Gemeinderat,
3. Sitzung vom 13.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 80
Und
wenn Sie, meine Damen und Herren von der FPÖ, heute mehrmals davon gesprochen
haben, dass schon zum Teil Aggression vorhanden ist, dann muss ich Ihnen sagen,
dass ich in den letzten Monaten, insbesondere in diesem Gemeinderatswahlkampf,
nur von einer einzigen Seite Aggression verspürt habe, nämlich von der FPÖ. Und
ich habe festgestellt, dass Sie in den letzten Monaten alles darangesetzt
haben, Menschen gegeneinander auszuspielen, Menschen gegeneinander aufzuhetzen
und auf dem Rücken derer, die es eh nicht leicht haben, Politik zu machen.
Mit
dieser Leitkultur will ich nichts zu tun haben, meine sehr geehrten Damen und
Herren! (Beifall
bei der SPÖ und den GRÜNEN.)
Ich
lade Sie sehr herzlich ein, an der Integrations- und Diversitätspolitik dieser
Stadt teilzuhaben, konstruktive Vorschläge für das Miteinander in dieser Stadt zu
liefern, aber auch – und das ist die Grundvoraussetzung dafür – die Realität in
unserer Stadt zu erkennen. Dafür ist es notwendig, dass wir die Vielfalt auch
in allen Lebensbereichen abbilden. Das ist ganz besonders wichtig, das ist auch
das Ziel unserer Diversitätspolitik, wo wir den Prozess jetzt eingeleitet
haben. Da gibt es auch Pilotdienststellen wie zum Beispiel die MA 2, das
Personalamt, oder die MA 10, die Kindertagesheime, um der Diversität
wirklich zum Durchbruch zu verhelfen. Und zu der mit nicht verständlichen
tatsächlichen Berichtigung bezüglich des ORF kann ich nur sagen: Natürlich ist
es ganz wichtig, dass in allen Lebensbereichen Menschen mit unterschiedlichem
sozialen Hintergrund, Menschen mit unterschiedlichem Geschlecht und auch Menschen
mit unterschiedlicher ethnischer Herkunft zu sehen sind, denn das ist die
Realität in unserer Stadt.
Sehr geehrte Damen und
Herren! Ich möchte mich abschließend bei den hervorragenden Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern in meiner Geschäftsgruppe bedanken, die es möglich gemacht
haben, dass wir ein sehr gutes Arbeitsjahr hatten und auf ein noch
erfreulicheres blicken werden. Es sind viele Bereiche, die sehr wichtig für
diese Stadt sind, heute nicht angesprochen worden. Ich sage ihnen allen
herzlichen Dank. Wir werden auch im nächsten Jahr dafür arbeiten, dass Wien
eine offene, eine bunte, eine vielfältige, eine moderne und eine soziale Stadt
bleibt. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke schön, Frau Stadträtin!
Wir kommen nun zur Beratung der Geschäftsgruppe
Stadtentwicklung und Verkehr.
Zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr Madejski. Ich
erteile es ihm. – Bitte, Herr Stadtrat, Platz zu nehmen.
GR Dr Herbert Madejski
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Stadtrat! Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Beginnen möchte ich ganz kurz, obwohl wir morgen
einen entsprechenden Tagesordnungspunkt haben, mit dem Rechnungshofbericht. Der
ist nicht uninteressant, weil sich ja ein ganz großer Teil dieses
Rechnungshofsberichtes mit der Stadtentwicklung, mit der Stadtplanung
auseinander setzt.
Herr Stadtrat, ein ganz ein wichtiger Punkt, den auch
wir immer wieder genannt haben und der leider in all Ihren Strategieplänen,
Masterplänen, Stadtentwicklungsplänen nicht vorkommt, ist die Verbindlichkeit
der Planungsinstrumente. Auch der Rechnungshof hat in seiner Letztstellungnahme
darauf hingewiesen, dass es sehr sinnvoll wäre, hier eine Verbindlichkeit für
gewisse Planungsinstrumente festzulegen.
Ich möchte ein sehr schönes Beispiel bringen, wo
diese Verbindlichkeit, die Sie gar nicht haben, ad absurdum geführt wird Sie
haben 1993 und 1994 – nicht Sie, sondern einer Ihrer Vorgänger – in Wien ein
generelles Maßnahmenprogramm zum Verkehrskonzept beschlossen. Das Hauptziel war
die Verbesserung der Lebensqualität, Reduktion der Schadstoffemissionen und
eine Veränderung der Verkehrsmittelwahl, Modal-Split, wurde angestrebt. Bis
2010 sollte der motorisierte Individualverkehr von 40 auf 25 Prozent reduziert
werden. Als Sie dann 2002 das erste Mal evaluiert haben, hat sich allerdings
herausgestellt, dass innerhalb der immerhin acht Jahre der motorisierte
Individualverkehr nur um 4 Prozent zurückgegangen ist und der Radverkehr,
den Sie an sich immer so betrieben haben, gleichgeblieben ist. Das heißt, wir
haben 2002 noch immer 36 Prozent motorisierten Individualverkehr in Wien
gehabt und immer noch nur 3 bis 4 Prozent Radverkehr. Im gleichen Zeitraum
ist die Kohlendioxidemission um 29 Prozent gestiegen. Im Innenstadtbereich
gab es eine deutliche Entlastung durch die Parkraumbewirtschaftung, allerdings
nicht im restlichen Wien. Die Rückgewinnung des Straßenraumes für den
öffentlichen Verkehr, die Fußgänger und die Radfahrer gelang nur punktuell.
Das ist der Vorwurf des Rechnungshofes, dem ich mich
wirklich nur anschließen kann, und der sich auch in Zukunft, wenn man das
nächste Budget anschaut, sicher so fortsetzen wird.
Gleichzeitig hat sich der PKW-Verkehr in Wien um
15 Prozent auf 640 000 erhöht. Der öffentliche Verkehr hat stagniert
– das sind alles Zahlen aus dem Rechnungshofbericht – außer der U-Bahn, das
möchte ich hier betonen. Daher hat man seitens der SPÖ flugs Folgendes gemacht
– man ist ja nicht verbindlich –, man hat die Ziele geändert. Im Masterplan
Verkehr 2003 wurden plötzlich die Ziele neu artikuliert. Sie haben zwar die
Ziele von 1994 übernommen, aber Sie haben sie locker um zehn Jahre verlängert.
Jetzt muss bis 2020 der motorisierte Individualverkehr nur 25 Prozent
betragen, und der Radverkehr soll bis 2020 auf ca 8 Prozent angehoben
werden.
Ich sage Ihnen, Herr Stadtrat, es wird Ihnen weder
das eine noch das andere gelingen, wenn man hier die Hochrechnung – ich brauche
es ja nur fortzuschreiben – mathematisch verlängert. Denn gleichzeitig – auch
das sagt der Rechnungshof und das haben wir immer so gesagt –, hat im Quell-,
Ziel- und Transitverkehr mit den osteuropäischen Handelspartnern eine
Verschiebung der Verkehrsmittelwahl eindeutig zugunsten der Straße
stattgefunden.
Jetzt können Sie natürlich sagen – ich kenne das, ich
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