Gemeinderat,
3. Sitzung vom 13.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 80
Neuvereinbarung treffen. Das hat man auch nicht gemacht. Warum, weiß man nicht, man weiß es zwar fünf Jahre, man trifft sie trotzdem nicht. Daher ist es so, dass mit 1.1.2006 alles offen ist. Die Frau Stadträtin hat zwar auf meine Frage gemeint, es gibt ein gutes Gespräch. Aber ein gutes Gespräch ist halt zu wenig.
Wir beschließen heute ein Budget, aber wir wissen
nicht, wie es mit dem Krankenanstaltenverbund weitergeht. Es gibt einen Antrag
der GRÜNEN, den wir unterstützen können.
Aber wenn man sich da anschaut, wie war es 2002? Da
hat es Rücklagen gegeben, er wurde mit Rücklagen von 300 Millionen
ausgestattet. Heute? Die Rücklagen sind weg! Aus der Gewinn- und
Verlustrechnung sieht man, dass der operative Jahresverlust 2003
130 Millionen EUR war, 2004 159 Millionen EUR und auch die
Quartalsberichte von 2005 lassen nichts Besseres erwarten. Daher gibt es auch
ein negatives Eigenkapital von Ende 2004 von 201 Millionen EUR,
obwohl das Eigenkapital am 1.1.2002 256 Millionen EUR war. Also auch
wieder eine halbe Milliarde, die einfach weg ist.
Und sehr interessant war, der Herr Vizebürgermeister
hat sich ja gestern sehr lobend über das Gesundheitswesen ausgesprochen. Da
habe ich mich sofort daran erinnert, dass er im Untersuchungsausschuss etwas
sehr Kritisches gesagt hat und das kann ich Ihnen jetzt nicht ersparen. Ich zitiere
wörtlich: „Ich sage das jetzt nicht als ehemaliger Gesundheitsstadtrat, das
auch, aber als Finanzstadtrat wundert mich, wie es dem Krankenanstaltenverbund
gelungen ist, innerhalb eines Jahres einen mehrstelligen
Millionen-Euro-Rücklagenbetrag aufzubrauchen.“ Zitat Ende. Kommentar
überflüssig.
Frau Stadträtin, an sich müssten Sie schlaflose
Nächte haben, wenn man das ein bissel analysiert. Wir bringen daher auch einen
Beschlussantrag ein, gerade über die Evaluierung des Qualitätsmanagements, weil
auch hier vieles zu tun ist:
„Der Gemeinderat möge beschließen, dass die in
Spitälern und Pflegeheimen des KAV durchgeführten Projekte, Studien und
Qualitätsmanagement jedes Jahr zusammenfassend vorgelegt werden. In formeller
Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Wo sehen wir die möglichen Ansatzpunkte? Es gibt eine
Reihe: Deckungsbeiträge bei Spitalsambulanzen et cetera et cetera, endlich die
Rechnungshofempfehlungen und Kontrollamtsberichte umzusetzen, massiver Ausbau von
tagesklinischen Strukturen und so weiter.
Das vorliegende Budget negiert alles, was nicht erst
gestern, sondern schon vor Jahren hätte begonnen werden müssen. Es wird wieder
negiert. In elf Tagen ist Weihnachten. Meine persönlichen Wünsche ans Christkind
habe ich natürlich längst abgeschickt. Aber, Frau Stadträtin, wir wünschen uns
von Ihnen und ich bin überzeugt, da bin ich das Sprachrohr von vielen Menschen:
Weniger Worte, dafür mehr Taten! (Beifall
bei der ÖVP.)
Im Übrigen meine ich auch: Wien hungert den Bund aus
und es fällt mir nicht schwer, diesem Budget nicht zuzustimmen und dafür
erwarte ich auch Ihr Verständnis. (Beifall
bei der ÖVP.)
Aber nachdem ich ein immer positiv denkender Mensch
bin: Vielleicht ist das der erste Schritt der Wiener Alleinregierung, auch über
Vorschläge der Opposition, grundsätzlich der Oppositionsparteien, nachzudenken.
(Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Frau Gemeinderätin, Frau Präsidentin, bitte!
GRin Erika Stubenvoll: Frau
Vorsitzende! Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Hu, jetzt muss ich das erst einmal verdauen, Frau
Kollegin Korosec, was Sie da gesagt haben: Ideenlosigkeit, mangelnde
Transparenz, demokratiepolitischer Skandal. Das finde ich überhaupt am
schärfsten. Für mich ist der einzig wirklich große demokratiepolitische Skandal
der ORF in Österreich, wo die ÖVP dominiert und auch nicht zulässt, dass dort
überhaupt andere ihre Meinungen sagen können. Aber die WählerInnen haben ja
jetzt gezeigt und zwar die Sozialdemokraten, was sie können und was sie wollen,
dass dort im ORF geschieht. (Beifall bei
der SPÖ.)
Ich sehe keinen demokratiepolitischen Skandal, denn
Sie haben immer die Möglichkeit, sowohl im Beirat als auch an den
Geschäftsführer bei unseren Ausschusssitzungen Fragen zu stellen und das zu
erfahren, was Sie zum Thema Fonds Soziales Wien wissen wollen. Ideenlosigkeit,
denke ich mir und ich muss es heute wieder sagen, obwohl es schon sehr oft auch
von meinen Kolleginnen und Kollegen gesagt wurde, orte ich bei der Bundesregierung
und das ist nicht ein Satz, der von mir stammt. Die Regierung betreibe
Aufmerksamkeitsverweigerung gegenüber dem Thema Armut. Diese Worte sind ein
Zitat von Caritas-Direktor Landau, der dafür prompt auch sehr, sehr viel Kritik
aus der Koalitionsregierung geerntet hat. Sehr schade, denn er ist wirklich
einer, der auf die Probleme in dieser Gesellschaft aufmerksam macht. Und Ihre
Seniorensprecherin im Parlament, die Frau Wendl, hat dazu eigentlich auch
nichts zu sagen gewusst. Sie hat nur gesagt, der Herr Landau ignoriere
offensichtlich die Anhebung der Mindestpension. Auch das nenne ich
Ideenlosigkeit.
Die übrige Regierung beschäftigt sich mit so
wichtigen Themen wie Tempo 160: Ja oder nein. Sie beschäftigt die ganze
Nation damit, aber sie beschäftigt sich zum Beispiel nicht mit der
Harmonisierung und Modernisierung der Sozialhilfegesetze. Unsere Frau
Stadträtin hat sich wiederholt auch dafür eingesetzt, dass die Sozialhilfe in
Österreich harmonisiert wird, dass es ein einheitliches, bundesweites
Sozialhilfegesetz gibt, wo wir dann sehr, sehr viel auch besser machen können
und vor allem auch das Thema bedarfsorientierte Grundsicherung. Auch hier gibt
es vom Bund nur Ideenlosigkeit, keine konstruktiven Vorschläge.
Leider verlangt die Grüne Fraktion mit ihrem Antrag
jetzt wieder eine Lösung von Wien. Wir streben hier aber auch eine
bundeseinheitliche Lösung an und sind gerne bereit, dazu auch unsere Ideen
einzubringen.
Eine wichtige Grundlage zur Finanzierung der Pflege ist die
Pflegemilliarde, die versprochen wurde. Wir haben
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