Gemeinderat,
3. Sitzung vom 13.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 80
frage mich allerdings, frage Sie, Frau Stadträtin:
Wann lässt die SPÖ in Wien diesen Worten auch Taten folgen? - Vielen Dank. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Praniess-Kastner, bitte.
GRin Karin Praniess-Kastner (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte
Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Alison ist 40 Jahre alt, Alison ist Künstlerin,
Alison erzieht ihr 6-jähriges Kind allein und Alison ist schwer
körperbehindert. Alison Lapper lebt in London und sie erhielt kürzlich den
Womens-World-Award, den Frauenweltpreis.
Meine Damen und Herren! Wäre diese Erfolgsgeschichte
auch in Wien für eine behinderte Frau möglich? In Wien könnte Alison einen Pass
beantragen, diesen aber nicht selbstständig von jedem Magistratischen
Bezirksamt abholen. In Wien ist es auch nicht sicher, dass sie Unterstützung
bekäme, um Ihren Sohn alleine aufzuziehen, da persönliche Assistenz leider nur
sehr vereinzelt im Modellversuch, wie wir heute gehört haben, und nicht
flächendeckend angeboten wird und... (GR Kurt Wagner: Vor einer
Flächendeckung kommt immer ein Modell, sonst weiß man ja nichts!) Das
Modell wird von den Oppositionsparteien bereits seit drei Jahren beantragt und
es gibt jetzt einen Modellversuch für 25 Personen, wie Sie wissen, aber
eben nicht flächendeckend. Und in Wien ist es auch nicht sicher, ob Alison
einen Arbeitsplatz hätte, weil nicht einmal die Stadt Wien, und die Stadt Wien
ist hier der größte Arbeitgeber - wir haben heute gehört, die Stadt Wien
beschäftigt 65 000 Be-dienstete -, ihre Einstellverpflichtung für
behinderte Menschen wahrnimmt und damit fehlt natürlich auch die
Vorbildwirkung. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich will und werde in den nächsten fünf Jahren dazu
beitragen, behinderten Menschen auch in Wien ein selbstbestimmtes Leben in
allen Bereich zu ermöglichen. (Beifall bei der ÖVP.)
Dazu gehören für mich im Wesentlichen drei Punkte:
Erstens: Die Förderung der Integration behinderter
Menschen in Schule, Freizeit und Arbeitswelt.
Zweitens: Nur durch selbstbestimmtes Leben und
persönliche Assistenz ist dieses selbstbestimmte Leben für behinderte Menschen
möglich.
Drittens: Der Abbau von Barrieren in Wien.
Schauen wir uns doch gleich einmal das Thema Abbau
der Barrieren in Wien für behinderte Menschen an. Es gibt noch immer
Amtsgebäude der Stadt, die nicht barrierefrei zugänglich sind. Das ist zum
Beispiel das Amtshaus für den 6. Bezirk, aber auch das Magistratische
Bezirksamt für den 6. und 7. Bezirk, um nur zwei exemplarisch zu nennen.
Solche alltäglichen Dinge wie die Beantragung eines Reisepasses sind hier für
behinderte Menschen barrierefrei nicht möglich.
Auch die Benützung öffentlicher Verkehrsmittel ist
für behinderte Menschen, speziell die einen Rollstuhl verwenden, oft ein
unmögliches Unterfangen. Baustellen sind für sehbehinderte Menschen nicht gut
genug abgesichert. Auch behinderte Menschen haben ein Recht auf selbstbestimmtes
Leben und die Lösung dazu, und das wissen wir alle, heißt persönliche Assistenz
und muss unbedingt ausgeweitet werden.
Wichtig ist, dass behinderte Menschen überall dort
Hilfe erhalten, wo sie diese benötigen. Durch persönliche Assistenz können
Menschen mit Behinderung ihr Leben selbst gestalten. Es darf im Wien des
21. Jahrhunderts nicht länger sein, dass behinderte Menschen noch immer
als Almosenempfänger oder in Einrichtungen leben müssen. (Beifall bei der
ÖVP.)
Der Alltag im gewohnten Umfeld mit optimaler
Hilfestellung muss für sie alle möglich sein. Persönliche Assistenz ist eine
der Grundvoraussetzungen, damit behinderte Menschen auch in Wien ein
selbstbestimmtes Leben führen können. Und in diesem 3. Punkt, und ich
denke, da sind wir uns alle einig, ist die Integration von Menschen mit
Behinderung in allen Lebensbereich. Das ist, denke ich, ein zentrales
gesellschaftspolitisches Anliegen und ist weit über unsere Parteigrenzen eine
Forderung. Nur durch gemeinsame Anstrengung werden wir dieses Ziel auch
erreichen können.
Unabhängig von den bisher erzielten Erfolgen ist es
wichtig, die Unterstützungsangebote weiterhin bedarfsgerecht auszubauen und die
Rahmenbedingungen dafür zu verbessern.
Bei der Förderung der schulischen Integration muss
selbstverständlich sein, dass alle behinderten Kinder in ihrem gewohnten
Lebensumfeld Schule und Kindergarten besuchen können. (GRin Erika
Stubenvoll: Nur die Lehrer fehlen uns, Frau Kollegin!) Die Lehrer fehlen
nicht! Darauf möchte ich auch ganz gern noch eingehen, Frau Präsidentin. Die
schulische Integration, und da kann Wien etwas dazu beitragen, ist gut gemeint,
aber leider nicht gut gemacht. Und ich möchte Ihnen gerne ein Beispiel dazu
nennen. (Beifall bei der ÖVP. – StR Dr Johannes Hahn: Das kommt öfters in
Wien vor!)
Einem Kind mit sonderpädagogischem Förderbedarf sind
eine bestimmte Anzahl von Schulstunden vorgeschrieben und diese Schulstunden
fallen in den Hauptschulen natürlich auch an den Nachmittagen an. Realität ist
aber leider, dass behinderte Kinder zu Mittag nach Hause geschickt werden, da
die Mittagsbetreuung nicht integrativ geführt wird. Was macht eine ganztätig
berufstätige Mutter dann mit ihrem Kind? Hier handelt es sich leider um keinen
Einzelfall, in dem sich die Schulbehörde taub stellt und sich ihrer
Verantwortung entzieht.
Und auch bei der Integration behinderter Menschen in
die Arbeitswelt gibt es eine ganz klare Forderung. Die Stadt muss sich ihrer
Vorbildwirkung bewusst sein und die Einstellquote nach dem
Behinderteneinstellungsgesetz erfüllen (GRin Erika Stubenvoll: Das tun wir
ja! - Beifall bei der ÖVP.) und Arbeitsplätze in dieser Stadt für
behinderte Menschen schaffen. Die Stadt zahlt 1,6 Millionen EUR an
Ausgleichstaxe und Ausgleichstaxen sind Steuergeld. 855 behinderten Menschen
in dieser Stadt wird die Chance auf ein Einkommen und auf einen Beruf genommen.
(Beifall bei der ÖVP.)
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