Gemeinderat, 4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll -
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GR Dr
Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Ich werde mich kurz mit den Punkten, wo es um die Subvention für Medien
geht, beschäftigen und ich hoffe, ich tue das mit mehr Ernst als das, was uns
soeben geboten wurde.
Subvention von Medien ist immer ein heikles Thema. Es ist auf der einen
Seite die berechtigte Sorge, dass Medien Freiheit verlieren und auf der anderen
Seite, dass sie politisch instrumentalisiert werden. Es geht also in diesem
demokratiepolitisch sehr wesentlichen Bereich eigentlich darum, Modelle zu finden,
wo Unterstützung von Medien nach Kriterien funktioniert, die nicht Subvention
sind. Sie sind nicht schnell genug, weil Sie mir jetzt schon längst herrufen
hätten müssen: Presseförderung, Presseförderung oder Journalisten beziehen ja
Presseförderung. Das ist richtig. Aber Presseförderung hat den großen Vorteil,
dass es ein Gesetz, das den Anspruch auf Förderung genau definiert, gibt. Man
kann nicht einmal verzichten darauf und daher haben manche Häuser, so wie der
“KURIER“ diese Mittel für Journalistenausbildung zweckgewidmet. Das nenne ich
eine vernünftige Unterstützung von medienrelevanten Bereichen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Wir brauchen auch hier nachvollziehbare und klare Regeln, die den
Anspruch auf Förderung begründen. Warum denken Sie nicht darüber nach, zum
Beispiel diese alternativen Medien aus den Zuschlägen der ORF-Gebühren, die die
Gemeinde Wien kassiert, zu subventionieren? Das wäre doch ein vernünftiger
Vorschlag und es wäre außer Streit gestellt. (Beifall bei der
ÖVP.)
Man kann sogar weiter gehen und sagen, man sollte dieses alternative
Mediennetzwerk - dazu komme ich noch - überhaupt aus ORF-Gebühren finanzieren,
um eben hier neutrale, klare Finanzierungssysteme sicherzustellen.
Wenn ich den Subventionsantrag des von Ihnen als einen der wenigen
Medienfachleute, glaube ich, gelobten Herrn Christian Jungwirth lese, dann
denke ich mir meinen Teil und Sie werden möglicherweise die Bedenken mit mir
teilen können, wenn es heißt: „Bezug nehmend auf das mit Ihnen, Frau
Vizebürgermeister, geführte Gespräch, welches ich gemeinsam mit einigen
KollegInnen aus dem Vorstand des Vereins zur Gründung und zum Betrieb offener
Fernsehkanäle Wien wahrnehmen durfte, erlaube ich mir hiermit…“ und so weiter
und so weiter. Das ist nicht mein Medienverständnis.
Oder: Im Antrag des Vereins “Freies Radio Wien“ wird fast flehentlich
gebeten: „Wir ersuchen Sie dringend um Gewährung der beantragten Förderungen in
voller Höhe und wir werden auch dann das tun, was offenbar von Ihnen gewünscht
ist.“
Die Frage ist, soll hier durch diese Personenidentität ein kleines,
liebes, alternatives Medienimperium entstehen, das mit Subventionen abhängig
gehalten wird oder was planen Sie mit dieser Form der Vernetzung? (Beifall
bei der ÖVP.)
Es geht also um nachvollziehbare, transparente und vor allem
einheitliche Finanzierungssysteme für Medien und daher werden wir diesem
Subventionsansuchen oder dieser Post nicht zustimmen. - Danke. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Mag Chorherr.
GR Mag Christoph Chorherr
(Grüner Klub im Rathaus): Meine Damen und Herren!
Ich war hier ursprünglich nicht gemeldet, aber nach den Wortmeldungen
der Herren Aigner und Wolf, die sich zur Medienpolitik äußerten, zur
Medienpolitik eines Fernsehkanals, muss ich jetzt schon was sagen (Heiterkeit
bei der ÖVP.):
„Das intransparente Community-TV“, sagt eine Partei, die ein gewisses
Verhältnis zum ORF hat, und das muss ich jetzt da einmal erzählen (Heiterkeit
bei der SPÖ und bei den GRÜNEN.), weil alleweil so intransparent
wie die Community-TV - was macht die ÖVP mit den ORF? Sie versucht, mit einer
Parteipropaganda-Sonderklasse - und leugnet es auch gar nicht - eine absolute
Mehrheit im Stiftungsrat zu bekommen, um einen von Herrn Dorfer als moltophon
unwidersprochen dargestellten direkten Kanal des ÖVP-Klubobmanns zum
ÖVP-Direktor Mück herzustellen, um dort in einer Weise zu intervenieren, wie es
– und das steht in allen Medien und im Übrigen, Herr Wolf, auch im “KURIER“,
wenn ich das sagen darf - in der Zweiten Republik noch nie der Fall war, um mit
einer noch nie da gewesenen parteipolitischen Einflussnahme durch den ORF
vorzugehen. Und weil man jetzt kurz vor einer Neuwahl der Generaldirektorin
ist, versucht man, sich die absolute Mehrheit zu sichern. Der Herr Bergmann hat
das überhaupt nicht in Frage gestellt. Sie haben sogar versucht, das im Gesetz
sicherzustellen, weil Sie geglaubt haben, mit dem Fax kommen Sie weiter. Da hat
sich die ÖVP durchgesetzt, eine besonders moderne Partei, und hat eine
zeitgemäße Form der Direktwahl gefunden, nämlich die Faxwahl, die dann so
gegangen ist, dass sie so ausgegangen ist, wie sie ausgegangen ist und der Herr
Bergmann gesagt hat und Sie merken gar nicht, was Sie sagen: Der ORF, der
ÖVP-Apparat ist, hat man bei dieser Wahl dieses unabhängigen Publikumrates
gesehen. Der ORF hat - ich verwechsle in diesem Zusammenhang dauernd ORF und
ÖVP. (Allgemeine Heiterkeit.) Es gelingt mir leider nicht. (Beifall
bei den GRÜNEN.) „Die ÖVP hat wieder gezeigt, dass sie parteipolitisch nicht
entsprechend organisiert ist.“, hat der Herr Bergmann nachher gesagt. „Die ÖVP
möge Lehren daraus ziehen.“
Und da gehen Sie jetzt raus und diskutieren,
nein, und stellen die Unabhängigkeit des “Community-TV“ in Frage!
Was
ist jetzt die nächste Runde im ORF? Was passiert derzeit? Um da drinnen die
absolute Macht zu betonieren, wird jetzt Druck ausgeübt. Sie tun mir nicht
Leid, aber welche Denke hat diese Partei, auch das BZÖ, um bei der Besetzung der
Regierungsstellen die absolute Mehrheit im Stiftungsrat zu bekommen, um den
nächsten Generaldirektor Mück durchzusetzen, um, egal wie die nächste Wahl
ausgeht, die absolute Macht im ORF zu
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