Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 77 von 119
gibt es Gründe, die eine Geschwindigkeitsbeschränkung
rechtfertigen.
Eine überhöhte Geschwindigkeit ist die häufigste
Unfallursache. Wenn das kein gesundheitspolitischer Grund ist, was dann bitte? (GR
Johann Herzog: Wir reden vom Feinstaub!) Die Reduktion der Geschwindigkeit
um einen Stundenkilometer bedeutet 3 Prozent weniger Unfälle, die
Reduktion der Durchschnittgeschwindigkeit um 5 km/h 25 Prozent
weniger Todesfälle bei Unfällen. Sogar bei 50 km/h haben Sie noch eine
40-prozentige Wahrscheinlichkeit, bei einem Unfall getötet zu werden. (GR Mag Wolfgang Jung: Das ist eine
Milchmädchenrechnung!)
Geringere Verkehrsgeschwindigkeit auf Hauptstraßen
ist auch für die Sicherheit unserer Kinder wichtig. Da geht es nicht nur um den
Feinstaub, es geht auch um die Sicherheit der Kinder. Bei geringerer
Geschwindigkeit auf den Straßen können sich die Kinder im Straßenraum freier
bewegen. (GRin Mag Barbara Feldmann.
Spielen die Kinder auf der Triester Straße?)
Es geht auch um den Lärm, der durch den Verkehr
erzeugt wird, der die Gesundheit genauso belastet wie der Feinstaub. Das
Straßenverkehrsgeräusch zum Beispiel setzt sich aus dem Antriebsgeräusch, aus
dem Rollgeräusch, aus den Windgeräuschen und aus diversen Nebengeräuschen wie
Poltern, Quietschen et cetera, wahrscheinlich auch noch Handyläuten, zusammen.
Die Hauptlärmerreger sind das Antriebsgeräusch und das Rollgeräusch. Bei
50 km/h kann man die Rollgeräusche schon ganz wesentlich eliminieren.
Diese Rollgeräusche machen den größten Teil der Lärmbelästigung aus. Bei einer
Senkung von 70 auf 50 km/h erreicht man eine Reduktion des Lärmpegels um
3,8 dB. Das heißt, ein PKW mit 70 km/h erzeugt genauso viel Lärm wie
zwei PKWs bei 50 km/h. Das ist schon ein gewaltiger Unterschied.
Die Gesundheitsschäden durch die Lärmbelastung sind
ganz schön beachtlich. Das geht über den Feinstaub hinaus. Der Lärm und die
Feinstaubschädigung kosten Geld. Die Kosten der Gesundheitsschäden sind enorm,
weitaus mehr als ein paar Ampelschaltungen kosten. Das Argument, dass man auf
die Querstraßen schalten muss, kann so nicht stimmen, weil ich gehe davon aus,
dass die Querstraßen mit den Hauptstraßen zusammenhängen und dass eine
Regulierung ausreicht.
Der Lärm kostet nicht nur Gesundheitsschäden, Lärm
kostet auch Geld. Gerade an den Straßen, die betroffen sind, an der Triester
Straße, an allen übrigen Ein- und Ausfallsstraßen, verlieren Immobilien ständig
an Wert. (GR Günter Kenesei: Dort sind Gemüsefelder im 22. Bezirk!) Wer
will dort wohnen, wo es so laut ist? Wenn Sie bei der Triester Straße
Gemüsefelder sehen, ich nicht! (GR Günter Kenesei: Im 22. Bezirk! Nicht
bei der Triester Straße!) Die Immobilien verlieren durchschnittlich
1 Prozent an Wert pro Dezibel Lärmbelastung. Das sollten Sie sich
vielleicht auch einmal überlegen. Und 17 Prozent der Wienerinnen und
Wiener wohnen in Gegenden, wo die Lärmbelastung gesundheitsgefährdend ist. (GR
Günter Kenesei: Das ist dort, wo der Fluglärm über Wien ist!) - Ich verstehe schon, dass das ein
bisschen hitziger ist. Ich versteh auch, dass für die Männer das Auto eher eine
heilige Kuh ist. (GR Günter Kenesei: Das
darf nicht wahr sein!) Wir Frauen sind da ein bisschen sachlicher und sehen
ein bisschen mehr als nur die Windschutzscheibe! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Es ist nicht nur der Feinstaub, der mit dieser
Geschwindigkeitsbeschränkung reduziert werden kann. Wenn Sie, Herr Mahdalik,
sagen, dass Sie bei 50 km/h beim Bremsen mehr Abrieb haben als bei
70 km/h, möchte ich den Fahrstil nicht aus der Nähe sehen!
Mit diesem Antrag zeigen Sie eigentlich nur, dass Sie
Lobbying für die AutofahrerInnen machen, die ja immer so schikaniert werden,
wie Sie meinen. Das Lobbying für die AutofahrerInnen wird aber ohnehin schon
von ÖAMTC und ARBÖ erledigt und wir hier im Gemeinderat sind nicht nur für die
AutofahrerInnen, sondern für alle Wienerinnen und Wiener zuständig! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Es gibt mindestens genauso viele Wienerinnen und
Wiener, die keine AutofahrerInnen sind und die unter der Belastung der
AutofahrerInnen leiden. Deshalb gibt es keinen Grund, diese Temporeduzierung
wieder rückgängig zu machen! - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR
Mahdalik gemeldet. Drei Minuten. - Bitte.
GR Anton Mahdalik
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Es haben sich zwei tatsächliche Berichtigungen
ergeben, die letzte ganz am Schluss der Rede.
Ich möchte gleich berichtigen, dass ich nicht gesagt
habe, dass ich weniger Abrieb habe, wenn ich von 70 oder 60 km/h auf
40 km/h hinunterbremse, sondern ich habe gesagt, was Experten gesagt
haben. Wenn das Tempolimit auf Straßen, wo flüssiger Verkehr mit 70 oder
60 km/h möglich wäre, hinuntergesetzt wird und durch 50 km/h eine
größere Verkehrsdichte, mehr Stau, mehr Bremsmanöver verursacht werden, dann
gibt es auch mehr Abrieb. Das habe ich behauptet. Nicht so, wie Sie jetzt
gesagt haben.
Sie haben des Weiteren gesagt, dass ich mich auf
Aussendungen von ARBÖ und ÖAMTC stütze. Das muss ich auch berichtigen, stimmt
nicht, wäre zu durchsichtig. Ich habe Experten aus einem Pressebericht,
Univ Prof Hans Puxbaum, und aus einem Bericht des Forums für
Verkehrsqualität zitiert.
Das wollte ich nur klarstellen, Frau Kollegin. -
Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als nächsten Redner habe ich Herrn GR Dipl Ing
Stiftner gemeldet. - Bitte.
GR Dipl Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Ich hätte mir gewünscht, dass der
Herr Bürgermeister zwischenzeitlich schon den Weg zu uns findet. Dann hätten
wir nämlich einen Experten für umweltfreundliche Fahrzeuge gehabt. Ich habe
nämlich gehört, der Herr Bürgermeister fährt gerne mit dem Fiaker, und jeder,
der einmal hinter einem Fiaker gefahren ist, weiß, dass auch
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