Gemeinderat,
52. Sitzung vom 27.01.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 68
EU-Benchmarking-Report für 2004 unbedingt notwendig. Brüssel stellt in diesem Bericht Österreich hinsichtlich der Höhe der Netzkosten nach wie vor ein schlechtes Zeugnis aus.
Faktum ist, dass es nach einer kurzen Phase des
Wettbewerbs durch die Stromliberalisierung mit der Bildung der österreichischen
Stromlösung zu einer de facto Wiedermonopolisierung gekommen ist. Wir stehen
jetzt einem Stromoligopol gegenüber, wo letztlich 80 Prozent des
heimischen Marktes wiederum beherrscht werden und der Wettbewerb dadurch
gelähmt wird.
Ich gebe schon zu, Sie sind nicht das einzige
Bundesland, das so handelt. Auch alle anderen, bis auf ein Bundesland oder zwei
Bundesländer handeln so. Zwei Ausnahmen gibt es, auf die komme ich dann später
zurück.
Es ist daher höchst an der Zeit, Konsequenzen aus
dieser Entwicklung zu ziehen, es ist an der Zeit, auch über
Vollprivatisierungen im Bereich der WIEN ENERGIE nachzudenken und zu
diskutieren. Diese Forderung, die WIEN ENERGIE zu privatisieren, trifft
natürlich auch die anderen Landesenergieversorger, wo wir auch die Meinung
haben, dass man über eine Privatisierung nachdenken sollte, über eine
Vollprivatisierung. Die öffentliche Hand als Eigentümer hat als
Energieversorger in dem Bereich eben versagt. Ich gehe sogar so weit, dass man
auch darüber nachdenken könnte, die Sperrminorität von 25 Prozent
letztlich aufzugeben und den Markt vollends zu liberalisieren.
Faktum ist, dass die öffentliche Hand in allen
Bundesländern ordentlich kassiert, um ihre Budgets aufzufetten. Die Stadt Wien
hat diese Vorgehensweise gerade erst letztes Jahr zu einer neuen Qualität
geführt, ich habe es aufgelistet, dreimal gab es Erhöhungen.
Ich will gar nicht jetzt das Kärntner Beispiel
bemühen, wo es die Kelag in Kärnten letztlich geschafft hat, dass sie für ihre
Kunden, für die Privatkunden, die billigsten Tarife anbietet im Vergleich zu
allen anderen Bundesländern. Woanders werden die Kunden abgezockt, wie in Wien durch
Sie. Da werden sie abgezockt.
Ich darf jetzt sogar auch ein Positivbeispiel der
Sozialdemokratie vielleicht einmal hernehmen, nämlich Ihre Kollegin Burgstaller
in Salzburg. Die macht ja auch etwas anderes, als Sie in Wien machen. Ihre
Kollegin Burgstaller senkt die Strompreise durch die Anhebung des Treuebonus.
Wenn sich Kunden in Salzburg auf ein Jahr bei ihrem Anbieter binden, dann wird
der Treuebonus für Privatkunden von 5 auf 8 Prozent erhöht.
Diese Vorgehensweise könnte man auch in Wien umsetzen
und umlegen. Sie haben sich leider Gottes für etwas anderes entschieden. Ich
denke, dass das traurig ist. Das hilft den Wienern nicht, das belastet die
Wiener. Sie sollten umdenken. Sie sollten in dem Bereich umdenken, weil wir
auch in Wien erleben müssen, dass es kalt geworden ist. Und wenn wir heute
hinausschauen, es ist wirklich fürchterlich kalt. Aber es ist auch sozial kalt,
wenn wir uns ansehen, wie Sie mit den Heizkostenzuschüssen in der Stadt
umgehen. 67 EUR je Monat bekommen die Menschen in der Stadt
Heizkostenzuschuss. Sie haben 55 EUR einmal hiefür beschlossen, nämlich
auf die 6 Monate umgelegt. Das bedeutet, nicht einmal 77 EUR
Heizkostenzuschuss bekommen die Ärmsten der Armen in dieser Stadt, wo es kalt
ist.
Ein Vergleich: In Oberösterreich bekommen die
Menschen, die es brauchen und nötig haben und denen man Hilfe leisten muss,
weil es eben die Ärmsten der Armen sind, die Sozialhilfe beziehen, über
115 EUR pro Monat Heizkostenzuschuss. Das zeigt schon ein bisschen soziale
Verantwortung.
Hier in Wien ist diese Verantwortung leider Gottes in
diesem Bereich nicht vorhanden, und deshalb müssen wir handeln. Ich fordere
dieses Handeln ein, und ich hoffe, dass Sie endlich in diesem Bereich auch
wirklich umdenken. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Für weitere Wortmeldungen bringe ich in
Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderates nur einmal zu Wort
melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist.
Als nächster Redner hat sich Herr GR Mag Chorherr
gemeldet.
GR Mag Christoph Chorherr
(Grüner Klub im Rathaus): Meine Damen und Herren!
Vielleicht nur zwei kurze Anmerkungen zu meinem
Vorredner, wobei ich da einen anderen Schwerpunkt in meinen wenigen Minuten
bieten möchte.
Erstens zur Erhöhung von Strom- und Gaspreisen. Mitte
der 90er Jahre lag der Ölpreis bei rund 10 Dollar, jetzt liegt er bei –
den heutigen Stand weiß ich nicht – rund 45 Dollar. Das ist etwa eine
Vervierfachung der Ölpreise. Bekanntlich kommt Strom nicht nur aus der Steckdose,
sondern unter anderem aus kalorischen Kraftwerken, aus Öl und Gas. Der Gaspreis
hängt am Ölpreis, und auch darin liegt eine der Hauptursachen, warum in ganz
Europa die Energiepreise steigen.
Ich kritisiere oft die Macht oder den Machtmissbrauch
der Wiener SPÖ. Was ich ihr nicht vorwerfen kann, ist, dass sie der Hauptakteur
der steigenden Erdölpreise ist. Das hat andere Ursachen. Also das als eine der
Begründungen, die man einfach jetzt nüchtern sagen muss.
Das Zweite, zur Vollprivatisierung, die wir
grundsätzlich ablehnen, und zu dieser merkwürdigen These, die Stadt Wien und
andere hätten sich ihre Budgets aufgefettet. Na, was passiert denn, wenn man es
voll privatisiert? Da kauft jemand, damit er Renditen macht. Also mir ist
hundertmal lieber, die Stadt Wien fettet ihre Budgets auf, als die RWE füttert
ihre Budgets auf. Es werden Aufgaben der Stadt Wien finanziert mit allfälligen
Gewinnen der Wiener Stadtwerke. Ein internationaler Konzern würde es kaufen,
damit er Renditen macht, und es dann verkaufen. Neben vielen anderen energie-
und umweltpolitischen Gründen ist das der Grund, warum wir es für vernünftig
und gescheit halten, dass die Wiener Stadtwerke im Eigentum und damit in der
Kontrolle der Stadt Wien bleiben. (Beifall
bei den GRÜNEN und bei Gemeinderäten der SPÖ.)
Lassen Sie mich ganz kurz auf
etwas eingehen, was sehr viel mit Energiepolitik und mit Handeln zu tun hat. Es
kann jeder Wiener, jede Wienerin die Stromrechnung
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