Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 119
uns kommen, sei es über Generationen oder sei es
jetzt. Ich nenne hier nur das Beispiel DC Tunakan oder Czihan & Kamien. Das
sind wirklich extrem spannende Auseinandersetzungen von uns mit
Zuwanderergruppen und deren Kultur. Und das ist das, was die GRÜNEN sich zum
Beispiel unter interkultureller Aktivität vorstellen. Das kann im
Performancebereich passieren, dass kann im Tanzbereich passieren, dass kann im
Theater passieren, in der bildenden Kunst, also eigentlich überall. Hier
wünschen wir uns doch ein verstärktes Bekenntnis der Stadt in diese Richtung.
Da habe ich für morgen gemeinsam mit den Kolleginnen
Alev Korun und Marie Ringler auch einen schriftlichen Antrag eingebracht, in
dem wir uns ein Leitbild wünschen, das sozusagen auch vor diesem Rahmenbetrag,
den wir heute beschließen, steht. In diesem Antrag wollen wir, dass das
Kulturamt ein Leitbild für die interkulturellen Aktivitäten erhält, das auch
beinhaltet, dass selbstverständlich die kulturellen Minderheiten, die es in der
Stadt gibt, gefördert gehören mit ihrer Kultur, aber dass es innerhalb dieser
Hochkultur auch eine Auseinandersetzung und einen Dialog geben muss.
Und warum ist das so wichtig? Es ist nämlich nicht
nur eine kulturpolitische Frage, es ist auch eine gesellschaftspolitische
Frage, denn das Spannendste, was passieren kann, ist, Neugierde zu wecken,
Neugierde für das, was in unserer Stadt lebt, Neugierde für etwas, was
vielleicht neben mir wohnt, aber was ich noch nicht kenne. Das ist der Wunsch,
den wir hier diesbezüglich haben und auch mit diesem Antrag erreichen wollen.
Was wir auf gar keinen Fall haben wollen, ist das
Gießkannenprinzip, das heißt, man fördert alles, was so irgendwie nett
daherkommt. Wir wollen, dass das wirklich in ein Gesamtbild passt, dass es in
ein Leitbild passt und dass man wirklich ein klares Bekenntnis dazu abgibt, was
man will mit diesen interkulturellen Aktivitäten, wofür ja auch ein Beamter
zuständig ist.
Wir haben mit der Community sehr viele Gespräche
gehabt, und immer wieder ist uns auch zu Ohren gekommen, es ist oft sehr
schwierig, Konzepte, die gewünscht sind, zu erläutern und zu erklären, weil auf
einer intellektuellen Ebene die Auseinandersetzung sehr schwer möglich ist. Das
ist etwas, was wir uns absolut wünschen würden.
Daher bitte ich auch um Zustimmung zu diesem Antrag.
Ich bin schon auf die Antwort gespannt, und wir hoffen, dass das Leitbild, das
wir vorgebracht haben, auch Zustimmung findet.
Ein letzter Satz vielleicht noch dazu, dass wir heute
einen Rahmenbetrag beschließen. Es ist unser Wunsch – das haben wir auch schon
öfter deponiert und auch im Ausschuss definiert –, dass es zu den
Rahmenbeträgen doch klarerer Spielregeln gibt. Es sind sehr, sehr
unterschiedliche Summen, die wir zu den Rahmenbeträgen immer wieder in den
Akten finden. Ein Beamter entscheidet, wie viel jemand bekommt. Da meinen wir,
es ist notwendig, eine Grenze festzulegen, bis zu der wir aus Rahmenbeträgen
finanzieren. Wie gesagt, wir stimmen ja diesem Rahmenbetrag auch zu. Aber es
gibt eine Grenze, und ab dieser Grenze wollen wir diesen Akt auch wirklich im
Gemeinderat behandelt sehen. Das wünschen wir uns nicht nur aus
kulturpolitischen Gründen, dass wünschen wir auch aus ganz einfachen
demokratiepolitischen Gründen. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau
GRin Mag Ekici hat sich zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Sirvan Ekici (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
In vielen Punkten stimme ich dem, was mein Vorredner
gesagt hat, zu, aber ich habe auch einige Bedenken, die ich hier in meiner Rede
ausführen möchte.
Die Förderung des Zusammenlebens von verschiedenen
Bevölkerungsgruppen und deren kulturellen Aktivitäten ist sehr wichtig und
nötig. Im Integrationsbereich hat Kultur einen sehr zentralen Stellenwert, das
ist allgemein bekannt. Mit mir werden Sie, sehr geehrter Herr Stadtrat, eine
enge Verbündete haben, wenn es um Unterstützung der kulturellen Aktivitäten von
Menschen unterschiedlicher Herkunft und deren Selbstverständnis geht. In mir
werden Sie, Herr Stadtrat, aber auch eine sehr engagierte Kritikerin haben,
wenn man die Förderung als intransparent bezeichnen muss, wenn die
Subventionsvergaben nicht nachvollziehbar sind und wenn es um
Freunderlwirtschaft geht. (Beifall bei der ÖVP.)
Es häuft sich die Kritik von vielen
Integrationsvereinen, die beklagen, dass ihre Ansuchen aus nicht
nachvollziehbaren Gründen abgewiesen werden. Es gibt Entscheidungsträger, die
das Geld der MA 7 für interkulturelle Aktivitäten als ihre Privatschatulle
sehen und sich bei den geförderten Vereinen auch dementsprechend abfeiern
lassen. Dies hat sich schon bis zu den Journalisten durchgesprochen, die mich
immer wieder anrufen und um eine Stellungnahme bitten. Wir wünschen uns mehr
Objektivität und Transparenz bei der Subventionsvergabe. (Beifall bei der
ÖVP.)
So lange es im interkulturellen Bereich keine
Transparenz und inhaltlich nachvollziehbare Förderkriterien gibt, kann man in
Wien leider nicht von einer seriösen Integrationspolitik sprechen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Sie subventionieren nach selektiven und sachlich oft
nicht begründbaren Kriterien nur bestimmte Vereinigungen und Organisationen.
Die ÖVP-Wien kann ihre Augen vor solchen Tatsachen nicht verschließen und muss
und wird die Kritik und Wünsche von vielen Integrationsvereinen und Betroffenen
ernst nehmen. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir werden dem Antrag heute nicht zustimmen und
werden dies auch bei den Vereinen, die unterstützt werden, und auch bei jenen,
die bis jetzt nicht unterstützt worden sind, dementsprechenden kommunizieren. –
Danke. (Beifall bei der ÖVP. – GR Godwin Schuster: Sie haben kein einziges
Beispiel genannt!)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
ist niemand mehr gemeldet. (Widerspruch
bei der SPÖ.) Herr Stadtrat, bitte.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Ich
melde
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