Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 119
langjährigen Forderungen, die wir nicht zuletzt auch
im Wahlkampf gemacht haben, bei Ihnen einen gewissen Stimmungswechsel erzeugt,
sodass Sie manche Dinge gebracht haben. Aber letztendlich wollen wir auch
anerkennen, dass Sie wenigstens hier dazu gelernt haben. Sie geben uns ohnehin
nicht sehr viel Möglichkeiten, Dinge hier auch lobend zu erwähnen. (Beifall
bei der ÖVP. – Aufregung bei GR Mag Thomas Reindl.)
Als ein besonderes Stück von Desinteresse, Herr
Kollege, ist aber die Art und die Form des gesamten Berichts zu nennen, die
mich hier als Neuer in Ihrer Runde schon ein wenig erschüttert hat. Der Bericht
wird auf knappe netto fünf Seiten zusammengefasst und dem ganzen Bericht ist
ein Bericht aus dem Jahre 1996 – ich betone, aus dem Jahre 1996! - von
mehr als 40 Seiten beigelegt, der absolut unverändert geblieben ist. Also
offensichtlich hat sich in den Planungen der Stadt im Gewässerbau in den
letzten zehn Jahren nichts verändert. Glückliches, gemütliches Wien, fällt mir
dazu nur ein, wenn über zehn Jahre hinweg ein Bericht gleich bleiben kann! Das
ist eigentlich angenehm, wenn man die Ideen des Vorvorgängers als Stadtrat
übernehmen kann.
Selbst Stalin hat einen Fünfjahresplan gemacht. Sie,
sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ, wollen hier offensichtlich einen
Zehnjahresplan. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie hätten sich zumindest die Mühe machen können und
die in dem alten Bericht noch enthaltenen Schillingbeträge wenigstens umrechnen
können, denn mittlerweile ist der Euro ja die gesetzliche Währung. Aber auch
dafür haben Sie leider keine Zeit mehr gefunden.
Deshalb können wir auch aus dieser hilflosen und
wenig engagierten Art und Weise, wie dieser Bericht vorliegt, erkennen, wie Sie
zu nachhaltiger Naturschutzpolitik und zur Renaturierung in Summe stehen und
wir werden deshalb diesen Bericht von unserer Seite nicht zur Kenntnis nehmen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Mir
liegt keine Wortmeldung mehr vor. Die Debatte ist somit geschlossen. Der Herr
Berichterstatter hat das Schlusswort.
Berichterstatter GR Siegi Lindenmayr:
Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wien hat immer schon sehr, sehr hohe Umweltstandards
gehabt und nicht umsonst ist Wien nach wie vor Umweltmusterstadt. Im
vorliegenden Bericht geht es um jenen, vor etwa zehn Jahren im Gemeinderat,
also hier im Haus beschlossenen Gewässerschutzplan. Wir müssen unterschiedliche
Berichte gelesen haben, denn weder ist der Bericht inhaltsleer noch
nichtssagend, wie es Vorredner gesagt haben, noch muss man schwarz sehen,
sondern dieser Bericht beweist, dass Wien auf gutem Wege ist und dass der
Umweltstandard, den wir seit zehn Jahren oder seit über zehn Jahren haben, aber
vor zehn Jahren hier beschlossen haben, tatsächlich auch eingehalten worden
ist. Die Qualität des Gewässerschutzes kann man schon allein daran erkennen,
dass die Donau beim Eintritt in Wien wesentlich schmutziger ist als dann, wenn
sie Wien wieder verlässt. Also die Donau verlässt Wien sauberer als sie nach
Wien hereinkommt. Schon allein daran, allein an diesem Satz kann man erkennen,
wie wichtig uns das ist und wie sozialdemokratische Umweltpolitik ausschaut.
Auf die Phase 1 ist ein bisschen näher
eingegangen worden und ich möchte das auch aus meiner Sicht darstellen. Die
Phase 1 betrifft den Zeitraum 1996 bis 2005 und wasserrechtlich ist
zu sagen, dass alle Projekte, die in diesem Bericht drinnen stehen,
bescheidgemäß fertiggestellt worden sind. Lediglich ein paar geringfügige
Oberflächenmaßnahmen werden im Frühsommer 2006 beim Liesingbach und beim
Wienfluss ergänzt, aber wasserrechtlich ist alles bescheidgemäß fertiggestellt
worden.
Die Hauptkläranlage wurde seit dem Jahr 2000
gebaut. Die Eröffnung war im Juni 2005 und der Bürgermeister hat zu Recht
bei der Eröffnung festgestellt, dass es sich hier um ein Jahrhundertprojekt
handelt. Wir haben europaweit die sauberste Kläranlage. Die Reinigungsleistung
liegt jetzt schon über allen Erwartungen und daher ist auch eine gesicherte
Einhaltung aller Emissionsvorschriften zu erwarten. Die Kläranlage ist ja
bekanntlich bereits ans Netz gegangen. Der biologische Reinigungsgrad, auf den
im Bericht nicht so eingegangen worden ist, hat sich von 86 Prozent auf
96 Prozent verbessert.
Der dritte Punkt ist der Liesingbach. Da ist der
Kaiserebersdorfer-Sammelkanal, so wie es geplant gewesen ist, bereits
fertiggestellt und auch die Erweiterung des Hebewerks Kaiserebersdorf ist
fertiggestellt worden.
Der nächste Punkt, der angesprochen worden ist, war
der Wienfluss. Hier wurde in der Ausbauphase 1 der Abschnitt 1
bereits fertiggestellt und die Abschnitte 2 und 3 werden planmäßig
inklusive Oberflächeninstandsetzung bis Frühsommer 2006 fertiggestellt
werden und werden dann auch ans Netz gehen.
Was so negativ erwähnt worden ist – und ich finde das
aber recht positiv -, das sind die Übertritte, die es derzeit bis zur
kompletten Übergabe noch gibt, die eben mit Regenwasser eins zu vier
verdünnt übergeleitet werden und was es da an so schrecklichen Bildern geben
soll, das kann ich mir sowieso gar nicht vorstellen.
Zum Wienfluss fällt mir auch noch ein, dass die ÖVP
ja eigentlich immer gegen den Radweg im Wiental war und das beweist einmal mehr
den Zick-Zack-Kurs der ÖVP, einmal so, einmal so. Vielleicht sollte man sich
mit dem Bezirksvorsteher des zuständigen Bezirks auch einmal zusammenreden.
Beim Donaukanal in der Phase 1 wurden schon vor
längerer Zeit die Verbindungsleitungen zwischen den beiden Sammelsystemen,
zwischen dem linken und dem rechten Sammelsystem bei der Friedensbrücke, bei
der Schwedenbrücke und bei der Franzensbrücke planmäßig fertig gestellt. Über
den Donaukanal wäre auch noch zu sagen, dass es hier sehr wohl bereits einen
Donaukanal-Koordinator gibt. Auch hier kümmern wir uns natürlich um alle
wichtigen Angelegenheiten.
Bis zum Abschluss der Phase 1 sind insgesamt
424 Millionen EUR investiert worden. Das ist gut für die
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