Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 119
beschäftigungspolitische Kriterien. Hier hat es schon
erste Ansätze gegeben. Ein gemeinsamer Ansatz der GRÜNEN und der SPÖ ist schon
einmal angenommen worden, wo es auch darum geht, Chancengleichheit bei den
beschäftigungspolitischen Maßnahmen des Wiener ArbeitnehmerInnen
Förderungsfonds zu verankern. Aber in diese Richtung muss man viel stärker
gehen, um, wie gesagt, schlussendlich eine Koppelung der Auftragsvergabe zu
erreichen, auch der eigenen arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und der Wiener
Wirtschaftsförderung.
Des Weiteren die Erstellung eines
Frauenarmutsberichts, auch etwas, worüber wir zuletzt immer wieder diskutiert
haben und was es bisher leider nicht gibt, obwohl die Frauenarmut massiv steigt
und obwohl wir inzwischen wissen, dass in Wien jede sechste Frau, wenn ich die
Pensionistinnen mitrechne, jede fünfte Frau, in Armut lebt. Das sind Zahlen in
einer der reichsten Städte der Welt, denen wir uns stellen müssen und wo es
sich lohnt, sich weiterhin damit zu beschäftigen.
Und last but not least sei einmal mehr von hier die Schaffung
der Grundsicherung in Wien in der Höhe von 800 EUR im Monat genannt. (GR Godwin Schuster: Du hast noch immer
keinen einzigen Vorschlag für Arbeitsplatzbeschaffung gemacht!) Das wäre
selbstverständlich mitunter eine dringend erforderliche frauenspezifische
Maßnahme, da der Großteil der SozialhilfebezieherInnen in Wien derzeit
alleinstehende Frauen, alleinerziehende Frauen sind, mitunter auch Frauen, die
beschäftigt sind. Ein Drittel der Sozialhilfebezieher und -bezieherinnen in
Wien ist derzeit berufstätig und muss trotz Berufstätigkeit
Ausgleichsleistungen aus der Sozialhilfe beziehen, weil es so wenig verdient.
Das sind alles Felder, wo die Stadt Wien zusätzlich
die Möglichkeit hätte zu handeln. Es würde klarerweise bedeuten, bei der
Budgeterstellung und schlussendlich bei dem, wie viel Geld man in die Hand
nimmt, andere Prioritäten zu setzen. Ich fordere Sie hiermit auf, das zu tun! (GR Godwin Schuster: Du hast keinen
Vorschlag zur Arbeitsplatzbeschaffung gemacht! Überhaupt keinen einzigen!) Wir
haben Alarmstufe rot am Arbeitsmarkt und es ist an der Zeit, dass Wien mehr in
seine Frauen investiert! (Beifall bei den
GRÜNEN. - GR Godwin Schuster: Das sind nur schöne Worte, sonst nichts!)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Die nächste Wortmeldung kommt von Frau GRin
Matiasek. Ich darf noch darauf hinweisen, fünf Minuten.
GRin
Veronika Matiasek (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Die Situation der Frauen
auf dem Arbeitsmarkt ist natürlich untrennbar mit dem allgemeinen Arbeitsmarkt
und mit dem Wirtschaftsstandort Wien verbunden. Die Situation in Wien,
beleuchten wir sie im Zeitraum vom Jahr 2000 bis ins Jahr 2005, bis
heuer, sieht aber so aus, dass bei der Anzahl der Arbeitsplätze um 17 869,
nämlich von 768 672 auf 750 803, reduziert worden ist. Jugendliche
ohne Lehrstellen im Jahr 2000: 285, im Jahr 2005: 1 316, also ein Plus von
1 031. Bei den Arbeitslosen: 63 387 im Jahr 2000, 82 565 im Jahr
2005, also ein sattes Plus von 19 000. Wir haben es bei der
Arbeitslosenraten um ein Plus von 2,3 Prozent zu tun. Die Frauen trifft es
natürlich vor allem dann, wenn sie eine Mehrfachfunktion als Mutter, als
Partnerin und als berufstätige Frau erfüllen.
Damit verbunden ist auch,
und diesen Punkt möchte ich vielleicht ein bisschen spezieller beleuchten, ein
anderes Zeitmanagement, das für diese Frauen notwendig ist. Wien geht leider
immer mehr in die Richtung der langen Wege. Das trifft nicht nur den
Arbeitsplatz, das trifft auch die Kinderbetreuungseinrichtungen, die oft, wenn
sie die passenden sind, weit entfernt sind, teuer sind und wo es nach wie vor
unflexible Öffnungszeiten gibt.
Der Arbeitsplatz selbst:
Hier ist festzustellen, dass im innerstädtischen Bereich oder im Bereich der
Gürtelrandbezirke zunehmend eine Strukturwandlung vollzogen wird, wo Klein- und
Mittelbetriebe aus diesen Gegenden verschwinden und eine neue Geschäftsstruktur
entsteht, wenn man sich die traditionellen Geschäftsstraßen anschaut, auch die
Viertel, wo viele kleine Unternehmen angesiedelt waren, verändern sich, und
zwar in eine Richtung, dass zunehmend etwa Telefon- und Internetshops,
Schnitzel-, Pizza- und Kebapstuben, Spielsalons und Wettbüros dort Platz
finden. Das sind keine Arbeitsplätze für Frauen. Das sind vor allem keine
Arbeitsplätze für Frauen, die von ihrem Erwerb leben müssen. Die Betriebe, die
Arbeitsplätze bieten, sind zunehmend am Stadtrand angesiedelt und es ist für
viele Frauen unmöglich, vor allem dann, wenn sie Familie und Beruf vereinbaren
müssen, Wegzeiten von ein bis eineinhalb Stunden in Kauf zu nehmen. Das ist mit
ihrem Zeitmanagement einfach nicht zu vereinbaren. Das heißt, wir verlieren
natürlich auch durch die strukturellen Veränderungen in Wien Arbeitsplätze für
Frauen. Nicht zu vergessen ist, gerade die Situation am Arbeitsplatz im Klein-
und im Mittelbetrieb ist für viele Frauen, die gleichzeitig Familie haben, oft
wesentlich persönlicher und daher auch mit Rücksichtnahme auf familiäre
Verpflichtungen verbunden als etwa ein Arbeitsplatz in einer Supermarktkette.
Dritter Faktor: Die Kurse, vor allem AMS-Kurse, für
Wiedereinsteigerinnen. Da werden Frauen, die schon im Arbeitsprozess waren, die
durchaus ihre Qualifikationen haben, oft wochenlang damit beschäftigt, und ich
setze das jetzt unter Anführungszeichen, Telefonieren zu lernen oder ein
Bewerbungsschreiben zu verfassen. Das brauchen sie nicht. Sie bräuchten ganz
andere Kurse.
Wenn Wien also keine Anstrengungen unternimmt, die
wirtschaftliche Situation des Wirtschaftsstandorts Wien zu verbessern, aber
auch effiziente Maßnahmen in Strukturverbesserungen in den einzelnen Vierteln
zu setzen, und die Prognosen für 2010 sprechen leider eindeutig dagegen, dann
müssen wir ein bisschen beim Farbenspiel bleiben. Sie haben es "Alarmstufe
rot" genannt, wir sagen, Wien hat die rote Laterne! Da müssen wir leider
für die Frauen schwarz sehen, und das ist nicht parteipolitisch gemeint! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Frau Mag Feldmann, bitte.
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