Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 119
behalten? Da jetzt rauszugehen wider
besseren Wissens oder - ich kann ein anderes Wort nicht nennen, sonst würde ich
einen Ordnungsruf bekommen. (GR Dr Wolfgang Aigner: Sagen Sie es!)
Soll ich es sagen? Soll ich es wirklich sagen, Herr Aigner? Nein, ich erspare
mir diesen Ordnungsruf. Es würde Bezug auf die Auffassungsgabe nehmen, sagen
wir es so. (Heiterkeit
bei der SPÖ und den GRÜNEN.) Aber diesen Ordnungsruf
will ich mir jetzt nicht einfangen.
Wenn Sie wissen - entweder Sie wissen es
nicht oder Sie kapieren es nicht, beides schlimm - wie dieser Vorstand
zusammengesetzt ist - und das ist eines der wirklichen Herzeigeelemente des
“Community-TV“, das jetzt “OKTO“ heiß, das kann ich Ihnen empfehlen,
Kanal 35 -, wie in der Tat unabhängiges Fernsehen aussieht, so war das
eine Errungenschaft und für die stehe ich da. Es war eine lange Diskussion, dass
es einen wirklich unabhängigen Vorstand gibt. Und nicht die Frau Laska und
nicht der Herr Chorherr und nicht sonst irgendwer hat den Herrn Jungwirth
bestellt, sondern wir wurden darüber informiert, dass im Vorstand der
Vorsitzende der Herr Bauer ist, Ordinarius an der Publizistik, und weiters der
Armin Thurnherr, die Astrid Zimmermann und viele andere, denen Sie vorwerfen,
am Gängelband der Stadt Wien zu sein! Wer die Persönlichkeiten kennt, weiß, die
hauen uns bei der Tür hinaus und sagen: Dann macht’s euch den Krempel selber.
Die haben selber entschieden, wer der Beste ist!
Das gesamte Konstrukt ist so, wie ich mir den ORF
wünsche.
Also kann ich in diesem Sinne nur sagen: So intransparent
wie das “Community-TV“ wünsche ich mir ein bisserl den ORF! Das wäre gut für
das Land! - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ und den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Herr GR Wutzlhofer.
GR Jürgen Wutzlhofer (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Damen und
Herren!
Nachdem ich mich ursprünglich auch nicht gemeldet
habe, möchte ich es ein bisserl kurz machen, zumal mir der Kollege Chorherr ein
paar Bemerkungen vorweg genommen hat, die ich im Hinblick auf Ihren Zugang zu
Medien im Sinne des öffentlich-rechtlichen Rundfunks dieser Republik verloren
hätte.
Ich habe schon in der Kulturdebatte den Eindruck
gehabt, ich möchte es einmal sagen: Ich bitte Sie inständig, wenn Sie ein
Projekt aus ideologischen Gründen ablehnen, dann sagen Sie es einfach, aber
schieben Sie hier nicht vor, dass Sie sich das ganz genau angeschaut haben und
zum Schluss drauf gekommen sind: Ah, da gibt es ein paar Ungereimtheiten und
das ist irgendwie intransparent.
Wenn man sich das Projekt, damals “Offener Kanal“,
dann “Community-TV“, jetzt “OKTO“ auf Kanal 8 – deshalb “OKTO“ – anschaut, dann
hätte man fünf Jahre Zeit gehabt, sich das Ganze noch anzuschauen. Im
März 2001 ist es zum ersten Mal im Rahmen von rot-grünen Projekten
vorgestellt und ventiliert worden, 23 damals.
Anfang 2002 hat es eine Studie gegeben, die die Stadt
Wien in Auftrag gegeben hat, nicht selber gemacht, wo dann drinnen gestanden
ist: Wie können wir am Besten die Stadtleute irgendwie irgendwo reindrücken
oder zum Beispiel die ganzen ÖVP-Vorstandsmitglieder in den städtischen
Vereinen - nein, man hat die Studie in Auftrag gegeben, eine sehr groß
angelegte Studie. Sie ist so dick, deswegen hat sie der Herr Kollege Strobl
wahrscheinlich auch nie durchgelesen, er hat sie ja auch nicht bestellt. Ich
habe sie ihm gegeben, aber er hat nie mehr eine Rückmeldung dazu gegeben.
Auf jeden Fall wurde dieser Verein dann einmal
gesucht, Kollege Chorherr hat es schon gesagt, und da ist, würde ich einmal
sagen, niemand drinnen, der nur irgendwie im Verdacht steht, jetzt
parteipolitisch den GRÜNEN, der SPÖ, der ÖVP oder der FPÖ nahe zu stehen.
Deshalb haben wir das auch gemacht. Damit die sich überlegen, was ist die
Struktur, damit die sich überlegen, wer sind die Geschäftsführer, damit die
sich überlegen, wie das am besten losgehen soll.
Dann hat es im September 2004 die
Ausschreibungen gegeben. Das ist mehr als eineinhalb Jahre her. Wieder nichts
von der ÖVP. Da hat sich wahrscheinlich noch immer niemand irgendwas angeschaut.
Im September 2004 war dann die Vorstellung der
Geschäftsführer und im Dezember 2004 der Gemeinderatsbeschluss. Dazu zum
ersten Mal eine Wortmeldung der ÖVP, Kollege Strobl hat damals zumindest zu mir
in der Bank gesagt: „Du, ich habe mir das halt angeschaut, aber es geht vor
allem um eines“ – und dann ist er hinaus gegangen und hat das auch gesagt:
„Unser Medienbild ist ein anderes. Wir finden, unabhängige Medien sind dann
unabhängig, wenn sie sich von der Wirtschaft finanzieren lassen, sprich RTL,
Pro Sieben. Die sind wirklich unabhängig, weil die mit Staat und Kommunen und
Staatlichkeit nichts zu tun haben.“ Das ist okay, das ist ein Bild von
unabhängigen Medien, das wir nicht haben. Ganz im Gegenteil. Der Zugang dazu,
zu einem “Community-TV“, der Zugang zu offenen Kanälen, die es seit
20 Jahren in Europa gibt, ist eben eine Unabhängigkeit von ökonomischen
Verwertungsinteressen und das ist das, was es jetzt gibt.
Es gibt ein “Community-TV“ in Wien, seit 28.11.2005
kann man es anschauen, 500 000 Leute in Wien können es empfangen, es
sind nicht alle, aber doch recht viele über Kabel-TV und es ist eben kein
herkömmliches Fernsehen und deswegen tut Sie sich wahrscheinlich auch so
schwer. Es ist einfach eine Plattform für Menschen, die Medien machen wollen,
die das sonst vielleicht nicht so einfach können, weder im ORF noch in anderen
Sendungen und die über “OKTO“ erstens einmal mediale Präsenz bekommen, aber was
mir noch viel wichtiger ist, den Zugang zu Raum, Equipment, aber vor allem zum
Know-how, zum medienpädagogischen Know-how. Und das ist aber auch ein Anspruch,
den wir als Stadt haben.
Jetzt ist “OKTO“ als erstes
qualitatives Fernsehen da und hat relativ viel Programm. Darüber ist
komischerweise überhaupt nichts gesprochen worden. Sie sagen, kurz
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