Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 119
wichtige Aktivitäten haben und wie das alles finanziert
werden muss.
Wenn ich mir das Aktenstück jetzt anschaue, bei dem
es um die 490 000 EUR geht, so ist das ein lapidarer
Wischiwaschizettel. Da steht überhaupt nichts. Da steht nur da: Bisher standen
72 000 EUR jährlich für diverse Kleinprojekte zur Verfügung, der
Verein "Public Netbase" erhielt 218 000 EUR. Ab 2006 gehen
beide Förderungen in einem Modell auf. Okay, gut. Also nicht gut, aber okay,
ich kann es ja nicht ändern.
Und dann kommen so die Kernstücke. Da sprechen wir
plötzlich von den Networkfriends – die Frau Kollegin Straubinger wird mir das
sicher noch erklären –, dann von den Microfriends. Das sind die Kleinen, die
kriegen jetzt nicht sehr viel. Ich nehme an, mit Networkfriends wird dann
Public Network gemeint sein, aber ich kann es nicht beurteilen, da steht nichts
drinnen. Dann gibt es die Backbone Projects, das sind quasi die
Infrastrukturmaßnahmen, 20 Prozent vom Ganzen, und Einigung von Menschen,
da einigt man sich offenbar, wer was kriegt, aber offenbar einigt man sich erst
irgendwann, denn drinnen stehen diese lapidaren Zahlen von
72 000 EUR, die sie bisher gekriegt haben.
Und wer kriegt jetzt den Rest? Nach welchen
Kriterien? Wie viel kriegt jetzt Public Netbase? Kriegen sie das jetzt nicht
mehr? Wenn wir aber eh wissen, dass sie das kriegen, warum steht es dann nicht
drinnen?
Hier steht dann noch etwas ganz Wichtiges, das finde
ich total super. Da steht jetzt drinnen... (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Producer-Project!) Das weiß ich nicht. Diese Aufteilung, wie das sein
wird. 50 Prozent Networkfriends, also Public Netbase. Das kann ja nur bei
diesen Networkfriends drinnen sein. Ich hoffe, die Frau Kollegin Straubinger
wird mir das ein bisschen auseinander setzen, was man mit so einem kleinen
Aktenstück ohne große Informationen anfangen kann.
Feststeht, dass die Information für uns viel zu wenig
ist. Entschuldigung, Herr Dr Denscher, einfach zu wenig. Ich weiß, Sie
können nichts dafür. Sie müssen immer das machen, was man Ihnen politisch
vorgibt, aber es ist einfach zu wenig. Zu so etwas kann man nicht zustimmen. (Amtsf
StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Im Gegenteil! Es wird eigenständig
gehandelt!) Ja. Ich habe ja schon gesagt: Die Stütze der MA 7. (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Ja!) Auch Ihre Stütze, Herr Stadtrat. Aber Sie stehen ja
wenigstens dazu.
Also wir stimmen auf jeden Fall nicht zu. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau Mag
Ringler hat sich gemeldet. Bitte schön.
GRin Mag Marie Ringler
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Vielleicht wäre ein
Englischkurs für FPÖ-Mandatare nicht so schlecht. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Fremdsprachenkenntnisse
helfen immer und gerade bei kulturellen Sparten, die neuartige
Entwicklungen durchmachen und tatsächlich sehr international agieren.
Der vorliegende Akt ist ein schwieriger, dem eine
Diskussion vorangegangen ist, die kurz war, vielleicht auch viel zu kurz war,
rund um das Thema neue Vergabesysteme. Ich kann nur sagen, an sich unterstützen
wir das sehr, wenn es neuartige Ideen gibt, die darauf abzielen, wie Gelder in
der Kultur vergeben werden. Ich finde das gut, ich finde das auch eine gute
Initiative der Szene, dass sie sich da ins Zeug g'haut haben, dass sie die
Gespräche mit dem Stadtrat begonnen haben, offensichtlich ja durchaus auch
erfolgreich waren, ein bisschen mehr Geld rauszureißen und ihn davon zu
überzeugen, dass die herkömmlichen Formen der Geldvergabe vielleicht nicht
adäquat sind.
Das darf aber den Blick dafür nicht verschließen,
dass das, was wir jetzt beschließen werden, mehr als unklar ist, nicht nur das,
was im konkreten Antragstext und Amtsbericht drinnen steht, sondern wenn man
die Diskussion innerhalb der Szene in den letzten drei Tage verfolgt hat,
bleibt man eigentlich auch ziemlich ratlos über.
Gestern gab es eine Veranstaltung, bei der es eine
Abstimmung gegeben hat darüber, wie in Zukunft dieses Geld, über das wir heute
hier abstimmen, vergeben werden soll. Begonnen hat es damit, dass eine
Abstimmung mit 16 zu 16 Stimmen für jeweils zwei unterschiedliche Modelle und
fünf Enthaltungen geendet hat und dass man dann einen Kompromissvorschlag
gesucht hat, der eine Mehrheit bekommen hat. Tatsache ist aber auch, dass mit
diesem Kompromissvorschlag eigentlich völlig unklar ist, was und worüber hier
abgestimmt worden ist.
Wenn ich als Mitglied der GRÜNEN und als Mandatarin
der GRÜNEN etwas gelernt habe, dann, dass Basisdemokratie, dass Partizipation,
dass Teilhabe nur dann funktionieren kann, wenn es Nachvollziehbarkeit gibt,
wenn es Transparenz gibt, wenn die Regeln allen Beteiligten klar sind und wenn
man weiß, worüber man abstimmt.
Aus meiner Sicht ist das gestern definitiv in allen
Fällen nicht der Fall gewesen. Das stimmt mich sehr bedenklich, denn immerhin
geht es ja darum, dass wir hier die Verantwortung für öffentliche Gelder haben,
dass wir darüber abstimmen, hier im Gemeinderat, wie diese Gelder in Zukunft
vergeben werden.
Und noch einmal, ich betone: Sosehr ich es auch gut
finde, dass man sich neuen Vergabesystemen öffnet, dass man sich überlegt, in
welche Richtung kann das gehen, welche neuen Mechanismen ziehen wir heran, so
gibt es doch ein paar Grundsätze, die sind einfach unverrückbar. Und wenn ich
höre von jenen, die dort waren, dass zum Beispiel weiterhin unklar ist, ob die
Wahlen, die jetzt abgehalten werden innerhalb der Szene, geheim sind oder
nicht, dann kann ich nur sagen: Sehr geehrte Damen und Herren! Es hat einen
guten Grund, wieso unsere Vorfahren für geheime Wahlen agitiert haben, auf die
Straße gegangen sind. Teilweise werden Menschen immer noch eingesperrt in
anderen Ländern dafür, dass sie für das Recht auf eine geheime Wahl kämpfen.
Wenn man eine Szene, wenn man Menschen befähigen will,
selber und gemeinsam über ihr Schicksal zu entscheiden, über das Geld, über die
Subventionen zu
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