Gemeinderat,
52. Sitzung vom 27.01.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 68
nicht gehört!) Also,
für den Ausdruck vertrottelt, da würde man...
Vorsitzender GR Günther Reiter (unterbrechend): Eine Sekunde. Kollege
Chorherr, Herr Ex-Klubobmann, zum Ersten bitte, einmal die Wortwahl so zu fassen,
wie es diesem Haus gebührlich ist. Zum Zweiten bitte, Debattenbeiträge,
Zwischenrufe sind Salz in der Suppe, aber bitte vom Pult aus und nicht im
Stehen, besser gesagt von der Sitzbank aus machen, und zum Dritten glaube ich,
ist das erst seine, also im Grunde seine zweite Rede schon, und Zwischenrufe
sind gestattet. Also der Punkt Nummer Drei ist das.
GR Dr Wolfgang Aigner (fortsetzend): Also, den Ausdruck Trottel vom
Kollegen Chorherr, den fasse ich als Kompliment auf. (Beifall bei der ÖVP.)
Also, auch dafür gibt es Lösungen und zu guter Letzt
könnte man ja auch die Bestimmungen für das Parkpickerl dahin gehend ändern,
dass man sagt, jemand, für den eine Garage pflichtgemäß gebaut worden ist, der
bekommt kein Parkpickerl und dann steht er nicht an der Oberfläche. Bislang ist
es ja so, dass das Parkpickerl nur jene ehrlichen Pickerlwerber nicht bekommen,
die einen Garagenplatz haben. Also, durch eine relativ einfache Änderung dieser
Richtlinie kann man es sehr wohl bewerkstelligen, dass jemand, für den ein
Garagenplatz gebaut werden musste, dann kein Parkpickerl bekommt. Also, auch
dafür gibt es eine Lösung. Es ist nur nicht gesagt, dass die Idee der Bike-City
als solche schlecht ist, nur diese relativ idealisierende, teilweise bis ins
Naive gehende Betrachtungsweise, wie sie mein Vorredner hier angebracht hat,
ist, glaube ich, unangebracht und das ist auch der Grund, warum die ÖVP diesem
Antrag nicht zustimmen wird. (Beifall bei
der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Madejski. Ich erteile
es ihm.
GR Dr Herbert Madejski
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich glaube, es ist immer sehr ungünstig, wenn man ein
bisschen extrem einseitige Forderungen aufstellt, denn das geht immer zu Lasten
von vielen anderen Menschen. Genauso sehe ich das hier. Herr Kollege Chorherr
weiß ganz genau, dass ich ein sehr begeisterter U-Bahn-Fahrer, Straßenbahn-,
Autobus-Fahrer bin, ein weniger begeisterter Radfahrer, weil ich halt nicht so
sportlich bin, und außerdem relativ weit draußen an der Peripherie wohne und es
daher ein bisschen schwierig ist. Ich bin auch nicht der begeisterte
Autofahrer, weil ich bin auch heute nicht gefahren und wenn ich fahre, dann
fahre ich eher in der Freizeit und eher Richtung Niederösterreich oder Richtung
Burgenland.
Aber jedes Konzept, das sich auf eine Schiene
konzentriert - und es ist hier eine Schiene glaube ich -, ist ungeeignet zu
realisieren und ist auch von unserer Sicht gar nicht dazu angetan. Ich könnte
nämlich jetzt genauso sagen, ich will das jetzt nicht alles ganz ernst gemeint
wissen, was ich sage, aber im Vergleich, nur um nachzudenken: Es gibt noch sehr
viel zu tun im Wiener Wohnbau. Ich könnte sagen, wir könnten Siedlungen oder
Häuser bauen, die speziell für Jungfamilien sind, speziell für
Mehrkinderfamilien, speziell für Senioren, speziell für nur Behinderte,
speziell für Tierhalter, wo man mehr Hundezonen einrichten kann, speziell für
sportlich aktive Menschen, denen kann ich eine Turnhalle hinbauen, eine
Laufbahn und was auch immer. Oder auch für Fußgeher, es gibt nämlich Leute, die
wollen weder Radl fahren noch Auto fahren, die gehen überhaupt zu Fuß, da
könnte man Anlagen fordern, wo es nur mehr Gehwege gibt, wo ich weder mit dem
Radl fahren kann noch mit dem Auto.
Also, ich glaube, es gibt hier sicherlich genug zu
tun im Wohnbau, ohne dass ich mich jetzt mit dem Hinweis auf Kyoto einmal auf
eine Gruppe konzentrieren möchte. Ich glaube nämlich, dass dort, wo Sie es
wollen, nämlich wo man auch mit dem Fahrrad unter Umständen einen Arbeitsplatz
erreicht, unter Umständen Ämter und so weiter, also eher in einem Ballungsraum,
das nicht gehen wird. Erstens sind dort ohnedies die U-Bahn und die öffentlichen
Verkehrsmittel sehr gut ausgebaut, da brauche ich es wahrscheinlich nicht, und
dort, wo Ihre Idee gehen würde, am Stadtrand oder in eher außenliegenden
Bezirken, dort ist wieder das U-Bahn-Netz oder der öffentliche Verkehr nicht so
ausgebaut, dass es als Ergänzung da ist und mit dem Radl zum Arbeitsplatz von,
nehmen wir jetzt einmal vom 22. in den 21. oder in den 23. oder in die Stadt,
wird ein bisschen schwierig sein.
Außerdem, Sie können den Leuten ja nicht verbieten,
trotzdem in der Familie ein Auto zu haben. Nehmen wir nur eine fünfköpfige
Familie, da ist es ohnedies üblich, dass man vielleicht ein Auto hat. Wenn Sie
jetzt in die Bike-City einziehen wollen und verzichten, gehen diese Stellplätze
alle zu Kosten der Anrainer, zu Kosten des öffentlichen Gutes. Und das kann
doch nicht der Sinn eines eigenen Projektes, hier nur für die Radfahrer, sein.
Meine Damen und Herren, ich glaube, dass hier die
Abstimmung überhaupt richtig sein muss. Ich stimme vollkommen überein, dass ein
Fortbewegungsmittel, das gesund ist, das der Allgemeinheit dient, das dem Klima
dient, natürlich zu forcieren ist. Es hängt nur davon ab, wo forciere ich es
und wie forciere ich es. Ich bin mit Ihnen vollkommen einer Meinung, dass man
bei neuen Siedlungen, bei neuen Bauten, durchaus Radabstellplätze forciert oder
vielmehr solche Räume schafft, dass man dort auch schafft, dass man hier mit
dem Fahrrad fahren kann, überhaupt keine Frage. Dem ist in den letzten Jahren
nicht das Augenmerk geschenkt worden, welches wahrscheinlich notwendig gewesen
wäre, dass mehr Leute auf das Rad umsteigen. Denn wenn man sich die neuen
Häuser anschaut, wo soll der sein Radl, außer am Gang oder in der Wohnung
hinstellen, weil dort darf er es eh nicht hinstellen, also da ist viel zu tun.
Aber gleich hier eine Bike-City zu fordern, glaube ich, schießt etwas übers
Ziel.
Ich glaube, Ihrer Argumentation
hier im Beschlussantrag hinsichtlich dieses Tausches - ich tausche hier Parkplätze
für Autos, die sie dort brauchen, gegen den, ich sage jetzt unter Anführungszeichen
Luxus, weil es ja heute oft kein Luxus ist, aber nennen wir es durchaus
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular