Gemeinderat,
3. Sitzung vom 13.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 80
der Folge hinsichtlich der Anbieter sozialer Dienstleistungen einheitliche Standards getroffen werden, kann man nur positiv bewerten. Also die Idee ist gut, allerdings war das Werden schon sehr viel schwieriger. Ich erinnere daran, wie viele Dringliche Anfragen, Anträge und mündliche Anfragen von der Opposition gestellt werden mussten, um überhaupt - also durchgesehen haben wir da ja nie - ein bisschen was zu erfahren. Daher war von Transparenz bereits beim Werden keine Rede.
Überhastet wurde dann der Fonds eingerichtet, vieles
war ungeklärt und sehr vieles ist auch heute noch sehr ungeklärt. Und der Kern,
der Hauptkern unserer Kritik war und ist der Umstand, dass unter dem Deckmantel
"Ausgliederung" die parlamentarischen Kontrollrechte vollkommen
entzogen werden. Mitwirkungsrecht des Gemeinderats hat lediglich der Beirat,
die direkte Information der Mitglieder, und jeder Profi weiß, was von Beiräten
zu halten ist. Der Geschäftsführer berichtet über Beschlüsse vom Kuratorium und
vom Präsidium. Also die operative und die exekutive Tätigkeit sind im
Kuratorium und im Präsidium und dort ist die Opposition mit Absicht
ausgeschlossen. Ich sage Ihnen, so oft ich darüber rede, ärgere ich mich immer
mehr. Ich halte das wirklich für ungeheuerlich! Und das nenne ich lebendige
Demokratie und das nenne ich lebendige Kontrollmöglichkeiten? (Beifall bei
der ÖVP.)
Man muss ja auch die Größenordnung sehen. Das
Sozialbudget hat ungefähr eine Milliarde und mehr als eine halbe Milliarde wird
vom Fonds Soziales Wien dotiert, das heißt 60 Prozent des Sozialbudgets
liegen beim Fonds Soziales Wien und es existiert keine Budgethoheit mehr,
sondern nur mehr auf dem Papier.
Und apropos Papier – das hat ja gestern die Frau
Kollegin Vassilakou auch angeführt -, vom Fonds Soziales Wien wurde uns von Ihnen, Frau Stadträtin,
am 1. Dezember ein Papier, zwei Seiten, überreicht, der so genannte
Budgetentwurf 2006. Es geht nur um 758 Millionen EUR, ich sage
nur, das ist die Größenordnung, es geht nur um 758 Millionen EUR.
Und, meine Damen und Herren, dieses Papier brauchen wir auch nicht zu bekommen.
Das ist wirklich eine Zumutung. Keine weitere Information! Wir wissen nur, dass
vom Wiener Budget 535 Millionen EUR an den Fonds dotiert werden und
das Gesamtbudget des Fonds 758 Millionen EUR beträgt. (GRin Erika
Stubenvoll: Aber das werden wir ja heute noch hören!) Das werden wir... (GRin
Erika Stubenvoll: Das werden wir heute noch hören!) Bitte schön, wo werden
wir es hören, Frau Präsidentin? Wo werden wir es hören? Wo werden wir es hören?
(GR Johann Herzog: Im neuen Jahr! Im nächsten Jahr werden wir es hören!)
Wenn Sie das unter Demokratie verstehen, wie die
Mitglieder im Gemeinderat zusammenarbeiten können, so ist das unglaublich! In
anderen Bereichen sind ja die Oppositionsparteien im Kuratorium vertreten.
Wieso gerade in dieser so wichtigen Gruppe, das Herzstück, das soziale Herz,
was Sie immer so herausstreichen, nicht? (GRin Erika Stubenvoll: Kein
einziger Politiker ist dort!) Da schließen Sie die Opposition total aus und
lassen uns in einem Debattierklub... (GRin Erika Stubenvoll: Sie sind im
Beirat!) Bitte? (GRin Erika Stubenvoll: Sie haben ja alle Informationen!
Sie sind ja im Beirat!) Bitte im Beirat... Das ist ein Debattierklub! Der
Beirat ist nicht mehr als ein Debattierklub! (Aufregung bei GR Kurt Wagner.
- Beifall bei der ÖVP.) So ist es.
Herr Kollege Wagner, was können Sie im Beirat
verändern? Es wird vom Geschäftsführer berichtet, was im Präsidium und was im
Kuratorium entschieden wurde (GRin Erika Stubenvoll: Sie bekommen alle
Informationen so wie ich!), entschieden wurde! Und wir dürfen es uns
anhören! Das ist es! Nicht mehr und nicht weniger.
Ich halte das, ich sage es noch einmal, ich halte das
für einen demokratiepolitischen Skandal! (Beifall bei der ÖVP.) Sie
haben als Alleinregierung ganz bewusst, ganz bewusst diese Regelung geschaffen!
Und Sie allein sind dafür auch verantwortlich. Es könnten ja auch blöde Fra-gen
gestellt werden und das wollen Sie nicht, also daher sind wir ausgeschlossen.
Frau Präsidentin, Sie sind da natürlich eine
Ausnahme, weil Sie ja informiert sind. (GRin Erika Stubenvoll: Sie bekommen
die gleichen Informationen wie ich!) Aber ich frage auch die Kolleginnen
und Kollegen der Alleinregierung: Ich wundere mich eigentlich, dass Sie sich
das so bieten lassen, weil ich davon überzeugt bin, dass Sie genauso
uninformiert sind wie zum Beispiel wir als Oppositionsparteien, außer jenen,
die eben im Beirat ein bissel etwas erfahren. Und da sitzen immerhin
100 Gemeinderäte, die über ganz wesentliche Bereiche der Sozialpolitik
nicht informiert werden. Das ist wirklich ungeheuerlich und ich frage Sie auch:
Wo ist Ihr Selbstbewusstsein als selbstständige Mandatare? (Beifall bei der
ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Bgm Häupl
hat in der Regierungserklärung gesagt, ich zitiere wörtlich: „Höchste
medizinische und pflegerische Qualität ist zu bieten." Hundertprozentig
kann man dem zustimmen. Das wollen wir alle, das wollen vor allem alle
Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt. Aber es ist keine Genesung des
Gesundheitswesens in Sicht... (GRin Mag Sonja Ramskogler: Wir garantieren
es!) Bitte? (GRin Mag Sonja Ramskogler: Wir garantieren es!) Sie
garantieren? Also da muss ich sagen, auf das verlasse ich mich nicht. Das
garantieren Sie schon seit Jahrzehnten und schauen Sie sich an, gerade im
Pflegebereich, was sich da abspielt! Was wollen Sie garantieren? Dass es weiter
so geht? Um Gottes willen. Das wäre entsetzlich! (GR Dr Matthias Tschirf:
Entsetzlich! Entsetzlich! Das ist eine gefährliche Drohung! - Beifall bei der
ÖVP.)
Erlauben Sie mir... (GR Kurt Wagner: Sie sind fünf
Jahre in der Regierung auch drinnen gesessen! Das sollten Sie nicht vergessen!)
Bitte? (GR Kurt Wagner: Sie sind fünf Jahre auch in der Regierung gesessen
und das sollten Sie nicht vergessen!) Bitte, man kann nicht in fünf Jahren
all das verändern, was Sie jahrzehntelang versäumt haben! (Beifall und
Aufregung bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, ich komme zum
Krankenanstaltenverbund, der seit 1.1.2002 besteht. Die Finanzierungsgrundlage
hat man damals bis zum Jahre 2005 geschaffen, man sollte 18 Monate
vorher eine
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular