Gemeinderat,
3. Sitzung vom 13.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 80
Produktion. Bei aller Freude über einen kleinen Arbeitsplatzzugewinn im Dienstleistungssektor, Wien braucht auch eine industrielle Struktur, um Wertschöpfung und Arbeitsplätze zu halten. Wir müssen um jeden Betrieb in Wien kämpfen, in manchen Bezirken wie etwa in Floridsdorf und der Donaustadt entwickelt sich das Verhältnis zwischen Arbeitsplätzen und Bewohnern immer mehr auseinander.
Daher fordert die Volkspartei seit langem, dass das Projekt
Aspern als Mischgebiet für Betriebsansiedlungen und Arbeitsplätze ausgerichtet
wird.
Mit dem Geschäftssterben unmittelbar verbunden ist
leider auch die soziale Verödung ganzer Stadtteile. Immer mehr Menschen kehren gewissen
Stadtteilen den Rücken, weil es dieser Stadtregierung nicht gelingt, die
Lebensqualität der Wohnumgebung zu halten.
Sehr geehrte Damen und Herren! Diesem Trend muss
entgegengewirkt werden mittels eines konsequenteren Stadtteilmanagements.
Es gäbe noch viele Punkte zu besprechen, die ich mir
erlaube, auf Grund der fortgeschrittenen Zeit nur mehr stichwortartig
aufzuführen.
Keine sichtbaren Fortschritte bei der überregionalen
Kooperation mit dem Wiener Umland bei Betriebsansiedlungen.
Oder: Der Umgang mit dem Weltkulturerbe und dem
Denkmalschutz ist mangelhaft.
Die derzeitige Zukunftspolitik des Planungsressorts
ist noch weit entfernt von einem klaren Plan mit nachvollziehbaren und
überprüfbaren Zielen und Umsetzungsstrategien.
Das Stadtplanungsressort ist auch das Zukunftsressort
dieser Stadt. Wir sind es, die die Zukunftsentwicklungen dieser Stadt positiv
beeinflussen können.
Das vorgelegte Budget ist leider der Beleg dafür,
dass auch 2006 nicht die nötigen Schwerpunkte gesetzt werden können, die zu
einer Optimierung der Stadtplanungspolitik führen. Daher können wir diesem
Budget keine Zustimmung geben.
Im Übrigen meine ich, Wien hungert den Bund aus. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu
Wort gemeldet ist Frau GRin Schrödl. Ich erteile es ihr.
GRin Karin Schrödl (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Laut einer internationalen Studie belegt Wien im
Vergleich aller Großstädte der Welt den dritten Platz im Bereich
Lebensqualität. Jeder Gast, der ausländische Metropolen besucht, wird zugeben
müssen, dass Wien eine der bestverwalteten Städte der Welt ist. Sogar die
Opposition gibt das manchmal in Sonntagsreden zu.
Der Budgetansatz der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung
und Verkehr zeigt, dass wir den Weg, der unsere Stadt so erfolgreich gemacht
hat, weitergehen werden. Stadtentwicklung ist mehr als das Aneinanderreihen von
Bauvorhaben. Uns geht es darum, in unserer Stadt mit qualitativ hochwertiger
moderner Architektur und sorgfältigem Umgang mit dem historischen Erbe
Antworten auf die Bedürfnisse der Wienerinnen und Wiener zu geben.
Mit verantwortungsvoller Stadtentwicklung und einer
positiven sozialen Durchmischung in unserer Stadt vermeiden wir Geschehnisse
wie in Frankreich im Herbst dieses Jahres. Es darf in Wien keine Ghettos, weder
für soziale Randgruppen noch für Menschen mit Migrationshintergrund, geben.
Unser Ziel ist eine mobile, soziale und
umweltverträgliche Stadt mit kurzen Wegen, die den Bürgerinnen und Bürgern und
vor allem auch einer ständig wachsenden Gruppe, das sind im Allgemeinen
Senioren, ungehinderten Zugang zu allen Einrichtungen bietet. Schätzungen
zufolge wird der Anteil der Wienerinnen und Wiener über 75 in den nächsten
20 Jahren um über 40 Prozent steigen. Das heißt, im Jahr 2020 wird
der Bevölkerungsanteil dieser Gruppe im Jahr bis 10 Prozent betragen.
Daraus ergibt sich, dass den spezifischen
Anforderungen der Seniorinnen und Senioren erhöhte Bedeutung zugemessen werden
muss. Wir werden darauf achten, dass auch weniger mobile Menschen entsprechende
Chancen zur Bewältigung des täglichen Lebens und auch in der Freizeit angeboten
werden können. In der Weiterentwicklung des 2005 begonnenen Schwerpunktthemas
werden im Folgeprojekt 2006 selbstbestimmtes Leben in urbanen Räumen und die
bereits herausgearbeiteten Felder vertieft und angewendet werden. (Beifall
bei der SPÖ.)
Auch eine Aufbereitung des Projekts "Integration
im öffentlichen Raum", in welcher die Nutzbarkeit von Plätzen für alle
Bevölkerungsschichten untersucht wurde, wird im Jahr 2006 erfolgen. Ziel dabei
ist es, die Verbesserung des Wohnumfeldes und der sozialen Lebenschancen zu
erreichen.
Dazu soll auch eine Ausstellung der Wiener
Planungswerkstatt und eine Publikation in der Reihe "Der Stand der Dinge
im öffentlichen Raum in Wien" abgehalten werden beziehungsweise erstellt
werden. Das Thema soll geschäftsgruppenübergreifend bearbeitet werden. Die
Fertigstellung ist für 2007 vorgesehen. Ein Budget der Investitionen und der
nachfragewirksamen Ausgaben unterstützt auch die Arbeitssuchenden in unserer
Stadt. Ich erwähne nur das Stadterweiterungsgebiet Donaufeld sowie die Gebietsplanungen
am 23 ha großen Flugfeld Aspern. Für die Neugestaltung läuft jetzt ein
international ausgeschriebenes Verfahren. In diese Phase dürfen leider keine
Informationen herausgegeben werden.
Die Mitglieder der Jury halten sich auch daran, denn
wir wollen ja in Wien keine Klagen haben. (Beifall bei der SPÖ.)
Auch darf Stadtentwicklung nicht kleinkariert
betrachtet werden. Die Wiener Umlandgemeinden werden mit einbezogen, wie das
zum Beispiel in der Planungsgemeinschaft Ost und in den bundesländerübergreifenden
Arbeitsgruppen geschieht.
Die Zusammenarbeit mit unseren Partnern in Niederösterreich
wird verstärkt werden, um gemeinsame
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