte Plattform ist, die
sich sozusagen auch selbst basisdemokratisch organisiert. Unsere Erkenntnis aus
Gesprächen mit VertreterInnen, mit Netzkultivierenden ist, dass es wichtig ist,
mit ihnen gemeinsam ein Fördermodell zu entwickeln.
In dieser Hinsicht glaube ich, dass ein Jurymodell,
wie Sie es hier vorgeschlagen haben, nicht den Ansprüchen und nicht den
Bedürfnissen entgegenkommt. Wenn Sie mit ihnen sprechen, werden Sie das
erfahren, weil es zum Beispiel darum geht, dass diese dezentrale
Organisationsstruktur beibehalten werden kann, dass nicht einzelne Projekte
gefördert werden und dass das zum Beispiel auch, weil das Thema
Ressourcen-Sharing ein ganz wesentlicher Punkt für sie ist, mit dieser
Vereinigung der "netznetz"-Leute in Angriff genommen wurde, von ihnen
selbst und aus ihnen heraus. Das heißt, eine zentrale Juryvergabe wäre eher ein
Rückschritt in der Form, dies würde auch sozusagen den kulturellen
Gepflogenheiten dieser Szene nicht entsprechen und von ihr auch nicht gewünscht
werden.
Daher bitte ich um Zustimmung zu diesem Akt. - Danke.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke
schön. - Wir kommen sogleich zur Abstimmung.
Wer von den Damen und Herren für die
Postnummer 39 ist, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist
mehrheitlich, gegen die Stimmen der Österreichischen Volkspartei, angenommen.
Wir kommen sogleich zur Abstimmung über den von
Dr Salcher und Prof Strobl eingebrachten Beschluss- und Resolutionsantrag
betreffend Gründung einer unabhängigen Jury zur Vergabe der Subventionen im
Bereich Neue Medien. In formeller Hinsicht ist, wie gesagt, die sofortige
Abstimmung beantragt.
Wer dafür ist, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand.
- Der Antrag findet nicht die notwendige Mehrheit und ist abgelehnt.
Es gelangt nunmehr Postnummer 40 der
Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an Public Netbase
Media-Space! Institut für neue Kulturtechnologien.
Frau GRin Winklbauer wird die Verhandlung einleiten.
Berichterstatterin GRin Renate Winklbauer: Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die
Debatte ist eröffnet. Als erster Redner hat Herr StR Ellensohn das Wort.
StR David Ellensohn:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
218 000 EUR für Public Netbase: Der ÖVP ist
das zu viel; der SPÖ ist es genau genug, darum gibt es den Antrag; für Public
Netbase ist es wahrscheinlich zu wenig. Der Antrag, den Public Netbase
eingebracht hat, unterscheidet sich wesentlich von sehr, sehr vielen Anträgen,
die hier abgestimmt werden. Er ist nämlich umfangreich ohne Ende, er erklärt
haargenau, was die alles machen, was sie getan haben, was sie noch vorhaben.
Selten bekommen wir so detaillierte Unterlagen, selten gibt es so detaillierte
Unterlagen über die finanzielle Situation, und die ist im Hause zumindest der
SPÖ bekannt.
Public Netbase ist das Flaggschiff für die Neuen
Medien. Wir haben dem Antrag, den die ÖVP beim vorigen Geschäftsstück
eingebracht hat, zugestimmt, Marie Ringler hat auch erklärt, wieso. Aber jede
Szene braucht ein Flaggschiff, und das ist in diesem Fall Public Netbase. Die
Frage ist, ob man das auch weiterhin so haben möchte. Da sind wir froh, dass es
den Antrag mit den 218 000 EUR gibt, keine Frage.
Die 218 000 EUR sind aber eine
Basisfinanzierung, das ist den Unterlagen leicht zu entnehmen. Public Netbase
kämpft mit einem Minus, mit einem Abgang; auch das ist kein Geheimnis, und sie
haben sogar alles offen gelegt. Beim Gespräch mit dem Stadtrat wurde gefordert,
dass Public Netbase die Konten offen legen möge, dass man sie überprüfen kann.
Das ist überhaupt kein Problem gewesen, es war jemand dort, es ist jemand
hingeschickt worden, eine Controllerin aus dem Haus hat sich die Buchhaltung
genau angeschaut. Es gibt ein Minus, das heute besteht und auch nach diesem
Antrag noch bestehen wird, von 118 000 EUR.
Es ist allen, die sich mit der Szene beschäftigen,
nicht verborgen geblieben, dass die Arbeit reduziert wurde, dass seit April
2004 ein reduziertes Programm gefahren wird und dass einzelne Leute - leider,
leider - entlassen werden mussten. Deswegen kann ich dem nicht zustimmen, was
ich einer Aussendung des SPÖ-Klubs vom 18. Jänner entnehme; darin lese
ich: „Mit 218 000 EUR ermöglicht die Stadt Wien dem Verein Public
Netbase das Überleben." Das ist leider, leider nicht richtig.
Man muss jetzt hier einmal die Entscheidung treffen
und sagen: „Wollen wir Public Netbase auf Füße stellen, auf denen sie
weiterarbeiten können, oder nicht?" Mit den 218 000 EUR können
sie es nicht, und Sie wissen es; alle wissen es. Sie haben die Buchprüfung
hingeschickt, Sie haben die Daten bekommen, es ist alles offen gelegt.
Dann steht in der Aussendung noch
dabei: „Der Bund
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