Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 72 von 119
Meine Damen und Herren,
nur eines am Schluss noch: Sie haben im § 5 dieser Verordnung stehen: „Im
Sanierungsgebiet", sprich, ist Wien, „gilt ein Fahrverbot für
Lastkraftwagen und Sattelfahrzeuge, die vor dem 1.1.1992 erstmals zugelassen
wurden." - Wissen Sie, was das heißt? Das ist gar nicht EU-konform! Da
freut sich der EU-Gerichtshof schon! Da werden sich alle sehr freuen! Die
Wienerinnen und Wiener, die Österreicher, können oder müssen sich an das
halten. Ich frage mich, wenn aus Lettland, Litauen, ich rede gar nicht von
Bulgarien, Rumänien, die noch nicht in der EU sind, diese Lastwagen kommen,
oder aus Griechenland, denn ich kenne griechische Lastwagen, wenn jemand in
Griechenland, in Portugal, in Spanien oder auch in Italien war, weiß er, dass
dort nicht nur neue Geräte, sondern sehr wohl alte fahren - warum nicht, wenn
sie wirtschaftlich nicht kaputt sind -, können Sie diese nicht strafen, können
Sie diese nicht einmal von der Straße wegbringen. Das ist der Sinn einer
Verordnung? Die EU-Fahrzeuge können fahren, weil, wie Sie wissen, eine
Richtlinie EU-konform sein und in allen Staaten gelten muss, aber diese ist
nicht EU-konform. Daher wäre dieser Grund allein schon einer, um diese Verordnung
sofort wieder zu sistieren! (Beifall bei
der FPÖ.)
Meine Damen und Herren, wenn dem nicht zugestimmt
werden sollte, dass diese Verordnung wieder zurückgenommen wird, was sinnvoll
wäre, dann werden wir unseren heute eingebrachten Beschlussantrag, den ich
jetzt einbringen werde, zur Wirklichkeit machen lassen. Ich lese ihn vor:
„Der Gemeinderat der Stadt Wien beschließt die
Abhaltung einer Volksbefragung gemäß § 112a Wiener Stadtverfassung zur
Abschaffung der Tempo 50-Verordnung im Stadtgebiet, weil nach
Expertenmeinung in Zukunft durch größere Verkehrsdichte mehr Stau, zusätzliche
Abgase, erhöhte Feinstaubmengen und damit auch größerer volkswirtschaftlicher
Schaden durch höhere Kosten im Gesundheitswesen und vermehrten
Arbeitszeitentfall entstünde."
Diesen Antrag werden wir heute noch einbringen. (Beifall bei der FPÖ.)
Falls Sie diesem Antrag nicht zustimmen sollten,
meine Damen und Herren, sind wir guter Dinge und optimistisch. Dann werden wir
durch eine Unterschriftensammlung diese Volksbefragung in Wien selbst erzwingen
und Sie werden Ihre blauen Wunder erleben! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Mag
Maresch. - Bitte.
GR Mag Rüdiger Maresch
(Grüner Klub im Rathaus): Herr
Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich möchte es zunächst auch einmal kurz machen und
schauen, was in der Diskussion noch passiert.
Was ich interessant finde, ist, ich möchte schon
einmal die zwei Experten von der FPÖ ein bisschen anschauen. Die
Behauptungskultur in der FPÖ ist eine im Zunehmen begriffene, kann man sagen,
weil wenn man sich das genau anschaut, was da passiert, heißt das wirklich
"freie Fahrt für freiheitliche Bürger", und zwar Bürger vor allem.
Das ist das, was ich spüre. Wir haben eine Koalition aus ÖVP, FPÖ, das BZÖ
brummelt sozusagen auch noch ein bisschen etwas vom Moped herunter, ÖAMTC und
ARBÖ. Alle sind gemeinsam dafür, schneller in Wien zu fahren.
Ich denke mir, in jedem Ortsgebiet Österreichs gilt
50, nicht 60 und nicht 70. Aber in Wien hat es Ausnahmen gegeben und die soll
es nun nicht mehr geben, und zwar aus gutem Grund. Warum? Weil weniger
Geschwindigkeit weniger Feinstaub bedeutet. (GR
Kurth-Bodo Blind: Falsch!)
Der Herr Mahdalik hat einiges zitiert. Bevor wir
diese Zitate angehen, werden wir einmal schauen, was die WHO zu den
Gesundheitsfolgen der jetzigen Luftverschmutzung, sprich auch des Feinstaubs in
Österreich, sagt. (GR Heinz-Christian
Strache: Woher kommt der Feinstaub?) Da gibt es eine Untersuchung, von drei
Ländern, Schweiz, Frankreich und Österreich, in einer Broschüre nachzulesen im
Lebensministerium, zu einer Zeit herausgegeben, wo Sie übrigens noch die
Regierung unterstützt haben. Da gibt es mehrere Zahlen, die ich kurz vorlesen
möchte: „Langfristige Sterblichkeit in Österreich pro Jahr 2 400,
Spitalsaufnahmen wegen Atmungserkrankungen zusätzliche 1 500 pro Jahr,
Tage mit eingeschränkter Aktivität bei Erwachsenen insgesamt 1,3 Millionen,
Asthmaanfälle bei Kindern unter 15 Jahren 15 000 pro Jahr mehr, Tage
mit Asthmaanfällen bei Erwachsenen über 15 Jahren 40 000 pro
Jahr."
Sie sagen, es ist wurscht, die Gesundheit wird
geschützt, indem ich mehr und mehr fahren darf. Was sagt das Umweltbundesamt
dazu? Sie haben ja gern immer die Wissenschaft auf Ihrer Seite. Das
Umweltbundesamt schlägt Maßnahmen gegen den Feinstaub vor, und zwar durch den
Landeshauptmann. Erste Maßnahme, die es vorschlägt, sind
Geschwindigkeitsbeschränkungen. Jetzt ist 50 im Vergleich zu 60 eine kleine
Geschwindigkeitsbeschränkung. Der Salzburger Landeshauptmann und die jetzige
Landeshauptfrau sind für 100 auf der Tauernautobahn. Dagegen waren Sie
wahrscheinlich auch. Sie wollen 160 wahrscheinlich auch im Schlafzimmer oder im
Wohnzimmer fahren, je nachdem. Wichtig ist: „Verkehrsbeschränkungen, unter
Umständen zeitlich begrenzt, Dieselpartikelfilter, Katalysatoren für bestehende
Fahrzeuge, Förderung alternativer Fahrzeuge und Antriebskonzepte und die
Förderung des ÖVs."
Dann kommt der Kollege Mahdalik heraus und erklärt
uns, wenn man schneller fährt, ist es gesünder! Fragt sich nur, für wen! Für
den, der schneller fährt vielleicht, aber mehr nicht! Faktum ist, dass höhere
Geschwindigkeit bedeutet, mehr Aufwirbelung auf der Straße, längere Bremswege,
heißt mehr Bremspartikel, und gleichzeitig geringere Verkehrssicherheit und
mehr Lärm auf der Straße. Das heißt, der Kollege Mahdalik stellt sich heraus
und sagt, es muss in Wien lauter werden, es muss ungesünder werden, es muss in
Wien gefährlicher werden! Das alles will er uns unter "Gesundheit"
verkaufen! Dazu sage ich nur: Prost mit Wiener Leitungswasser! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Noch einmal zurück: Was kann man tun? Wir sind mit
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular