Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 119
GRin Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Damen und Herren des Gemeinderats!
GRin Frauenberger meinte gestern, das oberste Ziel
der Stadt ist die Existenzsicherung der Frau, die Individualisierung von Frauen.
Doch nicht nur, dass in Wien Frauen nach wie vor um ein Drittel weniger
verdienen, das wirklich Dramatische ist das Ausmaß der Arbeitslosigkeit in der
Bundeshauptstadt, mit rund 10 Prozent um zirka ein Drittel höher als in
anderen Bundesländern. 82 000 Arbeitslose in dieser Stadt! Vergessen
wir dabei nicht, dass die in Schulung Befindlichen nicht in der
Arbeitslosenstatistik aufscheinen. Die Frauenarbeitslosigkeit ist extrem hoch!
92 Prozent der Teilzeitbediensteten in Wien sind Frauen, 70 Prozent der
geringfügig Beschäftigten sind Frauen.
Wieso gelingt in Wien nur jeder zweiten Frau, die
möchte, der Wiedereinstieg? Wieso bekommt ein Drittel davon eine geringfügige
Beschäftigung? Ich werde es Ihnen beantworten. Es ist die verantwortungslose
Wirtschaftspolitik, die Sie betreiben, weil Sie diese Arbeitslosigkeit zulassen
und keine geeigneten konjunkturbelebenden Maßnahmen setzen! (Beifall bei der
ÖVP.)
Normalerweise ist die Arbeitslosigkeit in ländlichen
Gebieten höher als in der Stadt. Nicht so in Wien. Wien schlägt alle
Bundesländer. Wenn ich die fiktive Arbeitslosenquote nehme und sage, hätte Wien
nur den Durchschnitt aller acht Bundesländer, würde sich die Arbeitslosenquote
von Österreich von 7,1 Prozent auf 6,2 Prozent senken. (Beifall
bei der ÖVP. - GR Godwin Schuster: Wenn wir theoretisch
200 000 Einpendler nicht hätten, wären alle Wiener beschäftigt! Das
ist eine Milchmädchenrechnung!)
Ich zeige Ihnen gleich eine Liste von allen anderen
Großstädten. (Die Rednerin zeigt eine
Graphik her.) Ich sage Ihnen, wir hätten im EU-Ranking den Platz 1.
Ich werde Ihnen jetzt eine Liste von Großstädten zeigen, Rom, Budapest,
Stuttgart, Prag, München, Mailand, Bratislava, um wie viel besser sie in der
Arbeitslosenquote als der ländliche Raum sind. Es sind diese gelben Balken. Es
gibt einen einsamen schwarzen Balken, der in die andere Richtung zeigt. Das,
man wundert sich kaum mehr, ist Wien. (Beifall und Raunen bei der ÖVP.)
Ich hoffe, Sie verstehen
spätestens heute, was wir gestern und vorgestern gemeint haben, wenn wir nach
jeder Rede gesagt haben: „Wien schadet dem Bund, schadet jedem einzelnen
Österreicher, jeder einzelnen Österreicherin!"
Wissen Sie, was noch passieren würde, wenn Sie die
Arbeitslosenquote zumindest auf den Schnitt der acht Bundesländer senken
würden? 33 000 Personen mehr hätten einen Job. Wenn ich 50 zu 50
rechne, wären das mehr als 15 000 Frauen, die Ihre so hoch gepriesene
individuelle Freiheit durch ökonomische Unabhängigkeit haben würden. (Beifall
bei der ÖVP.)
Seit dem Amtsantritt von Bgm Häupl hat Wien
35 000 Arbeitsplätze verloren. Österreich hat im gleichen Zeitraum
130 000 Arbeitsplätze dazu gewonnen. Wien hat ein
Beschäftigungswachstum von 0,01 Prozent pro Jahr und liegt seit 1975 auf
Platz 33 von 38 Plätzen im EU-Ranking.
Jetzt werde ich Ihnen erzählen, wie es funktionieren
könnte. (GRin Inge Zankl: Wir warten
schon gespannt darauf!) Was tut der Bund? (GR Heinz Hufnagl:
Arbeitsplätze aus Wien absiedeln! Das tut der Bund massivst!) - Sie siedeln
in Wien Betriebe ab! Sie schaffen es nicht, die Betriebe hier zu halten! So ist
es! Wir verlieren Arbeitsplatz um Arbeitsplatz! (Beifall bei der ÖVP. - GR
Godwin Schuster: Wir siedeln doch nicht ab!)
Österreichweit ist die Zahl der unselbstständig
Beschäftigten von 1999 bis heute von 3,1 auf knapp 3,3 Millionen gestiegen
und Wien stagniert. 1965 hat Wien 765 000 Beschäftigte gehabt, heute
sind es 761 000. Das ist besonders bedenklich, wenn man sich überlegt, wie
viele Frauen mehr berufstätig sein wollen. Ihr habt in Wien ein Wirtschaftswachstum
von 0,6 Prozent geschafft. In Österreich sind es 2,4 Prozent.
0,6 Prozent gegen 2,4 Prozent!
Das beschlossene Konjunkturbelebungspaket und die
Steuerreform des Bundes haben 25 000 Jobs geschaffen, das Wachstums-
und Beschäftigungsgesetz rund 60 000 und die Belebungsprogramme
100 000 Jobs. Die Frauenbeschäftigungsquote hat 2002 das Ziel der
Europäischen Union erreicht und ist heute weit darüber. Forschungsbudget gibt
es für Frauen. Das habt ihr in Wien auch nicht.
Ich rufe die Stadtregierung auf, sich vehement und
sofort für eine verantwortungsvolle Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik
einzusetzen! - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Frau GRin Frauenberger, bitte.
GRin Sandra Frauenberger (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Im Schlechtreden dieser Stadt sind Sie unglaublich!
Das einzige, was Sie nicht können, ist, einen einzigen konkreten Vorschlag zu
bringen, der einer einzigen Frau in dieser Stadt tatsächlich helfen würde! (Beifall
bei der SPÖ. - Aufregung bei der ÖVP.)
Danke für die hervorragende Gelegenheit, unser
Programm, unsere aktive Arbeitsmarktpolitik für Frauen hier präsentieren zu können.
Der Titel kokettiert zwar ein bisschen mit Raumschiff Enterprise, aber, zurück
in die Realität (StRin Mag Katharina
Cortolezis-Schlager: Das war Realität!), wir befinden uns im
Jahr 2006, wir befinden uns in Wien. Wir haben insgesamt
375 699 Frauen in Beschäftigung und wir haben leider
32 493 Frauen arbeitslos. Jede einzelne davon ist zu viel, aber
willkommen in der Realität!
Wien ist das Bundesland, das
mittlerweile fast einen Ausgleich zwischen Männer- und Frauenbeschäftigung hat.
Wien hat mit 79,3 Prozent die höchste Erwerbsquote. (StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Höchste Arbeitslosenquote!) Wien
hat das höchste Einkommen im Vergleich zu anderen Bundesländern. Im Unterschied
zwischen den Frauen- und Männereinkommen ist Wien im Gegensatz zu den anderen
Bundesländern am
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