Gemeinderat,
3. Sitzung vom 13.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 80
Konsumentenschutz und Personal können wir sprechen,
aber die Integration haben Sie doch schon längst durch die Diversion ersetzt. (GR Godwin Schuster: Diversität!) Sie
haben die Integration schon längst zu Grabe getragen.
Es zeigt sich, dass Sie sich schon längst aus der
Integrationspolitik verabschiedet haben, wenn Sie über Anpassung, Einbindung
von Zuwanderern oder Ähnliches sprechen, dann überhaupt nur mehr als Pflicht
des Österreichers und nicht als Pflicht des Migranten. Sie haben sogar der
MA 17 den Begriff der Diversion beigefügt und anerkennen damit mehr die
Parallelgesellschaft als die Eingliederung in die Gesellschaft. Das ist
bezeichnend für die Entwicklung in dieser Stadt, die schon seit geraumer Zeit
zu verfolgen ist.
Es etabliert sich langsam aber sicher eine
Parallelgesellschaft, gerade unter jenen Staatsangehörigen, deren Bevölkerung
moslemischen Glaubens ist. (GRin Anica
Matzka-Dojder: Na ja!) Sie sind besonders schwer für eine Integration zu
gewinnen, sie betreiben eigene Geschäfte, Vereine, Sportstätten, Lokale. Sie
brauchen die deutsche Sprache nicht mehr zu beherrschen und nicht mehr zu
erlernen. In dieser Parallelgesellschaft wird ihre Sprache gesprochen, und da
gibt es natürlich keinen Anreiz, die deutsche Sprache zu erlernen und
auszuüben.
Gerade in Wiens Schulen wird die gescheiterte
Integrationspolitik augenscheinlich: Klassen mit exorbitantem Ausländeranteil,
die mehr oder minder sich selbst überlassen werden. Schon 1992 - und ich sage,
1992! - haben über hundert Lehrer in einem offenen Brief an den Präsidenten des
Wiener Stadtschulrates ihre Stimme erhoben, indem sie auf gravierende Probleme
durch Klassen mit Ausländeranteilen von 50 Prozent und mehr hingewiesen
haben. Dort heißt es unter anderem - und ich werde Ihnen einiges aus diesem
Brief zitieren -: 44 Hauptschulen in Wien mutieren bereits zu so genannten
Ausländerschulen. Die notwendige und geforderte Integration ausländischer
Schüler kann nicht mehr stattfinden, es müssen sich vielmehr die wenigen
österreichischen Schüler an die Ausländer anpassen.
Das war 1992! Was damals schon offenkundig war, hat
bis heute seine Gültigkeit. Bis heute wurde nichts in dieser Richtung
unternommen, und die Situation ist in vielen Bereichen bereits außer Kontrolle.
Stattdessen wurde beschwichtigt und das Zahlenmaterial, sofern es überhaupt
öffentlich zugänglich war, in seiner Aussagekraft in Zweifel gezogen. Die
Ergebnisse zum Beispiel der PISA-Studie betreffend Wien sind bis heute nicht
zur Verfügung gestellt worden.
Angesichts dieser Zustände verwundert es mich, wenn
Leute wie Herr Kollege Al-Rawi versuchen, es anders darzustellen. In einem
Interview in der "Wiener Zeitung" zum Beispiel wurde von ihm das
Problem verharmlost. Er behauptete - ich zitiere jetzt auch wieder -, dass
viele Kinder erst im Hauptschulalter nach Österreich kommen.
Herr Al-Rawi, das ist nicht richtig! Tatsache ist -
und das können Sie in der "Presse" vom 14.6.2005 in einem Gespräch mit
dem Pressesprecher des Stadtschulrates, Meißner, nachlesen -, dass im Schuljahr
2004/2005 fast ein Viertel der Erstklassler als außerordentlich eingestuft
wurde. Das bedeutet, die Deutschkenntnisse der Kinder sind derart mangelhaft,
dass sie dem Unterricht nicht folgen können. In manchen Bezirken Wiens - so ist
weiter zu lesen - haben sogar 50 Prozent der Schüler einer Klasse
außerordentlich schlechte Sprachkenntnisse. Das sind nicht irgendwelche Daten,
Herr Al-Rawi, das sind die Daten aus dem Wiener Stadtschulrat. Statt sich
dieses Problems anzunehmen, wird es einfach nur geleugnet.
Die Folgen eines solchen Prozesses sind dann aber
auch in der Arbeitsmarktstatistik ersichtlich. So machte zum Beispiel das
Fessel-Institut dazu eine Umfrage unter 500 Unternehmen. Ich werde Ihnen
wieder das Ergebnis zitieren: Zwei Drittel der Firmen sind mit der
Qualifikation der Jobsuchenden unzufrieden, dann erst kommen mangelnde
Flexibilität, mangelnde Erfahrung und fehlende Sozialkompetenz für die Aufnahme
eines Arbeitnehmers als Hinderungsgründe in Betracht. Das ist gerade auch die
Folge dieser Schulpolitik, meine Damen und Herren! Rücksicht ist ganz nett,
aber von einer Bildungsanstalt kann man in diesem Zusammenhang sicher nicht
mehr sprechen. (Beifall bei der FPÖ.)
Wenn ich mir die Aussagen des amtsführenden
Stadtschulratspräsidenten und des Herrn Bürgermeisters vor Augen führe, dann
bestätigt das spätestens jetzt, dass sie sich von der tatsächlichen Integration
bereits verabschiedet haben. Sie versuchen mittlerweile alles, damit sich die
Zuwanderer, aus welchem Grund auch immer, nicht anpassen müssen. Nicht der
Ausländer soll Deutsch lernen, um dem Unterricht zu folgen. Nein, es soll
Aufgabe der Lehrer werden! Schon jetzt ist die Schulsituation geprägt von
Sprachproblemen und Analphabetismus.
Herr Kollege Al-Rawi hat schon im Zuge des
Gemeinderatswahlkampfes 2005 in einer Diskussion mit Herrn GR Stefan verlangt,
dass sich die Österreicher den Zuwanderern, also den Moslems anpassen sollen. (Widerspruch
bei der SPÖ.) Ich glaube, das geht entschieden ein bisschen zu weit. (Beifall
bei der FPÖ. - Zwischenrufe bei der SPÖ.) Und jetzt, meine Damen und
Herren, kommen der Herr Bürgermeister und Frau Stadtschulratspräsidentin
Brandsteidl und fordern offen, die Lehrer sollen verpflichtend Türkisch und
Serbokroatisch in den pädagogischen Anstalten lernen. (GRin Nurten Yilmaz:
Anstalten?) Nicht freiwillig - wie es zum Beispiel aus Vorarlberg zu
vernehmen war, nach einer gewissen politischen Vollbremsung -, sondern
verpflichtend! Dass Sie von der SPÖ, meine Damen und Herren, weit fehlen, war
mir von vornherein klar, aber jetzt, muss ich sagen, überschreiten Sie den
Rubikon! (Beifall bei der FPÖ. - GR Godwin Schuster: Sanfte Anpassung!)
Sogar der Herr Rauscher schreibt
im "Standard": Die Lösung ist Anpassung oder Assimilation. Und er
schreibt weiter: Die Lehre aus der französischen Intifada muss sein, dass man
die Entstehung solcher Parallelgesellschaften nicht zulassen darf. - Darum
frage ich Sie, meine Damen und Herren von der Sozialdemokratischen Partei: Ist
an Ihnen die europäische Entwicklung total
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