Gemeinderat,
52. Sitzung vom 27.01.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 68
Anbieter sie nehmen müssen. Sie können sich nach wie vor entscheiden, wie immer sie das möchten, aber alle Anbieter müssen die Qualität liefern. Man kann also nicht sagen, der eine ist billig, aber dafür gibt es kein biologisches Essen. Nein, alle Anbieter müssen 30 Prozent, steigend, mit dem Ziel 50 Prozent, jetzt diese guten Lebensmittel anbieten.
Es gibt auch Schulen, darüber sind wir informiert,
die sich dafür bedanken, dass ihnen jetzt auch Unterstützung bezüglich der
Abrechnung der Essenskosten angeboten wird. Manche wollen es weiter selber
machen. Ich bin sicher, auch das wird seitens des Magistrats möglich sein.
Unterm Strich, denke ich, kann mit dem Projekt auch
noch erreicht werden, dass ein meiner Meinung nach wichtiges Problem in den
Griff bekommen werden kann, nämlich dass Essen auch eine Frage von Werten und
Erziehung sein sollte. Also man muss nicht nur fetttriefendes oder zuckerreiches
Fastfood essen. Wenn den Kindern und den Eltern klar wird, dass in der Schule
biologische Lebensmittel geboten werden, dann kann das auch, wenn das offensiv
in den Schulen thematisiert wird, für die Kinder und für die Eltern heißen,
dass es ihnen schmeckt, sie gute Qualität essen und vielleicht zu Hause auch so
kochen werden.
In diesem Sinne freue ich mich, dass uns das Projekt
gelungen ist. Ich bitte Sie, dem Akt auch zuzustimmen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Herbert Madejski: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Kato. Ich erteile
es ihr.
GRin Sonja Kato (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin!
Meine Damen und Herren!
Passenderweise Mahlzeit! Einige sind beim Essen, wir
reden über das Essen. Für mich ist es mein zweites politisches Baby, das zweite
Realbaby trage ich in mir.
Vor zwei Jahren haben wir die Vereinbarung betreffend
die Kindergärten geschlossen. Es freut mich sehr, dass wir da die
30 Prozent schon deutlich überschritten haben. Mit 43 Prozent
Bioanteil, wie ich das abschätzen kann, werden wir wirklich bald die
50 Prozent erreichen können. Die Stadt Wien setzt mit dem Projekt, das
auch im Ausschuss glücklicherweise einstimmig beschlossen wurde, neue Maßstäbe,
nicht nur im Bereich der Kindergärten und Schulen, sondern auch im
Krankenanstaltenverbund, was auch wichtig ist, da gerade die Versorgung von
älteren und auch schwächeren Personen immens wichtig ist. Es gibt auch dort
schon einen 30-prozentigen Bioanteil. Wien ist hier Vorbild und auch
Vorreiterin in ganz Europa.
Ich denke mir, das ist ein wichtiger Bereich, der in
unsere Zukunft investiert. Es ist wichtig aus meiner Sicht, vor allem aus
gesundheitspolitischer Sicht. Da überschneidet es sich natürlich sehr eng.
Einerseits legt man bei den Kleinsten eine gute Grundlage, indem man ihnen
gesunde Lebensmittel zur Verfügung stellt und damit den Qualitätslevel, der bei
der kommunalen Verpflegung schon immer hoch war, noch höher ansetzt. Bei den
Kranken und bei den Pflegebedürftigen ist es natürlich umso wichtiger, einen
Heilungsprozess und eine Erholungszeit zu unterstützen, indem man auch die
Ernährung in gesundheitspolitischer Hinsicht konsequent qualitativ nach oben
korrigiert.
Es ist für Wien, aber auch darüber hinaus, glaube
ich, wichtig, weil wir ebenso andere Komponenten mit diesem Projekt erfüllen,
die jetzt vielleicht auf den ersten Blick ein bisschen unvermutet wirken. Aber
Wien stärkt natürlich mit der Summe und den Mengen an Lebensmitteln, die wir
umsetzen und einkaufen, insgesamt den Markt an Biolebensmitteln. Das ist
wiederum etwas, das, finde ich, eine Auswirkung auf unser aller Konsumverhalten
haben soll und wahrscheinlich auch haben wird. Wenn ein großer Einkäufer wie
die Stadt Wien sagt, er setzt auf Biolebensmittel, dann hat das eine Auswirkung
auf den Markt, die jeder Einzelne, hoffe ich, im eigenen Konsumverhalten
positiv spüren wird. Das heißt, eine noch größere Palette an Bioprodukten, aber
auch vor allem, und das ist mir als Sozialdemokratin besonders wichtig, ein
Einpendeln des Preisniveaus auf ein geringeres als es jetzt leider für den
Individualeinkäufer oft noch ist. Tatsächlich hat sich für die Kunden und
Kundinnen der Stadt Wien, egal ob im Krankenanstaltenbereich oder im
Kindergartenbereich oder auch bei den Schulen, bislang nichts an den Preisen
geändert. Das heißt, wir haben nicht nur gesund und gut, es ist die
Speisenpalette im Grunde die vertraute, sie ist nur noch gesünder, sondern wir
haben auch günstig, dass heißt es ist zu keiner Verteuerung gekommen, was mir
im Hinblick auf sozial bedürftige Menschen wichtig ist, die dadurch nicht
gezwungen werden, tiefer in die Geldbörse zu greifen, als sie es sich leisten
können.
Wichtig ist mir - danke Sigrid, dass du das erwähnt
hast -, dass es bei den Schulen, wo die Stadt eigentlich nur Abwicklerin ist,
denn wir betreiben selbst keine Schulküchen, im Gegensatz zum
Kindergartenbereich, wo wir direkt das Essen einkaufen, die Kooperation mit den
Eltern und mit den Elternvereinen gibt. Auch da, kann ich bestätigen, gibt es
wirklich das beste Einvernehmen und auch einen guten Prozess, der jetzt im
Gange ist, dass die Eltern und auch die Elternvereine im Vorhinein eingebunden
sind, weil es ohne die nicht geht und wir das Projekt von Anfang an ohne diese
auch nicht anlegen wollten.
Ich glaube auch, dass es schön wäre, und da sind wir
in Gesprächen, dass es in den Schulen einen thematischen Bezug zu dem Thema
"gesunde Ernährung" geben soll, weil wir natürlich gerade bei
heranwachsenden jungen Menschen sehen, dass die Mädchen einerseits mit
übertriebenem Diätwahn ein Missverhältnis oder eine Nichtbeziehung zum Essen
aufbauen, andererseits aber auch sehr viele übergewichtige Kinder da sind, die
wiederum Bewegungsmangel haben. Ich denke mir, wenn man das Thema der gesunden
Mittagsverpflegung projektartig ein bisschen in den Unterricht einbauen kann,
ist das sicher ein wichtiger Teil dieses Maßnahmenpakets.
Ich möchte trotzdem abschließend
von hier noch zu einem anderen Bereich Stellung nehmen, der, wenn man so will,
der Anfangspunkt des Themas "Bioessen" ist,
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