Gemeinderat,
52. Sitzung vom 27.01.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 68
immer mehr Leute gibt es, die das so machen. Das ist
keine Ideologiegeschichte, es ist auch eine Sache der Vernunft und es ist auch
eine Sache des Einsparens, nämlich von Geld. Da erspart man sich nämlich rasend
viel Geld und wenn man Zores mit dem Auto hat, gibt man es dem Verleiher
zurück, er repariert das und man bekommt ein neues. Diese Autos haben selten
mehr als 25 000 Kilometer, sind immer neu, das ist wunderbar. Das ist
keine Anti-Auto-Geschichte. Und zusätzlich bekommt man einen Swimmingpool. Das
ist doch nett, ich freue mich, dass er gebaut wird und ich freue mich
vielleicht auch, dass einige Mandatare und Mandatarinnen der ÖVP das auch
unterstützen. Danke schön. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr
GR Aigner.
Ich erteile es ihm.
GR Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Vorausschickend ein Outing, zu dem ich mich gerne hinreißen
lasse. Also, ich bin heute zu Fuß ins Rathaus gegangen vom 20. Bezirk und,
Herr Kollege Chorherr, ich würde auch gerne zu den Menschen zählen, die das
schwierigste Problem in der Früh haben, ob sie sich einen Porsche, einen
Ferrari oder einen Pajero mit Vierradantrieb ausborgen können. Ich glaube aber,
das ist nicht die Masse der Menschen.
Sie haben sich ursprünglich gemeldet zur
Flächenwidmung im 20. Bezirk und deswegen habe ich mich auch gemeldet und
wir hatten schon gute Gründe. Es war nicht nur die SPÖ, sondern auch die ÖVP,
auch aus vollster Überzeugung, und ich glaube die Freiheitlichen waren auch
gegen das Projekt der Bike-City, so wie es da geplant war. Und ich nehme das
jetzt zum Anlass, ein paar prinzipielle Bedenken gegen dieses Projekt einer
Bike-City in so generalisierender Form darzustellen. Einerseits ist es, glaube
ich, ganz wichtig, sich zu überlegen, wo man so eine Bike-City errichtet. So
wie das im 20. Bezirk geplant war, wäre das in einem dichtverbauten
Bezirksteil gewesen, wo es ohnehin schon zu wenige Parkplätze gibt.
Da stimme ich Ihnen durchaus zu, dass es zu wenige
Parkplätze an der Oberfläche gibt. Das liegt daran, dass die zu bauenden
Pflichtstellplätze von den Menschen nicht angenommen werden. Dazu werde ich
dann noch ein paar konkrete und konstruktive Vorschläge in die Diskussion
einwerfen.
Ein prinzipielles Problem bei dieser Herabsetzung der
Stellplatzverpflichtung besteht aber darin, dass es keinerlei rechtliche
Bindung eines Bauträgers gibt, um tatsächlich eine Bike-City zu errichten. In
dem Moment, wo in der Flächenwidmung die Herabsetzung der
Stellplatzverpflichtung drinnen steht, ist diese Stellplatzverpflichtung
herabgesetzt und das auch dann, wenn es keine Bike-City gibt. Also, über diese
Hürde muss man sich erst einmal drüber turnen. Was machen wir, wenn dann ein
ganz anderes Projekt verwirklicht wird? Im Weiteren muss man sich die Frage
stellen, wie kann ich es denn überhaupt bewerkstelligen, dass die Menschen, die
eine Wohnung in einer Bike-City mieten oder kaufen, dann tatsächlich kein Auto
haben. Mir als Jurist ist keine juristisch haltbare Konstruktion bekannt und
ich habe einige Zeit darüber nachgedacht, wie man das wirklich machen kann. Was
machen Sie mit einem Mieter, der sich entgegen einer anders lautenden
Verpflichtung dann doch ein Auto kauft. Ist das vielleicht ein Kündigungsgrund
nach dem Mietrechtsgesetz? Ich glaube nicht. (GR Mag Christoph Chorherr:
Nein, er soll sich ein Auto kaufen!)
Und was mache ich mit einem Eigentümer, der eine
Wohnung in einer Bike-City gekauft hat, wenn er dann dennoch ein Auto hat? Und
dann steht er natürlich dort, wo alle anderen auch stehen, am öffentlichen
Grund, und dann haben wir als Bezirks-, aber auch als Gemeindepolitiker das
Problem. Gerade in einer parkraumbewirtschafteten Zone fühlen sich ja dann die
anderen, die ein Parkpickerl gekauft haben, gefrotzelt. Also, so einfach wie
Sie sich das vorstellen, funktioniert das Ganze nicht.
Dann bleibt nur die Alternative, eine Bike-City an
der Peripherie der Stadt zu bauen. Die Frage ist, ob dann halt die von Ihnen
postulierte Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz auch wirklich da ist. Mir
scheint es doch ein bisschen so und wenn Sie da uns nahestehende Bauträger
ansprechen, dann habe ich auch damit kein Problem, weil wir sind hier nicht da,
um Bauträger zu vertreten, sondern die Interessen der Wiener Bevölkerung und da
ist es ganz egal, ob ein Bauträger der ÖVP oder angeblich der SPÖ nahe steht. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir haben es hier mit einer
Kommunalisierung der Nachteile zu tun. Damit meine ich die Belastung der
öffentlichen Verkehrsflächen mit zusätzlichen Parkplatzsuchenden, und eine
Privatisierung der Vorteile. Letztendlich, wie kommt die Öffentlichkeit dazu,
das Schwimmbad oder die Bastlerwerkstätte oder den überdimensionierten
Fahrradkeller eines privaten Wohnungswerbers mitzufinanzieren. Ich sehe dafür
keinen Grund. (Beifall bei der ÖVP.) Vielleicht noch einen Lösungsansatz: Die von Ihnen angesprochenen leer
stehenden Garagen, was könnte man damit tun. Ich meine, man könnte durch die
Änderung der Wohnbauförderungsrichtlinien dafür sorgen, dass eine Garage, die
pflichtgemäß zu bauen ist, auch von einem Wohnungswerber anzunehmen ist. Es ist
eben nicht zuletzt im Urlaubsbereich modern geworden, ein All-Inclusive-Angebot
in Anspruch zu nehmen. Warum ist nicht bei einer Wohnung die automatisch zu
errichtende Garage auch automatisch dabei. Ja, dann kann man... (GR Mag
Christoph Chorherr: Was ist, wenn ich kein Auto habe, muss ich es dann auch
kaufen?) Herr Kollege Chorherr, lassen Sie mich ausreden, dann bekommen Sie
auch darauf einen Lösungsvorschlag. Die relativ wenigen, die kein Auto haben,
können ja die Garage dann entsprechend auch weiter vermieten oder auch für
diesen Prozentsatz wird es dann sicherlich auch andere (GR Mag Christoph
Chorherr: Na, so was Vertrotteltes habe ich schon lange
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